Daniel Röder gründete „Pulse of Europe“, um die europäische Idee neu zu beleben. Ein Gespräch über Idealismus, Bedrohungen der Demokratie und darüber, was ihn sein Engagement gekostet hat.

Daniel Röder, 53, schenkt noch schnell Sprudelwasser in eine fischförmige Karaffe – an der firmeneigenen Bar in der „Kantine“ der Kanzlei Greenfort. Die stilvoll eingerichteten Kanzleiräume liegen in einem Altbau im eleganten Frankfurter Westend. Im November 2016 – nach dem Brexit-Votum und der Wahl Donald Trumps – gründete Röder gemeinsam mit seiner Frau und Freunden den Verein Pulse of Europe, um die europäische Idee neu zu beleben. Die Bewegung wuchs überraschend schnell: Zeitweise demonstrierten in 30 europäischen Städten rund 80 000 Menschen. 2017 existierten „Pulse of Europe“-Gruppen in 134 Städten in 20 Ländern. Mit der Corona-Pandemie kam die Bewegung vorübergehend zum Stillstand, entwickelte dann neue Formate – und im April dieses Jahres ging Röder erneut auf die Straße. Der Jurist begann seine Karriere in einer Frankfurter Großkanzlei, bevor er Greenfort mitgründete. Um zu verstehen, wer sich von Demokratie und Wissenschaft abwendet, besuchte Röder zeitweise sogar Querdenker-Demos, aus Interesse an den Menschen, die dort mitliefen.