Mit leiser, brüchiger Stimme äußerte sich der angeklagte Fahrschullehrer aus Sigmaringen zu den schwerwiegenden Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden. Am Dienstag hat vor dem Landgericht Hechingen der Prozess gegen den 41-Jährigen begonnen, der sich seit seiner Festnahme am 18. März in Untersuchungshaft befindet.

Die Staatsanwaltschaft legt dem Mann am ersten von insgesamt vier Prozesstagen nicht nur sexuelle Übergriffe, sondern auch mehrere Vergewaltigungen zur Last. Im Zentrum der Anklage steht eine damals 17-jährige Fahrschülerin, die der Fahrlehrer laut Anklageschrift mindestens sechsmal vergewaltigt haben soll. Der Angeklagte beteuert, es habe sich dabei um einvernehmlichen Geschlechtsverkehr gehandelt.

„Wir hatten ein gutes Verhältnis“, sagte der Fahrlehrer rückblickend über seine Verbindung zu der damals 17-jährigen Fahrschülerin. Zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Übergriffe – im August 2024– habe er gemeinsam mit seiner Frau die Hochzeit vorbereitet. Diese Zeit sei für ihn mit großem Stress verbunden gewesen. In diesem Zusammenhang sei es zu einer Affäre mit der Jugendlichen gekommen, so der Angeklagte. Heute bereue er das zutiefst: „Ich kann mich nur bei meiner Frau entschuldigen“, sagte er unter Tränen vor Gericht.

Fahrlehrer spricht von Affäre

Auf Rückfrage, wie oft es zum Geschlechtsverkehr zwischen den beiden gekommen sei, konnte der Angeklagte keine Zahl nennen.

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Georg Menz, der Verteidiger des Angeklagten, versuchte aufzuzeigen, dass der Geschlechtsverkehr zwischen seinem Mandanten und der Fahrschülerin einvernehmlich gewesen sei. Schließlich hätte die Fahrschülerin jederzeit die Möglichkeit gehabt, die Fahrschule zu wechseln. Das sei aber nicht passiert. „Es gibt immer die Möglichkeit, zu gehen, wenn es einem nicht gefällt“, so der Rechtsanwalt.

Der Angeklagte soll mehrfach das ehemalige Kasernengelände mit seinen Fahrschülerinnen aufgesucht haben. Dort soll es auch zum Geschlechtsverkehr gekommen sein.Bild vergrößern

Der Angeklagte soll mehrfach das ehemalige Kasernengelände mit seinen Fahrschülerinnen aufgesucht haben. Dort soll es auch zum Geschlechtsverkehr gekommen sein. (Foto: Keiper (Archiv))

Laut Anklageschrift habe der 41-Jährige aber auch psychischen Druck auf die 17-jährige Fahrschülerin ausgeübt. Unter anderem habe er ihr gesagt, dass sie ihren Führerschein nicht erhalten werde, wenn sie sich nicht füge. Außerdem habe er ihr gedroht, ihr Leben zu ruinieren, sollte sie mit anderen über die Vorfälle sprechen. Laut Staatsanwaltschaft befindet sich die Frau seit den Ereignissen in Therapie.

Über den Fall der 17-Jährigen hinaus, soll er bereits im Juli 2023 eine weitere Fahrschülerin auf das ehemalige Kasernenareal in Sigmaringen geführt und ihr dort bei Übungen mit der Kupplung an den Po gegriffen haben. Vor Gericht sagte die heute 19-Jährige aus, dass er ihr zuvor immer wieder Komplimente gemacht habe. Unter anderem habe er sie gefragt, wie man nur so hübsch sein und trotzdem so gut Auto fahren könne.

Es sind ein paar Sachen vorgefallen.

Leiter einer Fahrschule

Der Leiter der Fahrschule, bei der der Angeklagte zu diesem Zeitpunkt beschäftigt war, belastete den Angeklagten zusätzlich. „Es sind ein paar Sachen vorgefallen“, bestätigte der Fahrschulleiter vor Gericht. So habe unter anderem eine Fahrschülerin die Fahrschule gewechselt, nachdem der Angeklagte sie um Nacktbilder gebeten habe. Zudem habe es Videoaufnahmen davon gegeben, wie sich der 41-Jährige nach Fahrstunden ungebührlich verabschiedet habe.

<em>Staatsanwalt nennt pikantes Detail</em>Staatsanwalt nennt pikantes Detail

Dem 41-Jährigen wird unter anderem vorgeworfen, eine damals 17-jährige Fahrschülerin mehrfach vergewaltigt zu haben. Dabei ging er offenbar immer nach dem selben Muster vor.

Die Entscheidung, die Fahrschule nach nicht einmal einem Jahr zu verlassen, sei vom Angeklagten ausgegangen, stellte der Fahrschulleiter klar. Er habe wohl gemerkt, dass er bei dieser Fahrschule mit einem solchen Verhalten nicht durchkomme.

Soll junge Frauen an entlegene Orte geführt haben

Der Leiter der Fahrschule, bei der der Angeklagte danach arbeitete, wurde bislang noch nicht vernommen. In dieser Zeit soll es zu den Vergewaltigungen und mindestens einem weiteren Übergriff gekommen sein.

Laut Anklageschrift soll sich der Angeklagte nämlich auch an einer dritten, 18-jährigen Fahrschülerin, vergangen haben. Auch in diesem Fall soll er sie auf einen abgelegenen Parkplatz geführt haben. Dort soll er dann vor ihr masturbiert, sie dabei mehrfach an Brüsten und Beinen berührt sowie ihre Hand zu seinem Penis geführt haben.

Prozess teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Unabhängig von seiner Tätigkeit als Fahrlehrer soll er zudem im Herbst 2024 sich des Exhibitionismus schuldig gemacht haben. In seiner Wohnung habe er vor einer Bekannten masturbiert, ohne dass sie das gewollt habe.

Der Angeklagte bestreitet bislang all diese Vorwürfe. Die Verhandlung findet angesichts des jungen Alters der ehemaligen Fahrschülerinnen teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Fortgesetzt wird der Prozess am Dienstag, 29. Juli. Ein Urteil könnte am 21. August fallen.