Der Braunschweiger Mikrobiologe Jörg Overmann wird neuer Chef der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns. Wie Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) am Mittwoch bestätigte, wird Overmann zugleich den Lehrstuhl für Molekulare Biodiversitätsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) leiten. Die sechs Sammlungen werden zudem aufgewertet: Overmann wird ab 1. August hauptamtlicher Generaldirektor. Der renommierte Biologe war wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts „Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen“ (DSMZ), das nach eigenen Angaben weltweit die vielfältigste Bioressourcen-Sammlung besitzt.
Mit Overmann, so Blume, habe man „den besten Mann geholt“. Die Staatsregierung verbindet damit auch die Hoffnung, die eigenen Sammlungen in die Leibniz-Gemeinschaft führen zu können. Leibniz-Einrichtungen werden von Bund und Ländern gefördert und pflegen enge Kooperationen mit Hochschulen, der Industrie und internationalen Forschungspartnern. „Mit einer erstmals hauptamtlichen Generaldirektion, vielen neuen Stellen und zusätzlichen Mitteln legen wir die Grundlage für eine komplette Neuaufstellung der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen. So machen wir aus einem gewachsenen System eine schlagkräftige, moderne Forschungseinrichtung auf Höhe der Zeit – mit der Exzellenzuniversität LMU im Rücken“, sagte Blume.
Der neue Generaldirektor soll die Sammlungen „in die erste Liga führen“, so Blume. Mit seiner Expertise in der Forschung und in der Wissenschaftskommunikation soll Overmann auch das geplante Bayerische Naturkundemuseum neu konzipieren. Dieses entsteht anstelle des jetzigen Museums Mensch und Natur in Schloss Nymphenburg. Die Erweiterung war zuletzt wegen verschiedener politischer Querelen ins Stocken geraten. Nach dem Weggang des Gründungsdirektors Michael Gorman war die Zukunft ungewiss. Jetzt soll neuer Schwung in das Projekt kommen. „Was wir mit dem Deutschen Museum als Leibniz-Forschungseinrichtung im Bereich der Technik erreicht haben, wollen wir mit dem neuen Museum im Bereich der Lebens- und Umweltwissenschaften erzielen“, sagte der Minister: internationales Renommee und Sichtbarkeit.
Über die Personalie war monatelang spekuliert worden. Die Bayerischen Sammlungen für Zoologie, Botanik, Geologie, Mineralogie, Paläontologie, Anthropologie und Paläoanatomie verfügen über einzigartige Objekte – etwa die weltweit größte Schmetterlingssammlung, Dinosaurier-Skelette und ein einmaliges Pflanzenarchiv. Sie verfolgen wichtige Projekte wie etwa das DNA-Barcoding Projekt, eine ständig wachsende Datenbank heimischer Arten, die wichtige Erkenntnisse zur Biodiversität liefert. Doch sie führten bislang ein starkes Eigenleben. Auch bei der Digitalisierung und der Kommunikation untereinander und nach außen hatten sie Nachholbedarf.
Overmann, der zugleich Professor für Mikrobiologie an der Technischen Universität Braunschweig war, habe das DSMZ in den vergangenen 15 Jahren um fünf neue Abteilungen einschließlich der Forschungsabteilung für Mikrobielle Ökologie und Diversitätsforschung erweitert, heißt es aus Braunschweig. Er leitete die Digitalisierung der Informationsbestände des Instituts ein. Sein wissenschaftliches Werk widmet sich insbesondere der biologischen Vielfalt von Mikroorganismen und reicht von Tiefseebakterien und ihrer Rolle im Kohlenstoffkreislauf bis zum Einfluss von Bakteriengemeinschaften an Pflanzenwurzeln, auf Amphibien oder Fischen.