Bei einer Protestkundgebung gegen die Politik Israels an der Touristenattraktion Checkpoint Charlie in Berlin sind laut Polizei Einsatzkräfte gewalttätig angegriffen worden. Es sei zu mehr als 15 Festnahmen gekommen, sagte der Sprecher der Polizei, Florian Nath, nach ersten Informationen. Vier Polizeibeamte seien verletzt worden.
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Am Donnerstagabend standen Demonstrierende am Checkpoint Charlie, der im Kalten Krieg die Grenze zwischen der westlichen Welt und dem Ostblock markierte. Sie trommelten auf Kochtöpfen, riefen „Viva, Viva, Palästina!“ und setzten sich auf die davor befindliche Kreuzung. Die Polizei löste die angemeldete Versammlung, die um 16 Uhr begann, auf. Demonstranten wollten den Platz aber nicht verlassen. Einige dutzend Demonstrierende setzten sie sich auf die Straße und hakten sich einander ein. Gegen 19 Uhr begann die Polizei mit der Räumung und zog die Personen unter Zwang von der Straße.
Bis zu 300 Menschen demonstrierten
Ab 16 Uhr war es am Checkpoint-Charlie zum lautstarken Protest gekommen. Die Demonstranten forderten ein Ende des Hungers im Gazastreifen. Die Stimmung zwischen Polizei und Demonstranten war aufgeheizt. Die Beamten zählten bis kurz nach 17 Uhr eine einstellige Anzahl von Straftaten und freiheitsbeschränkenden Maßnahmen, berichtet eine Polizeisprecherin dem Tagesspiegel. In der Spitze waren 300 Demonstrierende vor Ort. Die Polizei entsandte 120 Einsatzkräfte.
Die Protestierenden riefen propalästinensische Slogans, einige hatten Plakate und palästinensische Fahnen dabei. „Israel lässt Gaza verhungern“, hieß es in einem Aufruf zu der Protestaktion. Laut der Nachrichtenagentur dpa wurde auch Pyrotechnik gezündet.
Die Polizei hat mehrere Personen festgenommen.
© Ingo Salmen / Tagesspiegel
Genozid-Vorwürfe auf Plakaten
Ein Tagesspiegel-Reporter vor Ort berichtet von Plakaten mit Aufschriften wie „Stop Genocide“ oder „Open the Gates“. Kurz vor der Auflösung des Protests hatte die Polizei eine Kette an der Zimmerstraße Richtung Westen errichtet. Auch standen vor der Auflösung bereits zahlreiche Mannschaftswagen in den umliegenden Straßen bereit.
Auf einem anderen Plakat war eine Palästina-Flagge zu sehen, darüber der Slogan: „Never again is now!“ – eine Anspielung auf das „Nie wieder“ nach dem Holocaust, der systematischen Vernichtung der europäischen Juden im Nationalsozialismus.
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Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen fordern ein Ende der Belagerung des Küstenstreifens Gaza und Zugang zu hungernden Menschen. Nach Angaben des Welternährungsprogramms lebt inzwischen ein Viertel der Bevölkerung „unter hungernotähnlichen Bedingungen“. Auslöser des Gaza-Kriegs war das Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023. (mit dpa)