Die Wiedervereinigung des Englischen Gartens sei machbar – davon sind Petra Lejeune und Hermann Grub nach wie vor überzeugt. Das Architekten-Ehepaar setzt sich weiterhin für einen Tunnel am Isarring ein. Diese vierspurige Autoschneise teilt seit 1966 den Englischen Garten in einen Süd- und einen Nordteil. Doch die grün-rote Rathauskoalition hat sich vor drei Jahren von dem Projekt distanziert – mit der Begründung, es müssten rund 900 Bäume gefällt werden. Das sei zu viel.
Das Baureferat hat die Menge der Baumfällungen errechnet, Lejeune und Grub halten die Angaben für viel zu hoch. Nun hoffen die beiden, dass eine neue Machbarkeitsstudie das Projekt wiederbelebt. Die Studie soll prüfen, ob sich eine Trambahn entlang des Isarrings in einem Tunnel realisieren ließe. Sie soll eine Alternative für die von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) geplante Tram durch den Südteil des Parks sein, der die bayerische Staatsregierung als Eigentümerin vergangenes Jahr eine Absage erteilt hat. Jetzt hat die Regierung rund 120 000 Euro für die Finanzierung der Studie zugesagt, für die Vergabe ist Lejeunes und Grubs Stiftung „Ein Englischer Garten“ zuständig.
Petra Lejeune und Hermann Grub kämpfen weiter für einen Tunnel durch den Englischen Garten. (Foto: Stephan Rumpf)
Die Idee: Zwei verschiedene Projekte sollen zu einem zusammengefasst werden. München bekäme doch noch eine Tram-Nordtangente, und die beiden Teile des Parks würden durch ein rund 400 Meter breites grünes Band wieder verbunden. Die Tram-Trasse solle am Rand des Englischen Gartens entlang der Ifflandstraße nach Norden führen und dann in den Isarring in eine Tunneltrasse einfädeln. Sie würde auch den Tucherpark anbinden, wo unter anderem 600 neue Wohnungen und öffentliche Grünflächen entstehen sollen.
Welche Anbindung danach ans Tramnetz erfolgen könnte, solle die vom Freistaat finanzierte Studie klären, ebenso, was das Ganze kosten würde. Die damaligen Schätzungen allein für den Tunnel lagen vor zehn Jahren bei 125 Millionen Euro, von denen der Freistaat 35 Millionen Euro übernehmen wollte. Mit dieser Summe dürfte man bei den stark gestiegenen Baukosten bei Weitem nicht mehr hinkommen. Und dass die Stadt angesichts der schwierigen Haushaltslage und kräftigen Einsparungen für dieses Projekt Geld ausgibt, dürfte nach aktuellem Stand nahezu ausgeschlossen sein. Der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper, der den Tunnel unterstützt, meint dazu, wenn irgendwann wieder gute Jahre kämen, könne die Stadt das Projekt langfristig doch noch angehen.
Zur Vorgeschichte: 2010 stellten Lejeune und Grub erstmals ihre Idee für einen Tunnel am Isarring vor. Nachdem der Freistaat einen Zuschuss versprochen hatte, beschloss der Münchner Stadtrat 2017 einstimmig, die Planung aufzunehmen, die 2,7 Millionen Euro dafür spendierte der Bund. Dann übernahm das Baureferat die weiteren Planungen, Grub und Lejeune, die OB Dieter Reiter (SPD) 2018 für ihren Einsatz mit der Medaille „München leuchtet“ auszeichnete, waren nicht mehr beteiligt. 2022 schließlich kam das überraschende Aus für das Projekt.
Auch in den nächsten Jahren werden zwischen Nord- und Südteil des Englischen Gartens die Autokolonnen offen rollen. Daher ist es für Brannekämper, Lejeune und Grub erst recht wichtig, dass keine Tram durch den Südteil gebaut wird. „Das würde den Garten noch mehr zerschneiden“, sagt Grub. Jetzt biete sich die Gelegenheit, eine alte „Wunde“ zu heilen und eine neue zu verhindern.
Doch eine alternative Trasse lehnt die grün-rote Stadtratsmehrheit ab. Zuvor hatten auch FDP und Bayernpartei im Stadtrat eine Studie für eine alternative Trasse am Isarring beantragt, der Antrag kam jedoch nicht zur Abstimmung. Stattdessen teilte das Mobilitätsreferat seine Ablehnung schriftlich mit. Die Tram-Trasse ziehe wegen längerer Fahrzeiten weniger Fahrgäste an und sei wegen hoher Kosten voraussichtlich nicht förderfähig. Zudem sei es aus Sicherheits- und Brandschutzgründen nicht möglich, Tram und Autos durch einen gemeinsamen Tunnel zu führen. Die CSU sprach sich dagegen dieses Frühjahr für eine Machbarkeitsstudie aus. Die sei genau dazu da, solche Fragen zu klären.