Stand: 23.07.2025 17:58 Uhr

Jonathan Milan ist bei der Tour de France sein zweiter Etappensieg gelungen. Im Regen von Valence siegte der Italiener mit einer halben Radlänge Vorsprung. Genau an der Flamme Rouge einen Kilometer vor der Ziellinie hatte ein Sturz viele Kontrahenten ausgebremst. Nur acht Profis sprinteten daher im strömenden Regen um den Sieg. Jordi Meeus belegt den zweiten Platz, Tobias Lund Andresen wurde Dritter.

Milan hatte beim Finale eindeutig die besten Beine. Der 24-Jährige ging 150 Meter vor dem Ziel in den Wind, zog an Meeus und Davide Ballerini an der Spitze vorbei und brachte seinen Vorsprung ins Ziel. Mit dem Sieg holte Milan 50 Sprintpunkte und liegt in der Wertung für das Grüne Trikot jetzt 72 Punkte vor Tadej Pogacar.

Bei dem Sturz auf der Zielgeraden war ein halbes Dutzend Fahrer zu Boden gegangen. Auch Biniam Girmay war betroffen und hielt sich die Schulter. Tim Merlier, der mit zwölf Saisonsiegen erfolgreichste Sprinter, wurde durch den Sturz aufgehalten. Der Belgier hatte aber Glück und konnte auf dem Rad bleiben.

Phil Bauhaus wurde als bester Deutscher Zehnter. Auch der Bocholter konnte im Finale nicht eingreifen. „Ich war der Letzte, der noch durchgekommen ist. Der Sturz war direkt vor mir links. Ich hatte Glück, dass die Fahrer und Räder nach links gerutscht sind und ich rechts vorbei konnte“, so Bauhaus im Interview mit der Sportschau. Pech hatte der zweite deutsche Sprinter Pascal Ackermann. Der 31-Jährige ging zu Boden, blieb aber offenbar unverletzt. Florian Lipowitz kam als Gesamt-Dritter im Feld der Klassementfahrer zeitgleich mit dem Gesamtführenden Pogacar ins Ziel (+1:09 Minuten).

Vermutlich keine Chancen mehr für Sprinter

Bei der 17. Etappe ging es über 161 Kilometer von Bollène nach Valence. Dabei standen lediglich zwei Bergwertungen der 4. Kategorie an. Für die Sprinter war es die wohl letzte Chance auf einen Etappensieg. Vor dem Finale in Paris folgen zwei Bergetappen und eine hügelige Etappe mit Klassiker-Charakter. Und in Paris wird sehr wahrscheinlich diesmal kein Sprinter gewinnen können. Wie bei Olympia geht es über den Montmartre. Gleich dreimal müssen die Fahrer am letzten Tag der Tour über den Pariser Hausberg.

Ganz untypisch für diese Tour fand sich nach dem Start schnell eine Ausreißergruppe. Vincenzo Albanese, Quentin Pacher, Mathieu Burgaudeau und Jonas Abrahamsen konnten sich absetzen. Nach 30 Kilometern hatte das Quartett bereits zweieinhalb Minuten Vorsprung.

Milans Team kontrolliert das Tempo

An der Spitze des Pelotons kontrollierte vor allem Lidl-Trek mit Milan im Grünen Trikot das Tempo. Der Italiener lag vor dem Start in der Sprintwertung nur noch elf Punkte vor Tadej Pogacar und musste unbedingt punkten, um überhaupt eine Chance zu haben, in Paris das Trikot noch zu tragen. Pogacar könnte mit weiteren Etappensiegen in den Alpen an Milan vorbeiziehen.

Soudal Quick-Step, am Vortag erfolgreich am Mont Ventoux mit Valentin Paret-Peintre, unterstützte mit Maximilian Schachmann die Tempoarbeit des Pelotons. Mit Merlier hatte die belgische Equipe ebenfalls einen Anwärter auf den Tagessieg in den Reihen. Der Belgier gewann bereits die 3. und 9. Etappe.

Milan und Merlier müssen abreißen lassen

Merlier hielt sich beim Zwischensprint nach 48 Kilometern zurück und sparte seine Kräfte. Er hat keine realistischen Chancen auf das Grüne Trikot. Den Sprint des Hauptfeldes gewann Milan und holte noch elf Punkte. Die maximal möglichen 20 Punkte sicherte sich Ausreißer Abrahamsen.

Für Aufregung sorgte dann die erste Bergwertung des Tages. Am 3,7 Kilometer langen Anstieg zum Col des Pertius mit im Schnitt 6,6 Prozent Steigung verschärfte Ineos das Tempo. Die Sprinter mit Milan und Merlier wurden dadurch abgehängt, und der Vorsprung der Ausreißer schrumpfte auf Sekunden. Lidl-Trek beorderte Quinn Simmons und Soudal Quick-Step Jasper Stuyven zurück zu den Sprintern. Schließlich schafften es die schnellen Männer zurück ins Hauptfeld. Danach beruhigte sich wieder alles und der Vorsprung der Spitzengruppe wuchs wieder auf über eine Minute.

Van Aert attackiert an der 2. Bergwertung

Die zweite Bergwertung des Tages am Col de Tartaiguille war 3,6 Kilometer lang, hatte aber mit im Schnitt 3,5 Prozent eine gemäßigte Steigung. Diesmal ließen sich Milan und Co. nicht überraschen, der Italiener fuhr ganz vorne im Feld. Eine Attacke gab es dennoch. Wout van Aert legte sich richtig ins Zeug und hatte an der Bergwertung schon rund 20 Sekunden rausgefahren. Als Solist versuchte der Belgier, an die Spitzengruppe heranzukommen – vergeblich. Van Aert ließ sich wieder zurückfallen.

Bei einsetzendem Regen ging es danach für das Peloton in Richtung Valence. 30 Kilometer vor dem Ziel hatte das Ausreißer-Quartett lediglich 67 Sekunden Vorsprung. Die Sprinter-Teams hatten also alles unter Kontrolle. Vier Kilometer vor dem Ziel schluckte das Feld Abrahamsen als letzten Ausreißer.

Bergankunft auf 2.304 Metern am Donnerstag

Weiter geht es am Donnerstag mit der Königsetappe der Tour. Und dabei geht es hoch hinaus: Das Ziel am Col de la Loze in den französischen Alpen liegt auf 2.304 Metern. Zuvor müssen die Profis bei der 18. Etappe bereits über den Col du Glandon (1924 Meter) und den Col de la Madeleine – satte 5.500 Höhenmeter müssen die Profis dabei auf den 171,5 Kilometern überwinden. Zuletzt machte die Tour 2023 am Col de la Loze Station. Damals musste Pogacar eine heftige Niederlage einstecken. Der Slowene brach komplett ein und verlor mehrere Minuten auf den späteren Tour-Sieger Jonas Vingegaard. Die Etappe gewann 2023 Felix Gall.