Pilze

Pilze kommen an vielen Orten vor, auch in unserem Körper

(Bild: JoannaTkaczuk/Shutterstock.com )

Wissenschaftler untersuchen, ob Pilze in unserem Körper Erkrankungen mitverursachen oder unser Verhalten steuern könnten. Die Forschung steht noch am Anfang.

Pilze leben überall in unserem Körper – auf der Haut, in der Nase, Vagina und im Darm. Während Ärzte seit langem wissen, dass Pilze gefährliche Gehirninfektionen verursachen können, untersuchen Forscher nun, ob diese Mikroorganismen auch andere neurologische Auswirkungen haben könnten.

Gefährliche Gehirninfektionen nehmen zu Die Zahl der Pilzinfektionen im Gehirn ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen, berichtet Rebecca Drummond, Pilzimmunologin an der Universität Birmingham gegenüber der BBC. Dies liegt an der wachsenden Zahl von Menschen mit geschwächtem Immunsystem – durch HIV, Krebsbehandlungen oder Organtransplantationen.

Pilze wie Aspergillus oder Cryptococcus gelangen meist über die Lunge ins Gehirn, seltener über den Darm. „Das verursacht enormen Schaden“, sagte Drummond. Aspergillus-Infektionen haben Sterblichkeitsraten von über 90 Prozent. Überlebende leiden oft unter dauerhaften Hirnschäden wie Sehstörungen und Gedächtnisverlust.

Verbindung zu Alzheimer erforscht

Molekularbiologe Richard Lathe von der Universität Edinburgh erforscht, ob Pilze häufiger ins Gehirn gelangen als bisher angenommen und zu Alzheimer beitragen könnten. In mehreren Fällen, wo Ärzte bei vermeintlichen Alzheimer-Patienten Infektionen entdeckten und behandelten, „verschwanden die Demenz-Symptome“, sagte Lathe.

„Einige gingen sogar wieder arbeiten.“ Lathe argumentiert, dass die bei Alzheimer typischen Proteinablagerungen eigentlich Abwehrmechanismen gegen Mikroben seien. In einer noch nicht begutachteten Studie fanden er und Kollegen in Gehirnen verstorbener Alzheimer-Patienten mehr Bakterien, Viren und Pilze als bei gesunden Menschen.

Mikrobiologe Matthew Olm von der Universität Colorado bezweifelt jedoch, ob diese Mikroben-Fragmente tatsächlich die Krankheit verursachen oder nur Kontaminationen darstellen.

Darm-Pilze verändern Mausverhalten

Immunologe Iliyan Iliev von der Weill Cornell Medicine entdeckte 2022, dass Mäuse mit Candida albicans im Darm sozialer wurden – sie schnüffelten und kommunizierten mehr mit anderen Mäusen. Die Pilze scheinen über Immunsignale das Gehirn zu beeinflussen.

„Das war sehr überraschend für uns“, sagte Iliev. Ob diese Verbindung zwischen Darmpilzen und Gehirn auch beim Menschen existiert, ist unklar. Studien fanden jedoch unterschiedliche Pilzzusammensetzungen bei Menschen mit Depressionen oder bipolaren Störungen.

Frühe Forschung mit Potenzial

Neurowissenschaftlerin Emily Severance von Johns Hopkins untersucht, ob Candida-Überwucherung Schizophrenie-Symptome verstärken könnte. Frauen mit Schizophrenie, die Anzeichen einer Candida-Exposition zeigten, schnitten schlechter bei Gedächtnistests ab. „Wir können bisher nur Zusammenhänge feststellen“, sagte Severance.

Die Forschung sei „sehr aufregend – aber noch sehr früh“. Experten betonen, dass viele Pilze sogar nützlich sein könnten, etwa für das Immunsystem. „Pilze sind definitiv ein wesentlicher Teil eines gesunden Menschen“, sagte Olm. Dennoch sei es wichtig zu verstehen, wie diese Mikroorganismen unsere Gesundheit beeinflussen.