1. Startseite
  2. Lokales
  3. Freising
  4. Moosburg

DruckenTeilen

Meldungen über rückläufige Unternehmenszahlen und harte Gegenmaßnahmen haben bei Jungheinrich für Unruhe gesorgt. Nun gibt es Aussagen zu den Moosburger Werken.

Moosburg – Tagelang brodelte die Gerüchteküche, im Flurfunk machten düstere Szenarien bis hin zur möglichen kompletten Werksschließung die Runde: An den beiden Moosburger Standorten des Hamburger Intralogistik-Konzerns Jungheinrich herrschte zuletzt große Unsicherheit, wie es weitergeht. Auslöser waren ein Sparprogramm und eine Ad-hoc-Meldung am Donnerstag, in der das Unternehmen Prognosen für Umsatz und Auftragseingang sowie das Gewinnziel im laufenden Geschäftsjahr drastisch senken musste.

1000 Jobs könnten bei Jungheinrich wegfallen

Hintergrund sind laut Konzern schwächelnde Märkte und Veränderungen im Wettbewerbsumfeld. Dem Vernehmen nach setzen vor allem günstigere Geräte und Anlagen aus China die vergleichsweise höherpreisige Jungheinrich-Produktpalette unter Druck. Als Konsequenz hatte man bereits im Mai ein Transformationsprogramm zur Einsparung angekündigt, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Von rund 100 Millionen Euro Einsparpotenzial war zuletzt die Rede. Dazu kursierte auch die Zahl von 1000 Arbeitsplätzen, die global abgebaut werden könnte. Zur Relation: Jungheinrich beschäftigt weltweit rund 21.000 Menschen.

Wie das Unternehmen in der Ad-hoc-Meldung vorrechnete, erwarte man ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 280 bis 350 Millionen Euro statt der ursprünglich angepeilten 430 bis 500 Millionen. Seit der Veröffentlichung sackte die Aktie des MDAX-Konzerns, dessen Wert sich seit Jahresbeginn fast verdoppelt hatte, um über 20 Prozent ab und rangiert aktuell bei knapp 33 Euro. Mitverantwortlich für die Kursveränderungen war auch eine zweite am Montag veröffentlichte Ad-hoc-Meldung, wonach Jungheinrich den Verkauf seiner russischen Tochtergesellschaft verkündete, was die EBIT-Prognose nochmals auf 160 bis 230 Millionen Euro drückte.

Flaggen vor Jungheinrich-Standort in MoosburgTurbulente Tage hat die Belegschaft der Moosburger Jungheinrich-Werke zuletzt durchlebt. © Armin ForsterGroße Unsicherheit in Moosburger Werken – Nun herrscht Gewissheit

Weil zwischenzeitlich offen war, welche Werke und Bereiche von den Einsparungen betroffen sein könnten, ging bei vielen Beschäftigten sowohl im Moosburger Stammwerk als auch im Werk Degernpoint die Angst um.

Am Dienstag erreichte die Belegschaft in der Dreirosenstadt nun die erlösende Nachricht: Moosburger Arbeitsplätze bleiben vorerst von dem Transformationsprogramm verschont. „Gottseidank schaut es so aus, dass für Moosburg definitiv keine Maßnahmen in dem Umstrukturierungsprozess geplant sind“, erklärte Stefan Besenbacher, Betriebsratsvorsitzender des Stammwerks an der Steinbockstraße, auf Anfrage des Freisinger Tagblatts. Sein Kollege, Degernpoint-Betriebsratschef Manfred Podluczky, bestätigte diesen Kenntnisstand auch für seinen Standort. Wie Besenbacher sagte, gebe es „nach den großen Fragezeichen nun große Erleichterung bei den Kollegen“.

Die Auswirkungen des Russland-Verkaufs

Eine Information des Vorstands und des Konzernbetriebsrats, welche Auswirkungen die Abwicklung des Russlandgeschäfts im Unternehmen haben wird, erhalten die Moosburger Betriebsräte laut Besenbacher voraussichtlich am Donnerstag. Der Arbeitnehmervertreter erwartet aber keine größeren Hiobsbotschaften: „Die strategische Entscheidung mit dem Russland-Verkauf ist ja schon älter.“ Dieses Signal erhielt das FT am Dienstagnachmittag auch von Konzernseite. Der Neubau des „Experience Centers“ und der Zentrale für den Fachbereich Automatisierung in Degernpoint, wo ein zweistelliger Millionenbetrag investiert wird, sei ebenfalls nicht in Gefahr.