Berlin – Immer wieder Liegestütze. Kampfsport. Abseiltraining. Schüsse. Nachtmärsche. Blaue Flecken. Muskelkater. Und ein Ziel: Endlich zur Elite der Berliner Polizei gehören. Zwei junge Polizisten haben es erreicht. Und berichten in BILD über ihre ersten Einsätze.
2024 begleiteten BILD-Reporter die Beamten Ben und Paul monatelang beim Basislehrgang für das Berliner Spezialeinsatzkommando. Seit rund acht Monaten gehören sie nun dazu. Und sind im scharfen Einsatz.
Ben und Paul sind jetzt vollwertige Angehörige des Berliner Spezialeinsatzkommandos
Foto: Pressefoto Wagner
Erster Einsatz beim SEK: Frühstück machen
Bens erster echter Dienst beim SEK war eher langweilig. Er war einer der Neuen – und erfuhr zum Dienstantritt, was deren Pflichten sind: Frühstück fürs Team machen.
Dann – Anfang Dezember – der erste heiße Einsatz. Ein geplanter Zugriff in einer Wohnung: Dort sollte ein Mann eine scharfe Schusswaffe haben. Einsatzort Neukölln. Mehr wird nicht verraten. „Na klar konnte ich es kaum erwarten. Ich habe mich gefreut, endlich zeigen zu können, was ich gelernt habe. Und so stieg ich auch in eines der Teamfahrzeuge. Doch es kam auch die Nervosität: Hab’ ich alles? Sitzt die Ausrüstung richtig?“
Erster Zugriff lief wie geplant
Dann ging es in das Mehrfamilienhaus. Leise näherten sich die Elite-Polizisten der Wohnungstür, bezogen Stellung. Ben stand als Neuer nicht an erster Stelle, wäre es aber am liebsten gewesen.
Eine Handbewegung war das Zeichen, die Tür flog auf. Ben: „Jeder Raum wurde gesichert, ich übernahm das Badezimmer, doch da war niemand.“ Der Täter lag mit seinem großen Hund im Bett, seine Frau warf sich schützend über die beiden. Der Zugriff erfolgte schnell und professionell, der Täter blieb unverletzt, die Waffe wurde sichergestellt.
Ben und Paul während der Ausbildung an einem geheimen Ort in Berlin
Foto: Olaf Wagner
Mittlerweile hat Ben rund 30 Einsätze hinter sich. Er wird routinierter, ohne dass der Teufel Routine einzieht. Routine ist Feind, Routine kann tödlich sein. Denn jeder Einsatz ist anders. Bens Freundin hat sich damit abgefunden, welchen Job er macht.
Polizist Paul fasst IS-Unterstützer
Paul begann seinen Dienst Anfang Dezember. Und gleich der erste Fall klang brisant. Es ging um einen Unterstützer des IS. Er wurde mit einem weiteren Familienangehörigen in seiner Wohnung vermutet. Und auch Paul ging auf der Fahrt zur ersten Feuerprobe immer wieder all das Erlernte durch. Checkte auch immer wieder die Ausrüstung. Und freute sich über den Schlag auf die Schulter eines der alten Hasen kurz vor dem Eindringen in die Wohnung. Die „Wird schon schiefgehen“-Geste.
Geschaftt: Ben und Paul bekommen ihr Abzeichen vom „Lehrgangsvater“
Foto: Olaf Wagner
„Ich hatte tatsächlich Kontakt mit dem Verdächtigen.“ Die Aktion dauerte nur wenige Sekunden, kurz darauf fuhren die Männer wieder in ihre Unterkunft. Nun kümmerten sich der Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft Berlin um die Folgeermittlungen.
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Souveräner wirken sie jetzt, lässiger nach den ersten Feuertaufen, ohne Arroganz oder Überheblichkeit. Beide sind sich einig, dass der starke Stress, den sie im Lehrgang bewältigen mussten, sie jetzt professionell handeln lässt. Dass jede damals so verteufelte Schikane ihren Sinn hatte. Aber vor allem, dass jeder Einsatz eben anders ist.
Und auf eines freuen sie sich grinsend schon ein wenig – irgendwann auch mal das Frühstück der Frischlinge zu bekommen. Aber sie haben sich auch felsenfest vorgenommen, die dann Neuen ebenso herzlich aufzunehmen, wie sie es erfahren durften. „Wir gewinnen nur im Team“, sagt Paul, und Ben nickt ihm zu.
Einsatz im VIDEO: SEK überwältigt Axt-Mann an Tanke
Quelle: HannoverReporter08.06.2025