Auch im Bergischen Städtedreieck starten dann – oder auch im September – viele junge Menschen in einen neuen Lebensabschnitt und verdienen möglicherweise erstmals eigenständig Geld. Kurz vor Ausbildungsbeginn gibt es in der Region noch viele freie Ausbildungsplätze.

In Wuppertal waren zuletzt (Stand 30. Juni) noch 818 Ausbildungsstellen unbesetzt, teilt die Bergische IHK mit. Im gesamten Bergischen Städtedreieck waren noch 1390 Stellen zu besetzen. „Es fehlen Bewerberinnen und Bewerber und es sind noch Ausbildungsplätze, insbesondere in den Metall- und Elektroberufen, unbesetzt“, sagt Geschäftsführer Thomas Wängler. „Wir rechnen mit weniger Azubis als im Vorjahr.“ Dass die Tendenz nach unten geht, bestätigt auch die Agentur für Arbeit Solingen – Wuppertal. Die Statistik führt insgesamt 1534 Ausbildungsstellen in Wuppertal auf.

„Es ist schwieriger geworden, die Stellen zu besetzen“, sagt Rita Walkenbach, Ansprechpartnerin im Personalwesen der Firma YKK Stocko Fasteners GmbH, ein Hersteller für Druckknöpfe und Verschlusssysteme. „Auch uns fehlen noch ein paar Auszubildende.“ Wieso die Besetzung nicht wie geplant klappt, könne sie nicht erklären.

Im Gegensatz dazu waren in der Statistik der Arbeitsagentur Ende Juni noch 783 von 1719 Bewerbern in Wuppertal als „unversorgt“ aufgeführt, also ohne Ausbildungsstelle und ohne Alternative. Im vergangenen Jahr waren es Ende Juni noch 660 „Unversorgte“ bei 900 unbesetzten Ausbildungsstellen. Angebot und Nachfrage stimmen oft nicht überein – und Unternehmen und Bewerber passen auch nicht immer zusammen.

Nicht nur die Unternehmen im Bergischen Städtedreieck haben Probleme, Azubis zu finden. Eine Umfrage der DIHK zeigt, dass etwa die Hälfte der Ausbildungsbetriebe im Ausbildungsjahr 2023/24 in Deutschland nicht alle Plätze besetzen konnte – Tendenz über die letzten Jahre steigend. Bei etwa 30 000 Betrieben sei gar keine Bewerbung eingegangen. Als Hauptursache für den Azubi-Mangel sieht die IHK den demografischen Wandel. Dazu kommen veränderte Berufswünsche bei jungen Menschen und der Trend zur Akademisierung. Die IHK will Unternehmen und Bewerber als Reaktion darauf aktiver zusammenführen. Und auch immer mehr Unternehmen verändern sich, wollen aktiver auf potenzielle Azubis zugehen oder passen ihr Ausbildungskonzept und die Vergütung an, um eine Lehre attraktiver zu machen.

Besser läuft die Azubi-Suche in diesem Jahr bei Policks Backstube – „erstaunlicherweise“, sagt Juniorchefin Svenja Polick. Sowohl in der Bäckerei als auch im Verkauf habe man jeweils vier Azubi-Stellen besetzen können. Auf Ausbildungsmessen und ähnlichen Veranstaltungen sei man sehr präsent gewesen, sagt sie. Es helfe, schon früh direkt ins Gespräch mit Interessenten zu gehen. Auf diesem Wege habe man auch schon Praktika vermitteln können, so Polick. Auch die Entlohnung ist ein Thema. „Wenn wir sagen, wie viel Geld es gibt, machen die Leute oft große Augen“, sagt Polick.

Ausbildung im Einzelhandel
ist besonders gefragt

Im ersten Ausbildungsjahr gibt es eine monatliche Vergütung von etwa 1000 Euro, im zweiten Jahr 1100, im dritten Jahr 1200 Euro. Im Vergleich zu anderen Branchen sind die tarifvertraglichen Vergütungen hier zuletzt enorm gestiegen. Zu den gefragtesten Stellen gehören laut Agentur für Arbeit und IHK die Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau im Einzelhandel, im Büromanagement sowie zum Kfz-Mechatroniker.

Mit der Ausbildungshotline berät die Bergische IHK in den Sommerferien Bewerber, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind. Von 10 bis 13 Uhr werden unter der Telefonnummer 0202/249 08 33 oder per E-Mail unter [email protected] Fragen beantwortet und Kontakt zu Unternehmen hergestellt. Zusätzlich gibt es die Ausbildungsplatzbörse der IHK. „Ausdrücklich sind auch die Betriebe aufgefordert, ihre freien Angebote auf der Plattform zu platzieren oder diese der IHK mitzuteilen.“