Ziel sei es, urbanen Raum effizient zu nutzen und gleichzeitig dringend benötigte Ladeinfrastruktur in verdichteten Stadtteilen bereitzustellen. Die Umsetzung erfolgt modular und soll sich an verschiedene städtebauliche Umfelder anpassen lassen. Der Standort in Spandau dient zudem als Forschungs- und Entwicklungszentrum für weitere Anlagen.
Automatisiertes Parksystem mit Ladepunkten auf mehreren Ebenen
Der Turm basiert auf einem automatisierten Parksystem, das Fahrzeuge auf mehreren Ebenen vertikal einlagert. Jeder Stellplatz ist dabei mit einem 22-kW Ladepunkt ausgestattet. Die Steuerung erfolgt über eine App, die Zugang, Ladevorgang und Abrechnung in Echtzeit realisiert. Eine drehbare „Turn Plate“ ermöglicht, dass das Auto immer vorwärts ein- und ausfährt. Je nach Version misst ein Turm zwischen 16,5 und 38,8 Metern Höhe. Für Wohngebiete, Supermärkte oder Mobilitätsknotenpunkte verspricht das Konzept eine deutliche Reduktion des Flächenbedarfs. Laut Anbieter soll ein Turm die Stellplätze eines gesamten Straßenzugs ersetzen. Das gesamte Areal misst 2.100 Quadratmeter und soll neben dem Parkturm zusätzliche Parkplätze sowie Gewerbeflächen bieten. Geplant sind etwa ein Imbiss, ein Backshop und ein Showroom für das Konzept. Auch Kooperationen mit Carsharing- und Mikromobilitätsanbietern sind denkbar.
Begrünte Fassade reinigt die Luft
Zentrales Element der Konstruktion ist die rund 500 Quadratmeter große vertikal angelegte Grünfassade. Sie soll nebenbei dafür sorgen, dass die Luftqualität verbessert wird, als natürlicher Feinstaubfilter und Sauerstoffproduzent. Darüber hinaus soll das Gebäude die Umgebungstemperatur um bis zu vier Grad Celsius abkühlen können, so das Versprechen. Weiterer Nebeneffekt: Man schafft mit dem Grün an der Fassade auch Lebensraum für Insekten und Vögel. Die Pflanzenbewässerung soll über ein intelligentes, wassersparendes System erfolgen, gesteuert via Sensorik, die den Zustand und Pflegebedarf automatisiert erfasst. Die Begrünung soll den Turm zudem optisch hochwertig in das Umfeld integrieren.
Berlins Mobilitäts- und Umweltsenatorin Ute Bonde begrüßte das Projekt bei der Eröffnung als „Meilenstein“ für die Stadt. Um die Klimaziele zu erreichen, brauche es Veränderungen im Verkehrssektor – Projekte wie dieser Parkturm sieht sie als Schritt in diese Richtung. „Wer bequem laden kann, entscheidet sich schneller für die E-Mobilität“, meint die CDU-Politikerin.
Netzschonende Stromversorgung
Der Strom für den Ladeturm kommt komplett aus erneuerbaren Energien. Dabei soll ein smartes Energiemanagement-System die Lastspitzen ausgleichen, den Stromverbrauch stabilisieren und für eine netzschonende Versorgung der Ladepunkte sorgen. Platzsparend ist das Konzept auch: Die vertikale Anordnung von Fahrzeugen spart Raum am Boden. Gründer Burhan Aykut sieht darin ohnehin eine Notwendigkeit für viele Städte mit hohem Parkdruck. Perspektivisch sollen auch E-Bikes und E-Scooter mit Ladepunkten bedient werden.
Laut den Machern soll der Standort Spandau nur der Anfang sein. In Planung seien weitere Anlagen, in Berlin wie auch international, Gespräche mit Ländern des Nahen Ostens liefen bereits. Produziert werden soll in Berlin und Brandenburg, die Produktions- und Installationszeit soll in Summe nur 90 Tage betragen. Das modulare System soll eine flexible Anpassung an Quartiersgrößen, Nutzungsarten und architektonische Vorgaben erlauben. Die Eröffnung des ersten Turms erfolgte im Beisein von Vertretern der Berliner Verwaltung.