Eine Ausstellung, die zu denken gibt, die ein sensibles Thema anspricht und gleichfalls vom Publikum Sensibilität verlangt: „Erschöpfte Körper“ lautet das Motto ab 25. Juli (Vernissage ab 19 Uhr) im Atelierhaus Aachen (Depot), Talstraße 2, 52060 Aachen. Kuratorin Milena Dahl hat drei Künstlerinnen gefunden, die mit der Thematik etwas anfangen können; mehr noch: die aus eigener Erfahrung wissen, was Erschöpfung bedeutet, was sie im Menschen bewirkt.

An der Maastrichter Academy of Fine Arts and Design haben sich nach einem Aufruf der Kuratorin zwei Teilnehmerinnen gemeldet, die bereit sind, künstlerisch den Zustand der Erschöpfung, die darin erlebte eigene Erfahrungswelt zu schildern: Niekeline der Kinderen und Floor Martens, die beide auf dem Gebiet der Installation erfahren sind – und mutig. Hinzu kommt aus Deutschland Ursula Simon, die in ihrem Beitrag das Selbst-Experiment bietet. „Eine Nebelkammer, die man erkunden kann“, sagt Milena Dahl. „Sie möchte vermitteln, wie Schmerz und Schwäche die Sinne buchstäblich vernebeln.“

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Für Floor Martens ist es wichtig, dem erschöpften Körper Ruhe und eine Zuflucht zu bieten. So ist im Raum des Atelierhauses erstmals ein großes viereckiges Zelt aufgebaut, dessen Seiten von unsichtbaren Nylonfäden an der Decke getragen werde. Drinnen sind bunte Decken zum Lager vorbereitet, von außen kann man sie sehen, denn Spitzenvorhänge, dünne weiße Stoffe, sogar die Materialien eines Hochzeitskleides bieten Einblick und zugleich Schutz, eine Insel der Geborgenheit.

Wie hart es sein kann, Schwäche – etwa durch eine Erkrankung – zu „schleppen“, zeigt die Installation von Niekeline der Kinderen. In einem robusten Netz werden Granitsteine über eine Fläche geschleppt, die sie dann immer wieder neu zurücklegen müssen, ein Motorantrieb macht es möglich. Man denkt sofort an den Stein des Sisyphos, ein König, der in der griechischen Sage von den Göttern dazu verdammt wird, einen Felsbrocken immer wieder auf einen Berg zu rollen – wobei die Last kurz vor dem Gipfel wieder hinabfällt. „Kräfte werden aufgezehrt, man ist verzweifelt“, sagt Milena Dahl zu den Wackersteinen im blauen Netz, mit denen Niekeline der Kinderen die „lauten und leisen Kräfte der Welt“, das Ineinander-Wirken der Materialien schildern will.

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Ursula Simon überrascht mit zwei komplett gestalteten Wänden, die Erinnerungen wecken. Es sind sorgfältig gebügelte Kindertaschentüchlein, mal mit Spitze, mit Rosen-Motiven in einer Ecke, kariert, einfarbig rosa, blau, grün und blumig. Hier und da gibt es Spuren. Es sind die Tränen des Kummers, denen Ursula Simon so in aller Stille einen Ort gibt – oft heimlich geweint. Ein Holzkasten an einer Seitenwand des Galerieraums enthält Briefe, die sich Besucherinnen und Besucher nehmen dürfen. Schön wäre eine Antwort, die man in einen Kasten daneben legen kann. Die Ausstellung ist bis zum 8. August erlebbar. Das Atelierhaus ist dienstags bis donnerstags von 11 bis 16 Uhr, sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet, auch nach telefonischer Vereinbarung unter 0241/874527. Weitere Infos unter www.atelierhausaachen.de.

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Was bewirkt ein Museumsdienst, wenn alle Kunstausstellungen in den Aachener Museen organisiert sind und auf Besucher warten? Er wendet sich an Ferien-Kinder im Alter zwischen sechs und 16 Jahren, die sich für Kunst und Geschichte, aber auch für Natur – und natürlich für die Verbindung der Bereiche – interessieren. In insgesamt 15 Workshops können junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die kreativ werden möchten, Gruppen zu diversen Themen finden. Da geht es um die noch längst nicht komplett erzählte Stadtgeschichte, um das in Aachen besonders wichtige Thema „Wasser“, das man im Labor untersucht, um antikes Handwerk, das die Menschen in der Pfalz Karls des Großen gut beherrschten, um die berühmte Reise eines Elefanten und mehr. Künstlerisch waren bereits die Römer aktiv, denen die Archäologen auf die Spur kommen. Wer gern fotografiert: Profis leiten die Jugendlichen an. Die Veranstaltungen finden in den unterschiedlichen Museen der Stadt ihren Raum. Weitere Infos unter www.museumsdienst-aachen.de.

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Blick über die Grenze: Im Kunstverein „De Kopermolen“, Von Clermontplein 11, sind bis zum 10. August Werke von Jo Hendriks, Merle Anderson, André Terlingen und Andrea Bertus zu sehen. Hendriks, Jahrgang 1955, hat als Grafik-Designer gearbeitet und sich vor über 20 Jahren komplett der Kunst zugewandt. Basierend auf fotografischen Vorlagen und Projektionen, gestaltet er faszinierende Werke in Öl. Merle Andersons Arbeiten sind experimentell und vielschichtig, sie erzählen Geschichten und rufen zur Deutung auf. André Terlingen liebt die unerwarteten Momente. Der Fotograf, Jahrgang 1955, hat Grafikdesign studiert und die Designagentur „Zuiderlicht“ gegründet. Die Fotografie begleitet ihn schon immer, er komponiert gern in Symmetrie und integriert selbst in Farbstudien Schwarzweiß-Elemente. Andrea Bertus, geboren 1977, hat visuelle Kommunikation an der Kunstakademie Maastricht studiert. Ob in ihrer Arbeit als Grafikdesignerin oder bei Aquarellen auf Papier und Ölarbeiten auf Leinwand, Raffinesse und Details sind ihr wichtig. Ihr Motto: Schichtung, Rhythmus, Transparenz. Geöffnet ist De Kopermolen dienstags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr. www.dekopermolenvaals.nl.