Es könnte schnell gehen: Nächste Woche schon sollen die Stadträte darüber entscheiden, ob die Bürger in diesem Sommer umsonst in die Museen der Stadt gehen können.

Es ist bisher eher ein Zupfen. Richtig rabiat ziehen die Stadträte der SPD noch nicht an den alten Zöpfen. Freier Eintritt ins Museum? Das Streitthema ist zurück. Geht es nach den Genossen und Genossinnen, sollte man das in den Museen der Stadt zunächst einmal im Sommer testen. Einen schönen und nahe liegenden Titel haben sie sich schon ausgedacht: Stuttgarter Museumssommer.

Entscheidung im Gemeinderat

Nächsten Mittwoch sollen die Stadträte im Verwaltungsausschuss darüber entscheiden, ob „alle Stuttgarter Museen über die gesamten Sommerferien das Modell des freien Eintritts in einer Testphase anbieten, um den sowieso sehr besucherschwachen Sommer so zu beleben“. Und dabei ergründen, ob dieses Angebot neue Besucher in die Museen zieht.

Auch das Stadtpalais ist ein städtisches Museum. Foto: Lichtgut

„Im Anschluss soll diese Testphase gemeinsam mit dem Kulturamt ausgewertet werden, um hinsichtlich einer Fortführung des Angebots die Kompensationssumme ansetzen zu können und sich über eine pragmatische Umsetzung auszutauschen“, so die Vorstellung der SPD. Kompensationssumme bedeutet, den entgangenen Eintritt zu ersetzen. Stadträtin Sara Dahme hat schon mal ausgerechnet, dass dies, wenn überhaupt, wenige tausend Euro wären. Darüber hinaus rechne man nicht mit höheren Kosten, „da die Museen sowieso auf haben, Aufsichten vor Ort sind und für einen freien Eintritt keine Tickets ausgedruckt werden müssen“.

Das Kunstmuseum profitiert vom freien Eintritt

Ob dies funktionieren würde? Der Besuch des Kunstmuseums Stuttgart kostet dank einer Förderung im Jubiläumsjahr keinen Eintritt. Das Ergebnis? Im ersten Quartal 2025 sind mehr als doppelt so viele Menschen ins Museum gekommen wie im Vorjahr, nämlich knapp 140 000. Von der Museumsleitung hat Dahme erfahren, dass das Museum zu anderen Zeiten besucht wird als bisher üblich. Und Familien und Jugendliche werden viel öfter gesichtet als zuvor. Auch im Rahmen des Hitzesofortprogramms der Stadt ergebe es Sinn, dieses durch einfachen Zugang zu klimatisierten Orte wie Museen zu ergänzen. Zudem hätten diese Museen auch die ungeheure Qualität, Menschen einzuladen und zusammenzubringen.

Nun ist der Eintritt ins Hotel Silber, Hegel-Haus und Lapidarium und die Dauerausstellung im Stadtpalais sowieso umsonst, das Kunstmuseum durch seine Jubiläumsaktion frei zugänglich. Es geht also nur noch um die Sonderausstellungen im Stadtpalais. Was auch die niedrige Kompensationssumme erklärt. „Es wäre kein riesiger Schritt“, sagt Dahme, „aber ein großes Zeichen, man könnte sagen: In alle städtischen Museen ist der Eintritt frei.“ Keiner müsse mehr nachschauen, kostet das was oder nicht? „Die Kommunikation ist eindeutig.“ Und womöglich könne man auch das Land animieren, mit seinen Museen nachzuziehen. Die Staatsgalerie hat ja im August das Angebot, wer kommt, zahlt so viel, wie er möchte.

Das Land will nicht

Bisher war das Land eher unwillig. 2018 hatte eine Studie ergeben, der kostenlose Museumsbesuch ziehe nicht automatisch neue Besuchergruppen an. Ob ein Museum besucht werde, hänge von vielerlei Faktoren ab, hatte es damals geheißen, deshalb werde es in Baden-Württemberg „einen freien Eintritt ins Museum für alle nicht geben“.

Die Karlsruher Agentur Kulturevaluation hatte fünf Landesmuseen untersucht, die zeitweise freien Eintritt angeboten haben, etwa die Staatsgalerie Stuttgart während ihres Jubiläums oder das ZKM Karlsruhe bei seiner Ausstellung „Open Codes“. Insgesamt waren dabei 3500 Besucher schriftlich befragt worden. Immerhin 33 Prozent hatten damals gesagt, sie kämen ganz gezielt wegen des freien Eintritts, für 39 Prozent spielte es keine Rolle. Entscheidend seien auch die Angebote, die Erreichbarkeit, die Öffnungszeiten und der Standort eines Hauses. Dass sich im Landesmuseum Württemberg die Besuchszahlen verdoppelt haben, nachdem die Schausammlungen kostenlos wurden, liege auch an der zentralen Lage im Alten Schloss.

Was ganz offensichtlich in diesem Jahr auch für das Kunstmuseum gilt. Und da scheint der freie Eintritt ebenfalls ein wichtiges Kriterium zu sein.