Mehr als 30 Jahre war Marco Köller (56) wie vom Erdboden verschluckt. Der einstige DDR-Fußball-Star – spurlos verschwunden. Jetzt ist das Phantom wieder aufgetaucht. Durch Zufall, durch Wut, durch WhatsApp.
Die Schweizer Zeitung Blick spürte ihn in einem Dorf in der Ostschweiz auf. Dort hatte er seinem Vermieter per WhatsApp gedroht, weil der sich nicht um sein Haus kümmerte. „Da kriegt man schon mal so einen Hals“, sagt Köller. Die Quittung: Ein Strafbefehl über 1500 Franken, der beim Blick landete – und ihn enttarnte.
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Köller galt in der DDR als Riesentalent: U18-Europameister, U20-WM-Dritter, DDR-Meister mit dem BFC Dynamo – dem Klub von Stasi-Boss Mielke. Bilder von damals zeigen ihn im Zweikampf mit Matthias Sammer und Rico Steinmann. Eine Nationalelf-Karriere schien gewiss.
Doch 1989 haut er kurz vor dem Mauerfall mit seiner Freundin in den Westen ab. Beim MSV Duisburg soll alles neu beginnen. Stattdessen Verletzungen, Alkohol, Glücksspiel – der Fall ist rasant. Auf der Weihnachtsfeier 1990 schlägt er betrunken den Geschäftsführer nieder. Rauswurf, Pleite, Träume dahin.
1988: Marco Köller (damals 19) beim Dynamo-Spiel im Europacup der Landesmeister gegen Werder Bremen
Foto: WITTERS
Wär ich doch nicht geflüchtet“, sagt er heute. „Das war nicht die beste Idee. Ich kam an, und die Wende war da.“ Zurück in Berlin kickt er in der Kreisliga, arbeitet als Landschaftsgärtner. Dann: 2,1 Promille am Steuer, Bewährung, Schlägerei – und Funkstille.
Köller verschwindet, wird über die Jahre zur Legende der verlorenen DDR-Generation. Lebt er überhaupt noch? War die Stasi im Spiel? Medien suchen ihn vergeblich.
Gegentor im Video: Die ganz bittere Berger-Szene
Quelle: ARD24.07.2025
Jetzt, 2025, spricht er wieder: „Mir geht’s gut, nur die Arbeit stört ein bisschen.“ Und zu all den Spekulationen? „Et jeht mir uff’n Sack.“
Er sei nicht abgetaucht, sagt er. Er habe nur aufgehört mit Fußball und dann gearbeitet. „Mehr ist da nicht. Wo hätte ich denn auch hintauchen sollen?“.
Seine Wohnung hat er gekündigt. Köller zieht weiter. Wohin – das bleibt sein Geheimnis.