Er steht immer ein wenig im Schatten der „großen“ Politik und ist doch ein wichtiges Gremium: Der Integrationsrat der Stadt Aachen vertritt die Interessen der Menschen mit internationaler Familiengeschichte. Und das sind nicht eben wenige, denn in Aachen leben Menschen aus mehr als 160 Nationen. Sie bringen ihre Kultur, ihre Religion oder ihre Lebensweise in die Stadtgesellschaft mit ein.
Bei der anstehenden Kommunalwahl am 14. September wird auch der Integrationsrat neu gewählt. Am Mittwoch hat der Wahlausschuss die eingereichten Kandidatenlisten mit einstimmigem Votum beschlossen. Zwei Bewerber der Liste Migranten für Integration und Teilnahme wurden wegen Formfehlern zurückgewiesen, sie hatten aber den Rückzug von ihrer Kandidatur ohnehin vorab bereits erklärt. Zugelassen sind demnach fünf Listen sowie ein Einzelbewerber, insgesamt gibt es 45 Kandidatinnen und Kandidaten.
Die meisten – nämlich 14 – Bewerber stellt die Liste Migranten für Integration und Teilnahme. Angeführt wird sie von der Sozialarbeiterin Anahid Younessi. Zwölf Bewerber stellt die Liste Aachener Demokratische Zusammenarbeit mit der Studentin Zeynep Özbay als Spitzenkandidatin. Sieben Bewerber hat die Liste WIR für Chancengerechtigkeit und Integration, auf der Sozialarbeiterin Julia Reif auf Platz 1 kandidiert. Sechs Bewerber finden sich auf der Liste Hevî – Hoffnung für Alle, die von Student Baran Yenen angeführt wird. Auf der Liste Barrierefrei, Brückenbauen, Inklusion und Vielfalt finden sich fünf Bewerber mit der Gesetzlichen Betreuerin Benan Yontar an der Spitze. Einzelbewerber ist der freiberufliche Dozent Ahmet Tarak.
Gewählt wird der Integrationsrat übrigens von Betroffenen: Zur Wahl aufgerufen sind Menschen mit internationaler Familiengeschichte, die in Aachen wohnen. Alle Menschen mit Migrationshintergrund, die mindestens seit dem 29. August 2025 in Aachen gemeldet sind, haben das Recht, bei der Wahl ihre Stimme abzugeben – vorausgesetzt, sie sind am Wahltag 16 Jahre alt und leben seit mindestens einem Jahr in Deutschland.
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Derzeit hat der Integrationsrat 21 Mitglieder sowie zehn stellvertretende Mitglieder. Er besteht aus direkt gewählten Mitgliedern mit internationaler Familiengeschichte sowie aus Mitgliedern des Stadtrats. Die gewählten Mitglieder stellen die Mehrheit. Kommissarischer Vorsitzender ist Ralf Demmer (CDU), seine Stellvertreter sind Julia Reif und Baran Yenen. Dass die Belange der Menschen mit Migrationshintergrund sichtbar, gehört, verstanden und vertreten werden, ist für Yenen der Kern der Arbeit im Integrationsrat. „Und er ist die optimale Möglichkeit – gewählt von Menschen, die selbst betroffen sind – Probleme aufzunehmen und im politischen Raum sichtbar zu machen. Wir wollen echte Politik machen, die Menschen repräsentieren, die sich nicht gesehen und alleingelassen fühlen.“
Der Integrationsrat arbeitet zu wichtigen Themen wie Bildung, Arbeit, soziale Teilhabe, gegen Rassismus, für gleiche Chancen und für die Integration von neu zugewanderten Menschen. Einmal jährlich verleiht er den Vielfaltspreis der Stadt Aachen (ehemals Integrationspreis) im Rahmen des „Festivals der Vielfalt“, das seit 2023 gefeiert wird. Dazu gehört auch die „Lange Tafel der Vielfalt“ auf dem Katschhof sowie das Einbürgerungsfest.