„Wie ein Schiff“ ruhe das Gebäude am stark befahrenen Wilhelmsruher Damm im Märkischen Viertel, schreiben Anne Lampen Architekten (Berlin), die für dessen Umbau zuständig waren. Als das Haus 1970 nach Entwürfen des Berliner Architekten Waldemar Poreike eröffnete, hatte hier die Verwaltung der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gesobau ihren Sitz. Sie hält noch heute einen Hauptanteil aller Wohnungen in der Großsiedlung im Berliner Norden. 

2019 zog die Gesobau mit ihren Büros komplett aus. So wurden der Kopfbau zur Straße und das erste Obergeschoss des Hauses frei. Die Wohnungsbaugesellschaft entschied sich gegen Abriss und für Erhalt beziehungsweise Umbau. Im nördlichen Teil hatten von Anfang an Wohnungen gelegen. Statt der ehemaligen Verwaltungsbüros sind nun 52 weitere, altersgerechte Kleinwohnungen entstanden. An solchen besteht ein großer Bedarf im Märkischen Viertel. Viele Erstmieter*innen aus den 1970er Jahren haben inzwischen ein hohes Alter erreicht, wollen aber weiter in ihrem Kiez wohnen. 

Anne Lampen Architekten sind dem Gebäude mit Fingerspitzengefühl zu Leibe gerückt. Durch das Zurücksetzen der Fensterbänder entstanden stellenweise barrierefreie Loggien, ohne die ursprüngliche Fassadenwirkung signifikant zu verändern. Zudem haben die Fassaden an Tiefe und Abwechslung gewonnen. Die markanten roten Fensterprofile mussten ausgetauscht werden, dafür übertrugen die Architekt*innen das Rot auf die neuen Sonnenschutzjalousien. Im nördlichen Gebäudeteil behielten sie die ursprünglichen Wohnungsaufteilungen, zum Teil als Maisonetten, bei. Die langen Innenflure weiteten sie an den Eingangstüren auf. 

Im Erdgeschoss liegen Gewerbeeinheiten und das kleine, verbliebene Kundencenter der Gesobau. Die kräftigen Betonpfeiler bilden weiterhin das wichtige Gegengewicht zur ansonsten horizontalen Gliederung der Fassaden. Die Haustechnik wurde komplett erneuert, der Energiestandard erfüllt nun die Kriterien eines Energieeffizienzhauses 100. Insgesamt bietet das Haus mit knapp 9.400 Quadratmetern Bruttogrundfläche 72 Wohnungen zwischen einem und vier Zimmern.

Die Baukosten der Kostengruppen 200-500 geben die Architekt*innen mit rund 13,2 Millionen Euro an. Anne Lampen Architekten waren in den Leistungsphasen 1–5 zuständig, beteiligt waren außerdem SPP Schüttauf und Persike Planungsgesellschaft (Berlin) sowie MEWIS Landschaftsarchitekten (Biesenthal). (fh)

Fotos: Thomas Bruns, Stefan Müller, Anne Lampen  

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Das Projekt ist auch Teil unserer BauNetz WOCHE #674 „Lichtblicke im Berliner Wohnungsbau“.

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