Stand: 24.07.2025 16:35 Uhr

Die Europäische Zentralbank hat den für Sparer wichtigen Einlagenzins auf 2,0 Prozent belassen. Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde läuteten damit nach sieben Senkungen in Folge eine Zinspause ein.

Nach sieben Leitzinssenkungen in Folge hat die Europäische Zentralbank eine Pause eingelegt. Der EZB-Rat hat beschlossen, die Leitzinssätze der EZB unverändert zu belassen. Der zentrale Leitzins, der auch für Sparerinnen und Sparer wichtige Einlagenzins, liegt damit weiterhin bei 2,0 Prozent.

Die neu verfügbaren Daten entsprächen weitgehend der bisherigen Einschätzung des EZB-Rats zu den Inflationsaussichten, hieß es. Zudem habe sich die Wirtschaft in einem „schwierigen globalen Umfeld“ bislang „insgesamt widerstandsfähig gezeigt“. Dies sei zum Teil auf vorausgehende Zinssenkungen der EZB zurückzuführen.

Als wichtiger Grund für die gleichbleibenden Leitzinsen wird auch der Kampf gegen zu deutliche Preissteigerungen angeführt. Der EZB-Rat sei entschlossen, sicherzustellen, „dass sich die Inflation auf mittlere Frist beim Zielwert von zwei Prozent stabilisiert“. 

Entscheidung überrascht nicht

Experten hatten die Zinspause erwartet. Zu unklar sei, wie es im Zollstreit weitergeht und wie sich die Inflation und Konjunktur in der Eurozone weiterentwickeln. Die EZB muss stets die Abwägung treffen zwischen Preisstabilität und damit einem etwas höheren Leitzins auf der einen Seite – und tendenziell konjunkturankurbelnd wirkenden niedrigeren Zinsen auf der anderen Seite.

Die Zentralbank-Chefin Christine Lagarde hatte mit Blick auf wirtschaftliche Unsicherheiten und die erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump wiederholt geäußert, dass sie die Eurozone geldpolitisch gut aufgestellt sehe – auch das wurde als Zeichen für eine Zinspause gewertet.

Zinssenkung absehbar

Ökonomen gehen allerdings überwiegend davon aus, dass die EZB die Zinsen im weiteren Jahresverlauf nochmal senken wird. Die Gründe sind, dass die Preissteigerungen weiter abnehmen dürften und der Zollstreit sich potenziell noch negativer auf die Konjunktur auswirken könnte.

Zuletzt hatte sich die Inflationsrate in der Eurozone der Zielmarke von zwei Prozent wiederholt genähert. Im Juni lag die Preissteigerung exakt bei zwei Prozent, im Mai mit 1,9 Prozent sogar minimal unter der Zielmarke. Aus der Wirtschaft der Eurozone kamen dagegen gemischte Signale.

Wie heftig wird Handelskonflikt noch?

Experten rechnen damit, dass die Inflation weiter sinken könnte – etwa weil die Energiepreise weiter sinken. Auch der starke Euro im Vergleich zum Dollar macht Einfuhren tendenziell günstiger. Auch das dämpft die Preisentwicklung und würde neue Spielräume für Leitzinssenkungen eröffnen.

Je nachdem wir drastisch die US-Zölle auf europäische Produkte ausfallen, könnte dies die Wirtschaft der EU hingegen stark belasten. Deutlicherer zinspolitischer Rückenwind könnte nötig werden. Zuletzt forderte Trump einen Mindestzoll für Exporte der EU von 15 bis 20 Prozent und die Beibehaltung der Sektorzölle auf Autos, Stahl und Aluminium. Dies dürfte von der EU mit Gegenmaßnahmen beantwortet werden.

Ökonomen wenig überrascht

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, sieht die Entscheidung als plausibel an. „Zwar läuft die Konjunktur im Euroraum weiterhin unterdurchschnittlich, die Inflation wird absehbar weiter sinken und der Euro hat eine Aufwertung hinter sich. Das alles reicht jedoch nicht aus für den Ruf nach weiterem geldpolitischem Schub. Reagieren müsste die EZB nur bei deutlichen Einbrüchen in der konjunkturellen Entwicklung. Das steht aktuell nicht an.“

In eine ähnliche Richtung ging auch Carsten Brzeski, der Chefvolkswirt der ING Bank. Er sagte: „Solange die Kerninflation und die Dienstleistungsinflation über zwei Prozent bleiben und die fiskalischen Anreize in Deutschland und der übrigen Eurozone intakt bleiben, gibt es kaum einen Grund für die EZB zu handeln.“