Temperaturen um die 50 Grad
Hitze sorgt für Hunderte Todesfälle in Frankreich und Italien
23.07.2025, 20:23 Uhr
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Schwer vorzustellen im grauen und verregneten Deutschland: Eine Hitzewelle grassiert derzeit in den europäischen Urlaubsregionen. Sehenswürdigkeiten bleiben geschlossen, wilde Tiere tummeln sich an den Stränden. Und nicht nur das: Viele Menschen sterben wegen der hohen Temperaturen.
Europa ächzt unter der Hitze. Schon morgens um 10 Uhr herrschen mehr als 30 Grad auf Sizilien, 36 Grad in der türkischen Metropole Istanbul, 38 Grad auf der griechischen Insel Lesbos: Im Süden und Südosten Europas macht eine tagelange Hitzewelle den Menschen das Leben schwer. In Griechenland gelten während der heißesten Mittagsstunden vielerorts Arbeitsverbote. In Italien und Frankreich wird von Todesfällen berichtet, die mit der Hitze in Zusammenhang gebracht werden. In der Türkei wächst derweil angesichts der anhaltenden Trockenheit die Angst vor großen Waldbränden.
Frankreich
Die frühe und schlimme Hitzewelle zu Beginn des Sommers hat in Frankreich bereits zu mindestens 480 zusätzlichen Todesfällen geführt. Dies bedeute einen Anstieg der Sterbezahlen in diesem Zeitraum um 5,5 Prozent, teilte die nationale Gesundheitsbehörde in Paris mit. Die meisten der Betroffenen waren demnach über 75 Jahre alt. Eine umfassendere Bilanz zu den Hitzetoten des Sommers werde Mitte September veröffentlicht.
Am stärksten betroffen ist die südfranzösische Region Provence-Alpes-Côte-d’Azur. Dort werden bisher 140 Todesfälle den extremen Temperaturen zugeschrieben, was einem Anstieg um gut neun Prozent entspricht. Im Großraum Paris, in der nordfranzösischen Region Hauts-de-France und auf Korsika wurden keine zusätzlichen Todesfälle registriert. Die Gesundheitsbehörde verwies darauf, dass die Siedlungsdichte in den betroffenen Regionen sehr unterschiedlich sei.
Diese Zahlen machten deutlich, dass die Strategie zur Anpassung an den Klimawandel verbessert werden müsse. Es seien dringend Schutzmaßnahmen nötig, um die gesundheitlichen Gefahren der Hitzewellen zu verringern. Die Behörde betonte zudem, dass 70 Prozent der Todesfälle, die auf hohe Temperaturen zurückzuführen seien, nicht auf die heißesten Tage fallen.
Italien
Der Süden Italiens stöhnt ebenfalls unter großer Hitze. In den vergangenen Tagen gab es nach Angaben der Behörden allein in der Region Apulien mindestens fünf Todesfälle, die in Zusammenhang mit den hohen Temperaturen stehen könnten. In Palermo, der Hauptstadt der Insel Sizilien, gilt die höchste Hitze-Alarmstufe Rot.
In mehr als einem Dutzend weiterer Städte gelten ebenfalls Hitzewarnungen. Das bedeutet, dass auf körperliche Anstrengungen im Freien möglichst verzichtet werden soll. Ältere Menschen sollen sich besonders in Acht nehmen. Für die nächsten Tage sagen die Wetterdienste keine Entspannung voraus. Das Hochdruckgebiet aus Afrika, das von den Meteorologen „Kamel“ genannt wird, soll dem Süden des Landes Temperaturen bis zu 45 Grad bringen.
Griechenland
Nicht nur die Akropolis in Athen und andere beliebte Altertümer bleiben über die Mittagsstunden geschlossen. Auch Angestellte von Lieferdiensten, Bauarbeiter und die Beschäftigten in der Landwirtschaft müssen dann die Arbeit einstellen. So will es das griechische Gesetz für Arbeit im Freien, wenn die Temperaturen auf über 40 Grad und örtlich sogar 45 Grad klettern, so wie es derzeit und auch noch in den nächsten Tagen der Fall sein soll.
Mittags ist die Akropolis geschlossen, zu den anderen Zeiten tummeln sich die Touristen in der prallen Sonne.
(Foto: picture alliance/NurPhoto/Nikolas Kokovlis)
Zudem bleiben städtische klimatisierte Räume für jedermann geöffnet – für den Fall, dass man zu Hause keine Klimaanlage hat. Ärzte warnen, dass sich vor allem Ältere und kleine Kinder nicht im Freien aufhalten sollten, dass die Menschen ausreichend Wasser trinken sollen und Alkohol unbedingt zu vermeiden ist.
Die Hitze und ausbleibende Niederschläge führen zu Trockenheit, der Wassermangel löst bei den Behörden Besorgnis aus. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis legte einen „nationalen Wasserplan“ vor, der eine Änderung des Wassermanagements vorsieht.
Türkei
Im südtürkischen Marmaris wurden die Urlauber derweil am Strand von Wildschweinen überrascht, die offensichtlich Abkühlung benötigten. Ein Rudel mit mehreren Frischlingen wanderte durch die Sonnenliegen von lachenden Touristen, wie Aufnahmen zeigen. Zielstrebig laufen die Schweine dann aufs Meer zu und suhlen sich im kühlen Nass.
Bereits am Dienstag wurden in 6 der 81 Provinzen des Landes mehr als 40 Grad gemessen, heute kletterten die Temperaturen noch höher. In der Metropole Istanbul waren es schon am Morgen 36 Grad. Nach Angaben des Wetterdienstes sollen die Temperaturen im gesamten Land zwischen sechs und zwölf Grad über dem Normalwert liegen. Die Behörden riefen die Menschen dazu auf, sich tagsüber in Innenräumen aufzuhalten. Tierschützer erinnerten daran, Wasser für die vielen Straßentiere rauszustellen.
Zu der Hitze kommt die Trockenheit, wodurch sich Waldbrände schneller ausbreiten können. Zurzeit kämpfen die Einsatzkräfte nach offiziellen Angaben gegen drei aktive Feuer. Besonders im westtürkischen Sakarya sind die Flammen nur schwer unter Kontrolle zu bringen. Dort mussten bereits mehrere Dörfer evakuiert werden.