Berlin – Der BVG-Vorstand unter Führung von Henrik Falk zeigt in diesem Jahr besonders viel Sympathie für den „Christopher Street Day“. Ganze U-Bahnhöfe werden mit den Regenbogenfarben bemalt, etwa am Bundestag.
Auch interessant
Anzeige
Auch interessant
Anzeige
Fotos davon zeigen Falk und seine Leute voller Stolz in den sozialen Medien, versehen mit der Aufschrift: „Wir helfen gerne beim Flagge zeigen.“ Im Hintergrund ist der Reichstag zu sehen.
Das ist als Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) zu verstehen, die nicht erlaubt, dass die Regenbogenfahne auf dem Bundestag weht. Sie verweist auf die Neutralitätspflicht des Bundestages als Verfassungsorgan.
Eine solche Zurückhaltung wäre auch für die BVG als Staatsunternehmen angebracht. Falk sieht es offenbar anders. Das Engagement mag dem einen gefallen und dem anderen nicht. Der Vorstand eines Verkehrsbetriebes kann gerne einen U-Bahnhof anmalen. Doch eigentlich erwartet man mehr, nämlich, dass er für einen reibungslosen Verkehr sorgt.
Lesen Sie auch
Davon aber ist die BVG weiter entfernt denn je. Die U-Bahn fährt unregelmäßig, vorwiegend auf den Linien 1 bis 4. Züge fallen aus oder werden verkürzt. Es fehlen Waggons, weil sie zu spät bestellt wurden. Das Gedrängel ist groß, die Unzufriedenheit der Fahrgäste noch größer.
Am 7. Juli wurde der Betrieb auf der U-Bahnlinie 1 kurzerhand eingestellt. Seitdem fällt auf der Hochbahn zwischen Warschauer Straße und Wittenbergplatz jeder dritte Zug aus. Zur Begründung heißt es: „Die Personalsituation insgesamt ist angespannt.“
Das System der Zugvorschau auf den Bahnsteigen ist überaltert. Es zeigt die regulären Fahrplandaten. Zugausfälle müssen in der Leitstelle per Hand eingegeben werden. Das funktioniere aber nur, wenn ausreichend Personal vorhanden sei, berichtet der Tagesspiegel.
Noch schlechter als der U-Bahnbetrieb funktioniert das Baustellenmanagement der BVG. Für den Einbau von Aufzügen oder zur Sanierung der Tunneldecke werden Baustellen eingerichtet, auf denen jahrelang niemand arbeitet. Straßen sind teilweise oder ganz gesperrt, es kommt täglich zum Stau, Einzelhändler gehen pleite. Das alles scheint dem BVG-Vorstand vollkommen egal zu sein.
Lesen Sie auch
Auch Großprojekte werden aufgeschoben. Die Hochbahnbrücke der U1/U3 am Gleisdreieck, erbaut 1912, steht wegen Einsturzgefahr kurz vor der Sperrung, soll aber dennoch erst ab 2028 erneuert werden.
Der Niedergang der BVG begann unter den Vorstandsvorsitzenden Sigrid Nikutta (2010–2020) und Eva Kreinkamp (2020–2023), die vorzeitig abberufen wurde, weil der Aufsichtsrat unzufrieden war mit ihrer Arbeit.
Als Henrik Falk im Januar 2024 die Führung der BVG übernahm, sagte der damalige Wirtschaftssenator Stephan Schwarz, man habe mit Falk einen „bundesweit hoch anerkannten Experten und Manager gewinnen“ können, für „eine exzellent aufgestellte und leistungsfähige BVG“. Das war ein falsches Versprechen.
Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de