Nähert man sich diesem Holzbau über den Feldweg, könnte man ihn durchaus für ein landwirtschaftliches Gebäude halten erst recht, wenn im Vordergrund auch noch Pferde auftauchen. Tatsächlich jedoch haben ateliers o-s architectes (Paris/Nantes) hier im nordöstlichen Großraum von Paris, in der Gemeinde Le Plessis-Bouchard, eine Sporthalle entworfen. Sie gehört zur ebenfalls neu errichteten Sekundarschule Marie Sklodowska Curie, die direkt daneben zwischen Wohngebiet und Ackerflächen liegt.
Die Architekt*innen gewannen 2020 einen Wettbewerb und wählten für die Marie Marvingt benannte Sporthalle eine recht schlichte Gestaltungssprache. Mit ihrer dunklen Fassade aus horizontalen Douglasienlatten fällt sie im Kontrast zu den hellen mineralischen Hausfassaden in der Nachbarschaft aber doch auf. Noch deutlicher setzt sich die Dachform ab. Den zahlreichen Satteldächern des Ortes stellten ateliers o-s zwei geschwungene Varianten entgegen. Was dabei von außen nicht ersichtlich ist: Das Dach des höheren der zwei Baukörper biegt sich nicht nur nach oben, sondern erhielt im Längsschnitt auch nach außen hin ein Gefälle fast wie ein sehr flacher hyperbolischer Paraboloid. So bekamen die Architekt*innen die Entwässerung in den Griff, die über die Stirnseiten geführt wird.
In dem höheren Volumen befindet sich die eigentliche Sporthalle samt Tribüne. Davor schoben ateliers o-s einen flacheren L-förmigen Teil, der den Maßstabssprung zu den gegenüberliegenden Einfamilienhäusern etwas abmildert. Hier sind Umkleiden, Lager, Technik und eine Hausmeisterwohnung untergebracht. Diese Bereiche setzen sich im Inneren durch Wände aus einfachen Betonsteinen von den öffentlicheren Erschließungszonen ab.
Zur Nachbarschaft zeigt sich der Bau ziemlich geschlossen die Architekt*innen sprechen von einem maßvollen Spiel mit der Transparenz. Öffnungen platzierten sie vor allem an den Längsseiten, wo der Blick aus der Sporthalle in Richtung Schule oder auf der anderen Seite vor dem Kabinentrakt auf die Sprint- und Weitsprungstrecke fällt. Die Hausmeisterwohnung ist vom begrünten Vor- und Parkplatz aus erreichbar, bleibt durch die Fensterläden in der Fassade aber verborgen. Ein Oberlicht sorgt hier für zusätzliches Tageslicht.
Die Konstruktion besteht aus Brettschichtholzbindern und -stützen. Die Dachhaut bildet eine wasserfeste Membran, für die Dachuntersicht wurde Trapezblech gewählt. Lackierte und teils perforierte OSB-Platten an den Innenwänden sollen die Akustik begünstigen. Insgesamt umfasst der Neubau 2.025 Quadratmeter Bruttogrundfläche. Die 5.550 Quadratmeter großen Außenflächen gestalteten FAAR Paysage (Paris). Das Budget wird mit 5,1 Millionen Euro netto angegeben. (mh)
Fotos: Cyrille Weiner
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