Publiziert24. Juli 2025, 19:56
Mehrere Faktoren: Studie beleuchtet neue Ursachen für Lungenkrebs bei Nichtrauchern
Rauchen gilt als Hauptursache für Lungenkrebs. Doch auch Menschen, die niemals rauchten, erkranken daran. Nun gibt es neue Daten zu dem «Warum?».
Der Marlboro Man gilt vielen Menschen als der Raucher schlechthin. Dabei hatte einer der Darsteller – Robert Norris – mit Glimmstängeln nie etwas am Hut. Dennoch erkrankte er an Lungenkrebs und starb im Jahr 2019 daran.
Was im ersten Moment falsch tönt, ist das Schicksal vieler. Weltweit treten heute etwa 10 bis 25 Prozent der Lungenkrebserkrankungen bei Menschen auf, die nie rauchten. Aber warum?
Luftverschmutzung scheint gewaltiger Treiber von Lungenkrebs zu sein
Forschende um Maria Teresa Landi, leitende Forscherin am National Cancer Institute, haben die Mutationssignaturen oder Mutationsmuster im gesamten Krebsgenom von 871 Nichtrauchern mit Lungenkrebs aus der ganzen Welt untersucht. Dabei zeigte sich, dass bestimmte Mutationen, also Veränderungen der DNA, bei Menschen, die in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung leben, deutlich häufiger auftraten. Je größer die Luftverschmutzung an einem Ort war, desto mehr Mutationen gab es. Das war zum Beispiel in Hongkong, Taiwan und Usbekistan der Fall.
Die Forschenden beobachteten zudem, dass verdreckte Luft die DNA nicht nur direkt schädigen kann, sondern auch die Zellteilung beschleunigt, was wiederum die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung erhöht.
Unterschiedliche Arten von Mutationen bei Rauchern und Nichtrauchern
Zudem beobachtete das Team einen Unterschied zwischen den Mutationen von Zigaretten-Abstinenzlern und den Mutationen von Rauchern:
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Nichtraucher weisen häufiger bestimmte Arten von sogenannten Treibermutationen auf – Veränderungen im Genom, die Krebs verursachen und seine Ausbreitung fördern können.
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Raucher dagegen tendieren dazu, im Laufe der Zeit viele Mutationen anzusammeln, die zusammen schließlich zu Krebs führen können.
Dieser Unterschied in der Art der Mutationen könnte ein Grund dafür sein, dass Lungenkrebs bei Menschen unter 50 Jahren häufiger bei Nichtrauchern auftritt als bei Rauchern.
Rauchen führt zu Lungenkrebs. Aber die Tumorerkrankung hat auch andere Ursachen.
Unsplash (Symbolbild)
Auch Aristolochiasäure könnte zur Entstehung von Lungenkrebs beitragen
Wie das Team im Fachjournal Nature schreibt, gibt es Hinweise, dass auch Aristolochiasäure Lungenkrebs begünstigen könnte. Dabei handelt es sich um einen sekundären Pflanzenstoff, dem schon länger potenziell schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit nachgesagt werden. So soll sie erbgutschädigend sein. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass sie krebserregend ist. «Die Signatur SBS22a, die mit der Exposition gegenüber Aristolochiasäure verbunden ist, wurde fast ausschließlich bei Patienten aus Taiwan beobachtet», so die Forschenden. Dort wurde der Stoff erst 2003 verboten. Früher war sie in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) weit verbreitet.
Auch viele andere Faktoren spielen mit rein
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Studien mit Lungenkrebs bei Nichtrauchern beschäftigen. Einige Beispiele:
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2022 berichteten Forschende des Francis Crick Institute und des University College London, wie Lungenkrebs mit der Luftverschmutzung durch Abgase, die bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehen, zusammenhängt.
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2018 zeigte ein Team des Universitätsspitals Zürich, dass das Einatmen von Asbestfasern Lungenkrebs zwar nicht direkt auslöst, aber die Entstehung von Krebs provoziert.
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Ebenfalls 2018 kam ein norwegisches Forschungsteam zu dem Schluss, dass regelmäßiges und jahrelanges Putzen für Frauen so schädlich wie 20 Zigaretten am Tag ist.
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Studien aus Asien deuten auch auf Passivrauchen, Dämpfe von Speiseölen sowie Tuberkulose oder andere Lungenerkrankungen als mögliche Ursachen hin.
Passivrauchen kann gesundheitliche Folgen haben.
Getty Images https://www.nature.com/articles/s41586-025-09219-0
Tatsächlich gilt Passivrauchen – neben Luftverschmutzung – als wichtige Ursache für Lungenkrebs bei Nichtrauchern, außerdem Schadstoffe wie Asbest, Arsen, Chrom- und Nickelverbindungen, radioaktive Strahlung und Röntgenstrahlen, etwa durch Flüge und medizinische Untersuchungen, Radon, Dieselruß und frühere Erkrankungen wie etwa Tuberkulose. Ferner auch HI-Viren, erbliche Veranlagung, Ernährung und Bewegung.
Die Forschenden kündigen an, ihre Forschung fortzusetzen, um mehr über die Ursachen von Lungenkrebs bei Nichtrauchenden herauszufinden, um bessere Möglichkeiten der Vorbeugung aufzuzeigen und die Behandlungen zu verbessern.
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