Fabian Hinrichs alias Hauptkommissar Felix Voss mit seiner neuen Kollegin Rosali Thomass, die die Hauptkommissarin Emilia Rathgeber spielt.
Bild: BR/Claussen+Putz Filmproduktion/Hendrik Heiden
Fahles Licht, schmutzige Brauntöne, ein Doppelbett, zwei Nachttische und eine blutbespritzte Tapete: Die Kulisse erinnert an einen düsteren James-Cagney-Gangsterfilm aus den 1940er-Jahren. In einem leerstehenden Gebäude der ehemaligen Schöller-Eisfabrik in Nürnberg entsteht derzeit der neue „Franken-Tatort“ mit dem Titel „Gottesgarten“. Noch bis Ende des Monats wird gedreht.
Am Donnerstag gewährte die ARD bei einem Setbesuch Einblicke in die Produktion. Es ist der 17. von insgesamt 22 Drehtagen. „Der Mord fand gestern statt“, erzählt eine Mitarbeiterin mit einem Augenzwinkern. Der Drehort ist ebenso ungewöhnlich wie authentisch: Im ersten Stockwerk wurde das Zimmer eines Stundenhotels nachgebaut, in dem ein Travestiekünstler erstochen aufgefunden wird. Eine Etage tiefer ist das Kommissariat der Nürnberger TV-Kripo eingerichtet. Natürlich sind alle Räume bloße Kulisse. Auch die Polizisten, die als Komparsen herumlaufen, sind nicht echt. Im zweiten Obergeschoss jedoch zeugen aufgebrochene Türen und herausgebrochene Schlösser von einer früheren Polizeiübung. Die reale Nürnberger Polizei, heißt es, hatte hier ein Einsatzszenario trainiert.
Neue Bleibe gesucht
Dass auf dem Schöller-Areal derzeit Umbaumaßnahmen für Büroflächen laufen, kommt der Produktion entgegen. Doch für den nächsten Fall wird sich das Team wohl eine neue Bleibe suchen müssen. „Gottesgarten“ ist der erste gemeinsame Fall des neuen Ermittlerduos Emilia Rathgeber (Rosalie Thomass) und Felix Voss (Fabian Hinrichs). Thomass folgt auf Dagmar Manzel alias Paula Ringelhahn, die völlig unspektakulär in der Folge „Trotzdem“ in den Ruhestand verabschiedet wurde. Zuletzt ermittelte Hinrichs mit Kommissarin Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid) in der Folge „Ich sehe dich“, die am 14. September ausgestrahlt wird.
Fünf Schauspielerinnen standen für die neue Rolle zur Auswahl. Auch Hinrichs war an der Entscheidung beteiligt. Am Ende fiel die Wahl auf Thomass. „Ich bin immer sehr aufgeregt vor neuen Jobs“, sagt sie. „Aber ich wurde sehr herzlich aufgenommen. Es ist noch ein bisschen schöner, als ich es mir vorgestellt habe.“ Hinrichs freut sich auf die Zusammenarbeit und beschreibt die neue Dynamik im Kommissariat: „Früher war ich der Jüngere. Jetzt bin ich eher väterlich. Mal sehen, wie sich das weiterentwickelt.“ Er habe nie in Erwägung gezogen, aufzuhören, sagt er.
Malerischer Landstrich
Regisseur Dustin Loose, der bereits mit Hinrichs gearbeitet hat, schätzt die facettenreiche Erzählweise des „Franken-Tatorts“. Hier geht es nicht um Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Die Figuren begegnen sich, finden zueinander und entwickelten sich. Auch das Drehbuch von Constantin Lieb, gebürtig aus Bad Staffelstein, spiegle das wider. Viele Außenaufnahmen wurden in Liebs Heimatregion gedreht. Bei brütender Hitze, wie sich Hinrichs lächelnd über die Stirn wischt.
Recherchen führen die Ermittler nämlich in den malerischen Landstrich Gottesgarten, wo das Mordopfer aufgewachsen ist. Seine Eltern (Horst Kummeth und Jule Gartzke) reagieren ganz unterschiedlich auf den Tod ihres Sohnes. Nach und nach entpuppt sich der Fall als komplexes Rätsel, bei dem sich schließlich die große Frage nach Recht und Gerechtigkeit stellt.
Der letzte Drehtag wird das Team in die Original-Pathologie des Nürnberger Klinikums Nord bringen. Dort hat sich der tatsächliche medizinisch-technische Präparator Petr Pelikan überreden lassen, den Pathologen zu spielen. Ein authentischer Touch, der zum Ton der Reihe passt.
„Wir wollen Franken in seiner Vielfalt zeigen“, unterstreicht Redakteurin Claudia Luzius. Die Oberpfalz wurde bereits mit dem Fall „Hochamt für Toni“ abgedeckt. Weitere Ausflüge in den östlichen Regierungsbezirk seien zwar nicht geplant, aber auch nicht ausgeschlossen. Schließlich dauert die Vorbereitung eines „Franken-Tatorts“ zwei bis drei Jahre. Pro Jahr wird genau eine Folge produziert.