Berlin. Berlin soll ein neues Kongresszentrum bekommen. Doch das bleibt wohl nicht die einzige Großinvestition auf dem Messegelände.

Die Messe Berlin will kräftig investieren. Für rund 100 Millionen Euro will die landeseigene Gesellschaft auf dem Messegelände ein neues Kongresszentrum bauen. Das kündigte Messe-Chef Mario Tobias am Donnerstag an. Dafür soll die alte Halle 9 verschwinden. Die Abrissarbeiten sind für den Herbst 2026 geplant.

„Mit dem neuen Kongresszentrum schaffen wir zusätzliche Kapazitäten gezielt dort, wo Berlin bisher unterversorgt ist“, betonte Tobias. In der neuen Halle sollen Kongresse mit 1500 bis 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stattfinden können. Tobias verwies dazu auf eine Potenzialstudie der Messe und der städtischen Tourismusagentur visitBerlin, wonach Kapazitäten in dieser Größenordnung in Berlin fehlen. „Führende Kongressstädte investieren weltweit in genau dieses Segment“, betonte der Messechef. „Wir wollen, dass Berlin auch künftig ganz vorn mitspielt“, sagte er.

Die Finanzierung für die Großinvestition ist laut Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) bereits geklärt. Für das Vorhaben sollen Kredite aufgenommen werden, die von der Messegesellschaft zurückzuzahlen seien. Mit dem Aufsichtsrat der Messe und der Finanzverwaltung sei das Projekt abgestimmt, versicherte Giffey am Donnerstag. Sie verwies darauf, dass der errechnete wirtschaftliche Mehrwert für die Stadt laut Studie bei rund 78 Millionen Euro liege.

Neues Kongresszentrum soll 2028 eröffnen

Die Halle 9 am Messedamm ist laut Tobias stark sanierungsbedürftig. Gebaut wurde sie Ende der 1940er-Jahre. Weil sich im Inneren Säulen befinden, sei sie für viele Messeformate weniger geeignet, berichtete der Messechef. Statt einer Modernisierung habe sich die Messe auch deswegen für einen Neubau entschieden. Das neue Kongresszentrum will die Messe mit einer Bauzeit von nur zwei Jahren errichten lassen. Vor der Verkehrstechnikmesse InnoTrans im Jahr 2028 soll das Gebäude stehen.

Mit rund 12.000 Quadratmetern Veranstaltungsfläche plant die Messe dort. Neben der Halle gibt es schon heute einen japanischen Garten, erläuterte Tobias, der dann häufiger genutzt werden könne. Das Raumkonzept für das neue Kongresszentrum werde flexibel sein, kündigt er an. So seien auf den Flächen auch kleine Kongresse möglich, wenn gerade keine große Messe stattfindet.

Dass der Bedarf für ein neues Kongresszentrum da sei, betonte am Donnerstag auch Burkhard Kieker von visitBerlin. „Weltweit entstehen neue Kongresszentren“, verdeutlichte Kieker und verwies dabei auf Neubauprojekte in London, Barcelona und Wien. Dass ein erhöhter Bedarf auch in Berlin da sei, habe die Potenzialanalyse belegt. Demnach könnten in Berlin zusätzlich rund 76 Messen und Kongresse mit durchschnittlich drei Veranstaltungstagen im Jahr stattfinden. Zusammen mit jeweils 3,5 kalkulierten Auf- und Abbautagen ergebe sich ein Potenzial von 494 Belegungstagen, rechnete Kieker vor, also deutlich mehr als das Jahr Tage hat.

„Diese Wertschöpfung für die Stadt dürfen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen“, betonte Kieker. Schließlich gebe jeder Kongressgast heute pro Tag rund 350 Euro in Berlin aus.

Messe Berlin plant offenbar noch weitere Investitionen

Mit dem neuen Kongresszentrum ist der errechnete Bedarf der Potenzialanalyse noch nicht vollständig gedeckt. Nötig sind dafür laut Kieker „ein bis zwei Kongresszentren mittlerer Größe“. Dass es neben dem neuen Kongresszentrum noch weitere Pläne gibt, deutete Wirtschaftssenatorin Giffey bereits an. Im August oder September werde es eine weitere Ankündigung geben, sagte sie. Noch könne sie darüber nicht sprechen, sagte die Wirtschaftssenatorin am Donnerstag.

Einen Teil der Investitionssumme will die Messe aus eigenen Mitteln stemmen. Die landeseigene Gesellschaft verbuchte im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis. Rund 55 Millionen Euro Überschuss erwirtschaftete das Unternehmen, so viel wie noch nie in der 200-jährigen Geschichte der Messe. Knapp die Hälfte davon erwirtschaftete der Betrieb allerdings am Ankunftszentrum Tegel, also nicht mit dem Kerngeschäft. Der Umsatz der Messe lag bei 481 Millionen Euro.

Auch interessant

Grüne Woche -2025

Die gesamte Veranstaltungs- und Kongressbranche der Hauptstadt hat laut Giffey im vergangenen Jahr rund 1,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Für dieses Jahr rechnet sie mit einer Steigerung um etwa drei Prozent.

Veranstalter werden wegen Flächenmangel abgewiesen

Rund 70 Prozent des Branchengeschäfts sind der Analyse nach beruflich motivierte Events. „Neben den Großevents sind es vor allem die vielen kleineren Tagungen und Meetings, die Berlin wirtschaftlich tragen“, betonte Kieker. „Sie sind die Lagerfeuer der Moderne“, sagte der Geschäftsführer von visitBerlin. Seine Tourismusagentur zählte für das vergangene Jahr rund 61.000 Business-Meetings mit insgesamt 9,1 Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Morgenpost Späti

Hier steckt alles drin: Ihr Berlin-Update zum Feierabend – montags bis freitags um 18 Uhr.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der
Werbevereinbarung
zu.

Der Analyse nach reisten rund 21 Prozent der Gäste aus dem Ausland an. Das sind fast doppelt so viele wie im bundesweiten Schnitt (11 Prozent). Zu den stärksten Herkunftsmärkten zählten den Angaben nach das Vereinigte Königreich (14,5 Prozent), Nordamerika (11,5 Prozent) sowie Spanien, Italien und Frankreich. Berlin verzeichne zudem zunehmend besonders große Business-Events. Der Anteil an Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmenden liegt demnach mit 6,2 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1,8 Prozent. Weil es an geeigneten Flächen fehle, müssten gerade in diesem Bereich immer wieder Veranstaltungen abgewiesen werden, sagte Kieker.

Auch interessant

Vorstellung der Olympia-Bewerbung Berlin+

Für große Veranstaltungen hat die Messe in den vergangenen Jahren bereits kräftig in neue Orte investiert. Im Jahr 2014 eröffnete der City Cube mit einer Veranstaltungsfläche von rund 22.000 Quadratmetern. Großveranstaltungen mit bis zu 11.000 Personen sind dort möglich. Im Jahr 2019 kam der Hub27 dazu. Dort finden bis zu 9500 Menschen Platz.