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Nah dran an den Profis: Die Ballkinder des FC Rottach-Egern beim Abklatschen vor dem Spiel mit den Spielern von Gladbach (in weiß) und Charkiw (in Gelb).Nah dran an den Profis: Die Ballkinder des FC Rottach-Egern beim Abklatschen vor dem Spiel mit den Spielern von Gladbach (in weiß) und Charkiw (in Gelb). © Maja Dorby

Im Testspiel gegen FK Metalist 1925 Charkiw verliert Borussia Mönchengladbach 1:3. Trotzdem ziehen die Fohlen ein positives Fazit zum Trainingslager in Rottach-Egern – und kündigen ihre Rückkehr an.

Rottach-Egern – Der Begriff der Fohlen-Elf wurde Mitte der 1960er-Jahre geprägt, als Borussia Mönchengladbach mit seiner sehr jungen Mannschaft und einer stürmisch-unbekümmerten Spielweise für Furore sorgte. Heute ist die „Fohlen-Elf“ die Marke des Vereins, und die will gelebt werden. Wie das in der neuen Saison aussehen soll, zeigte die Borussia am Dienstagabend im Testspiel in Rottach-Egern gegen Metalist 1925 Charkiw. Zwar setzte sich der Aufsteiger aus der ukrainischen 1. Liga mit 3:1 (1:1) durch, aber das tat der guten Stimmung bei der Borussia keinen Abbruch.

Wie bei Testspielen gerne genommen, schickte Trainer Gerardo Seoane zur zweiten Halbzeit ein neues Team auf den top gepflegten Rasen. Seine A-Elf hatte sich zuvor ordentlich präsentiert, Einsatzbereitschaft gezeigt und das Tempo im Spiel gehalten. Was gegen die bulligen Spieler von Charkiw nicht einfach war, denn die Ukrainer zeigten Siegeswillen und körperlichen Einsatz – auch an der Grenze des für Freundschaftsspiele üblichen Rahmens.

Familäres Umfeld im Tal

Eine unnötige Ecke nutzte Metalist dann konsequent: Yevhen Pavliuk traf mittig aus fünf Metern. Keeper Moritz Nicolas war ohne Chance. Die Borussia ließ sich aber nicht aus dem Takt bringen. Kurz darauf setzte Kevin Stöger Neuzugang Haris Tabakovic in Szene, und der Ex-Hoffenheimer zog aus fünf Metern ab – 1:1. Der Gladbacher Anhang im gut gefüllten Sportplatz am Birkenmoos war wiederbelebt.

Testspiel Borrussia Mönchengladbach - FK Metalist 1925 CharkiwAngriff Borrussia (Luca Netz) In Bedrängnis: Auf der linken Außenbahn hatte Gladbachs Luca Netz kein leichtes Spiel gegen die kämpferischen Gegenspieler. © Stefan Schweihofer

Im zweiten Durchgang setzte Seoane verstärkt auf die Fohlen im Team, was Charkiw einen Vorteil verschaffte. Denn was die Perspektivspieler um den vielversprechenden Neuzugang Jens Castrop (kam vom 1. FC Nürnberg) an fußballerischem Können mit Tempo, Wendigkeit und zwei, drei guten Chancen zeigten, fehlte letztlich körperlich. Charkiw ließ die Borussia am Strafraum auflaufen, um dann selbst gefährliche Gegenangriffe zu starten. Ein Missverständnis bei einem Rückpass führte spät zur erneuten Führung für Charkiw durch Ihor Korhut (79.), der Keeper Jonas Omlin keine Chance ließ und kurz darauf nach einem Konter den 3:1-Endstand perfekt machte (92.).

Auch wenn es das Ergebnis nicht so recht zeigen mag: Für Mönchengladbach ist das Trainingslager am Tegernsee gewohnt erfolgreich gewesen. „Wir haben hervorragend gearbeitet“, stellte Sportdirektor Roland Virkus auf Nachfrage unserer Zeitung fest. „Der Platz ist top, das Wetter hat gepasst, und wir haben unter sehr guten Bedingungen gearbeitet.“

Testspiel Borrussia Mönchengladbach - FK Metalist 1925 CharkiwBorrussia Fans mit Jünter Nähe zählt: Gladbachs Maskottchen Jünter besucht die mitgereisten Fans. © Stefan Schweihofer

Dazu passe auch das familiäre Umfeld im Tegernseer Tal. „Wir sind ein sehr nahbarer Fußballverein, dazu zuverlässig und respektvoll. Das sind wichtige Werte, die wir leben.“ Auch wenn es in Sachen Respekt zuletzt durch das Video von Mittelfeldspieler Florian Neuhaus eine Delle gab. Die Sanktion für diesen „Verstoß gegen unsere Werte“: Neuhaus durfte nicht mit ins Trainingslager, muss einen Monat lang mit der zweiten Mannschaft arbeiten und sich empfehlen – „sportlich“, wie Virkus betont.

Trainingslager ist zur Tradition geworden

Vielleicht ist Neuhaus 2026 beim nächsten Trainingslager der Borussia in Rottach-Egern wieder dabei. Laut Virkus will man gerne wieder kommen. Im Verein, der mit Fanartikel-Verkauf, Fan-, Medien- und Spielerbetreuung, Trainerstab und Spielerkader als großer Troß ins Tal kommt, schätzt man die hilfsbereite, freundliche Art der Leute vor Ort. Das Trainingslager am Tegernsee ist nach über zwölf Jahren eine liebgewonnene, gelebte Tradition – für die Borussia und ihre Fans wie für die Rottacher. Davon konnten sich auch Sponsorenvertreter überzeugen, die das Spiel gegen Charkiw verfolgten.

Rottachs Bürgermeister Christian Köck bestätigt das gute Verhältnis: „Es ist immer wieder beeindruckend.“ An die 1000 Fans sollen diesmal mitgereist sein. Dazu die Mitarbeiter des Vereins, die talweit untergebracht sind. „Das ist mittlerweile ein Wirtschaftsfaktor für das Tegernseer Tal.“ Und mit dem VfB Stuttgart, der hier am Montag seine Zelte aufschlägt, klopft der nächste Bundesligist an.

Testspiel Borrussia Mönchengladbach - FK Metalist 1925 CharkiwTrainer Borrussia Gerardo Seoane Kritischer Blick: Gladbachs Trainer Gerardo Seoane. © Stefan Schweihofer

Damit hat Rottach-Egern etwas geschafft, was andere vergeblich versuchen: sich im Profisport zu positionieren und diese Strahlkraft zu nutzen. „Das liegt an unserem hervorragenden Platz“, weiß Köck, „und dem hervorragenden Althoff Seehotel Überfahrt. Dazu die schöne Umgebung mit See und Bergen.“ Nicht zu vergessen der Zusammenhalt bei allen Beteiligten, sei es beim FC Rottach-Egern, der Feuerwehr oder der Polizei. „So wie jetzt ist es genau richtig – nicht zu groß, nicht zu klein.“ Denn wo können die Profis nach dem Spiel mit dem Radl zurück zum Hotel fahren?