Gerade erst hatten die Ukraine und Russland ihre neuen Friedensgespräche in Istanbul beendet, da schickte Kreml-Machthaber Wladimir Putin (72) erneut Drohnen in das überfallene Land. In der Nacht zu Donnerstag ist den Angriffen auch ein Stück Weltkulturerbe zum Opfer gefallen: Die bekannte Altstadt von Odessa wurde schwer getroffen.

In der Hafenstadt am Schwarzen Meer wurde der bekannte Markt Priwos durch die Angriffe in Flammen gesetzt. Schwer getroffen wurde zudem ein neunstöckiges Wohnhaus, wo über mehrere Etagen Wohnungen ausbrannten. Auch ein Einfamilienhaus und eine Tankstelle wurden zerstört. Nach bisherigem Stand wurden laut Behörden drei Menschen in der Stadt verletzt, die Einsatzkräfte suchen aber in den Trümmern noch nach möglichen weiteren Opfern.

Flammen und Zerstörung: Das Unesco-Weltkulturerbe ist Putins Angriff zum Opfer gefallen

Flammen und Zerstörung: Das Unesco-Weltkulturerbe ist Putins Angriff zum Opfer gefallen

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Seit Januar 2023 zählt die historische Altstadt von Odessa zum Weltkulturerbe

Seit Januar 2023 zählt die historische Altstadt von Odessa zum Weltkulturerbe

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Ein Kind nach Raketenangriffen in Tscherkassy verletzt

Auch aus anderen Teilen des Landes wurden schwere Angriffe gemeldet. In der Großstadt Tscherkassy nördlich von Kiew habe es sieben Verletzte gegeben, teilte Bürgermeister Anatoli Bondarenko mit. „Darunter ist auch ein Kind“, schrieb er auf Telegram. Die Stadt wurde unter anderem mit Raketen beschossen. Die Feuerwehr musste an verschiedenen Orten Brände löschen, die Energieversorgung im Stadtzentrum fiel aus.

Seit Beginn der russischen Invasion galt Odessa als gefährdet

Seit Beginn der russischen Invasion galt Odessa als gefährdet

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In der benachbarten Gebietshauptstadt Mykolajiw sind nach Angaben von Militärgouverneur Witalij Kim durch Drohnenangriffe ebenfalls mehrere Brände ausgebrochen. Bei den Attacken sei vorläufigen Angaben aber nur Sachschaden an Wohn- und Lagerhäusern entstanden. Personen seien nicht zu Schaden gekommen, schrieb er.

Von russischer Seite hieß es, ukrainische Drohnen hätten Gebiete im Süden Russlands am Schwarzen Meer angegriffen. Dabei sei eine Person getötet und eine weitere verletzt worden. Zudem habe eine Drohne ein Öllager südlich des Ferienorts Sotschi getroffen. Zum Teil lassen sich Angaben nicht überprüfen.

Friedensgespräche nach 40 Minuten beendet

Zuvor hatte es am Mittwoch in Istanbul erneut Friedensgespräche gegeben. Dabei wurden weitere Gefangenenaustausche erörtert. Das Gespräch zwischen den ukrainischen und russischen Delegationen wurde bereits nach 40 Minuten beendet.

Am Mittwoch hatten sich in Istanbul ukrainische und russische Delegierte zu Verhandlungen getroffen

Am Mittwoch hatten sich in Istanbul ukrainische und russische Delegierte zu Verhandlungen getroffen

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„Wir haben Fortschritte auf humanitärer Ebene erzielt, aber keine Fortschritte bei der Einstellung der Feindseligkeiten“, sagte der ukrainische Chefunterhändler Rustem Umerow nach dem Gespräch. Die Ukraine habe ein Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor Ende August vorgeschlagen. Mit einer Zustimmung zu diesem Vorschlag könne Russland seine konstruktive Haltung demonstrieren.

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Der russische Chefunterhändler Wladimir Medinski sagte, die Verhandlungsführer hätten sich auf den Austausch von mindestens 1200 weiteren Kriegsgefangenen auf beiden Seiten geeinigt. Russland habe zudem angeboten, weitere 3000 Leichen ukrainischer Soldaten zu übergeben.

Ukraine fordert sofortigen Waffenstillstand

Laut Medinski sieht sich Moskau auch eine Liste mit 339 Namen ukrainischer Kinder an. Laut Angaben aus Kiew sind die Kinder nach Russland entführt worden. Nach russischen Angaben hat Russland Kindern, die während des Krieges von ihren Eltern getrennt wurden, Schutz angeboten.

Zu dem ukrainischen Vorschlag eines Treffens zwischen Selenskyj und Putin sagte der russische Chefunterhändler, der Sinn eines solchen Treffens müsse die Unterzeichnung eines Abkommens sein, nicht eine erneute grundlegende Diskussion.

Er erneuerte die Forderung Moskaus nach einer Reihe von kurzen Waffenstillständen von 24 bis 48 Stunden, um die Bergung von Leichen zu ermöglichen. Die Ukraine fordert einen sofortigen und viel längeren Waffenstillstand.