Der Grenzstreit zwischen Thailand und Kambodscha ist erneut eskaliert. In der Grenzregion gab es beiden Ländern zufolge heftige Schusswechsel. Während die thailändische Armee schrieb, kambodschanische Soldaten hätten das Feuer auf eine thailändische Militärbasis in der nordöstlichen Provinz Surin eröffnet, warf Kambodscha dem Nachbarland vor, zuerst geschossen zu haben. Die Angaben lassen sich schwer unabhängig überprüfen, beide sind zudem Konfliktparteien.
Der thailändische Ministerpräsident teilte mit, ein thailändischer Zivilist sei durch einen kambodschanischen
Artillerieangriff getötet worden. Ein fünf Jahre altes Kind sei zudem
schwer verletzt worden, auch zwei weitere Menschen hätten Verletzungen
erlitten. Das Außenministerium warf Kambodscha zudem vor, zivile Ziele, darunter auch ein Krankenhaus, anzugreifen. Zuvor hatte die thailändische Armee mitgeteilt, dass drei thailändische
Zivilisten bei einem Raketenangriff aus Kambodscha verletzt worden
seien. Sie verurteilte den „gezielten Angriff auf Zivilisten“. Thailand schloss alle Checkpoints an den Grenzübergängen zum Nachbarland.
Kambodschas Ministerpräsident Hun Manet schrieb
auf Facebook: „Kambodscha hat sich stets für eine friedliche Lösung von
Problemen eingesetzt, doch in diesem Fall haben wir keine andere Wahl,
als mit bewaffneten Streitkräften auf bewaffnete Aggressionen zu
reagieren.“ Das kambodschanische Verteidigungsministerium verurteilte die „rücksichtslose und brutale thailändische Militäraggression“. Thailändische Kampfjets hätten zwei Bomben auf eine Straße abgeworfen. Ob es Verletzte auf
kambodschanischer Seite gab, war zunächst unklar.
Menschen sollen sich in Sicherheit bringen
Die kambodschanische Zeitung Phnom Penh Post schrieb von einem „eklatanten Akt militärischer Aggression, der den Frieden und die Stabilität in Südostasien bedroht“ und schrieb weiter, es handele sich um einen „unprovozierten Angriff auf kambodschanische Truppen“. Die thailändische Zeitung Bangkok Post schrieb hingegen, kambodschanische Soldaten seien verantwortlich und hätten auch mit Raketenwerfern auf Thailand gezielt. Thailändische F-16-Kampfjets hätten zwei militärische Ziele in Kambodscha angegriffen, sagte zudem ein thailändischer Armeesprecher.
Berichten zufolge sollen sich Menschen in der Region in Sicherheit gebracht haben, nachdem lautes Artilleriefeuer zu hören gewesen war. Auf im Internet verbreiteten Videos waren Explosionen zu sehen und laute Schussgeräusche zu hören.
© Lea Dohle
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Die thailändische Botschaft in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh
forderte ihre Staatsbürger auf, das Land „so schnell wie
möglich“ zu verlassen. Laut der thailändischen Zeitung Khaosod soll es zu Vorfällen an sechs verschiedenen Orten gekommen sein. Einer ereignete sich demnach nahe den Ruinen des bekannten Khmer-Tempels Prasat Ta Muen Thom.
Langwieriger Streit um Grenzziehung
Erst kurz zuvor hatten beide Länder erklärt, ihre diplomatischen Beziehungen herabzustufen. Thailand rief seinen Botschafter aus Phnom Penh zurück und wies gleichzeitig den kambodschanischen Botschafter aus. Ende Juni hatte Thailand bereits die Grenzübergänge in sechs Provinzen geschlossen.
Seit dem Ende der Kolonialzeit schwelt ein Streit über den genauen Verlauf der mehr als 800 Kilometer langen Grenze zwischen den beiden Ländern. Gestritten wird um die Grenzziehung im sogenannten Smaragd-Dreieck, wo die
thailändische Provinz Surin und die kambodschanische Provinz Oddar
Meanchey sowie der Nachbarstaat Laos aneinander grenzen.
Zuletzt war der Streit eskaliert, nachdem es Ende Mai zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten beider Länder gekommen war. Dabei war ein kambodschanischer Soldat getötet worden. Erst am Mittwoch wurden zudem mehrere thailändische Soldaten durch die Explosion von Landminen in der umstrittenen Region verletzt. Einer verlor der Armee zufolge ein Bein. Thailand wirft dem Nachbarland vor, die Minen erst kürzlich verlegt zu haben.