Großer Jubel herrschte nach dem spektakulären Viertelfinalsieg der DFB-Frauen nicht nur auf dem Platz, sondern auch in einigen Stuttgarter Bars. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/BAU
Während Public Viewing bei der Frauen-EM Mangelware ist, zeigen einige Bars in Stuttgart die deutschen Partien. Wie fällt das Zwischenfazit aus Gastro-Sicht aus?
Die Fußball-Europameisterschaft der Frauen geht in die heiße Phase – und das deutsche Nationalteam ist mittendrin. Gegen die Turnierfavoritinnen aus Spanien spielen die DFB-Frauen heute ab 21 Uhr in Zürich um den Finaleinzug.
Eine große Public-Viewing-Veranstaltung sucht man in Stuttgart allerdings vergeblich, trotz Rekord-Einschaltquoten im Free-TV. Immerhin zeigen einige Bars in der Stadt alle Partien des deutschen Teams – und haben dabei bislang gemischte Erfahrungen gemacht.
Viertelfinale der DFB-Frauen als Highlight in Stuttgarter Bar
„Bis jetzt ist das Interesse sehr mäßig“, sagt Barbara Schreiber, die Wirtin des „Maulwurfs“ in Vaihingen. Bei voller Auslastung bietet ihre Kneipe Platz für 80 Fans. Tatsächlich habe jedoch nur ein Bruchteil davon die Gruppenspiele des deutschen Teams und das Viertelfinale im „Maulwurf“ verfolgt. Das überrascht Schreiber angesichts ähnlicher Eindrücke bei Spielen der Frauen-Bundesliga nicht. Die Gastronomin bezeichnet den Frauenfußball als „absolutes Nischenprodukt“ – „schade, aber das ist halt so“.
Dagegen zieht Lisa Vogt ein deutlich positiveres Zwischenfazit zur EM aus Gastro-Sicht. „Das Turnier läuft sehr gut bei uns“, sagt die Kellnerin der „Alten Schule“ im Stuttgarter Osten. Ein besonderes Highlight: der Thriller im Viertelfinale, als sich die deutsche Elf trotz 110-minütiger Unterzahl nach großem Kampf im Elfmeterschießen gegen die spielstarken Französinnen durchsetzte. „Das war pure Energie. Der Raum war voll, alle haben geschrien“, erzählt Vogt.
Zwar können in der „Alten Schule“ nur rund 20 Leute vor dem Fernseher mitfiebern. Dafür ist die Nachfrage laut Vogt hoch. An den Spieltagen kämen häufig schon weit vor Anpfiff Fans in der VfB-Kneipe vorbei, um sich nach der Übertragung zu erkundigen.
„Palm Beach“ sieht wachsende Nachfrage in Stuttgart
An mangelndem Platz dürfte es im „Palm Beach“ nicht scheitern. Wie Marc Mrosk aus dem Event- und Reservierungsbüro mitteilt, zeigt die Sportsbar neben der MHP-Arena die Spiele bei Bedarf auf bis zu 40 Geräten, genug für rund 400 Zuschauerinnen und Zuschauer. Das Angebot werde zwar noch nicht im selben Ausmaß angenommen wie bei Partien der Männer. „Aber die Nachfrage ist da“, sagt Mrosk. Und sie scheint zu wachsen. Mrosk zufolge haben bei den Spielen dieser EM mehr Menschen das „Palm Beach“ aufgesucht als bei bisherigen Turnieren der Frauen.
Dass die Popularität des Frauenfußballs steigt, spürt auch Florian Kapfer. Der 34-Jährige ist der sportliche Leiter der Frauenteams des Stuttgarter Vereins FSV Waldebene-Ost. Er sagt: „Auch wenn wir noch ein gutes Stück Weg vor uns haben, geht im Frauenfußball schon viel in die richtige Richtung.“ Sein Verein schickt gleich zwei Teams ins Rennen, eines davon in der Regionenliga, der dritthöchsten Spielklasse bei den Frauen. Auch ein U17-Juniorinnen-Team gibt es.
Team-Urlaub in der Schweiz
Kapfer sieht es dennoch nicht als großes Problem, dass es in Stuttgart trotz des wachsenden Interesses an Public Viewing fehlt. „Der Frauenfußball ist es gewohnt, um Aufmerksamkeit zu kämpfen“, sagt er. Für das Halbfinale nimmt sein Verein das Thema ohnehin in die eigene Hand. Das Regionenliga-Team startet am heutigen Mittwoch in die Vorbereitung. Im Anschluss an den Trainingsauftakt schauen die Spielerinnen das Duell gegen Spanien dann gemeinsam im Vereinsheim.
Beim FSV Waldebene-Ost gebe es einige leidenschaftliche Fans der Nationalauswahl, erzählt Kapfer. Ein paar Spielerinnen verfolgten sogar Partien live im Stadion in der Schweiz. „Die haben dort einen Team-Urlaub gemacht.“