Nürnberg (Bayern) – Bei Bosch kommt der Motor jetzt aus dem 3D-Drucker. Was früher Jahre dauerte, funktioniert jetzt in wenigen Tagen! Sechs Millionen Euro hat das Werk in das 3D-Druckzentrum investiert, 30 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Am Nürnberger Standort (Bayern) kann Bosch den Motorblock als Herzstück des Autos bereits im Metalldrucker fertigen – und ist europaweit der einzige Automobilzulieferer, der einen solchen Drucker besitzt.

Industriemechaniker Tobias Nachtmann (27) überwacht den Druck in der 5 Meter hohen Anlage

Industriemechaniker Tobias Nachtmann (27) überwacht den Druck in der 5 Meter hohen Anlage

Foto: Karina Palzer

Motor entsteht aus Pulver

Und so läuft das Ganze: Zwölf Laser schmelzen im Drucker Metallpulver. Schicht für Schicht.

Christina Blümel (39, Chefin des 3D-Druckzentrums): „Jede Schicht ist so dünn wie ein Haar. Die fügt der Drucker zusammen. 5000 Schichten braucht es für den Motorblock.“ Der kommt dann als Achtzylinder raus.

Zwölf Laser schmelzen Metallpulver zu einem Achtzylinder-Motorblock. Diese Methode verkürzt die Entwicklungszeit und ermöglicht individuelle Anpassungen

Zwölf Laser schmelzen Metallpulver zu einem Achtzylinder-Motorblock. Diese Methode verkürzt die Entwicklungszeit und ermöglicht individuelle Anpassungen

Foto: Karina Palzer

Achtzylinder aus dem Drucker

Normalerweise dauert die Entwicklung eines Motors vom ersten Entwurf bis zur Serienfertigung bis zu drei Jahre. Allein für die Gussform braucht es 18 Monate. Das ist bei der neuen Methode komplett anders!

In diesem Gehäuse ist der fertige Motorblock. Der muss jetzt abkühlen und wird dann von den restlichen Metallstaubpartikeln gereinigt

In diesem Gehäuse ist der fertige Motorblock. Der muss jetzt abkühlen und wird dann von den restlichen Metallstaub-Partikeln gereinigt

Foto: Karina Palzer

3D-Drucker ist schnell und präzise

„Die Konstruktionsdaten gehen direkt an den 3D-Drucker“, erklärt Alexander Weichsel (45), kaufmännischer Leiter des Nürnberger Werks. „So werden wir schneller, produktiver – und damit wettbewerbsfähiger.“

Das klingt alles sehr einfach – und laut Industriemechaniker Tobias Nachtmann (27) ist es das auch. Er zu BILD: „Oben kommt das Pulver rein, unten der Motor raus. Der Kunde bestellt heute nach Wunsch und bekommt das Ergebnis in wenigen Tagen.

Technologie auch für Luftfahrt und Energie

Änderungen seien sofort möglich. Alles, was benötigt wird: ein 3D-Modell des gewünschten Motors. Nicht einmal mehr Werkzeug brauchen die Mechaniker.

Was beim Auto funktioniert, kann auch in der Luftfahrt oder in der Energie-Industrie angewendet werden. Ersatzteile für Oldtimer können nachgedruckt, die für die Formel 1 blitzschnell gefertigt werden.

Diese Technologie könnte auch in anderen Industrien wie Luftfahrt und Energie Anwendung finden.

Diese Technologie fertigt Motoren in Rekordzeit

Foto: Karina Palzer

„Mit unserem 3D-Drucker können wir auch für weniger Gewicht beim Motor sorgen“, sagt Nachtmann. Heißt: weniger Verbrauch. Selbst ganz spezielle Wünsche können erfüllt werden: „Auch Motorradbremsgriffe mit den eigenen Anfangsbuchstaben sind möglich.“

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Einziger Wermutstropfen: Privatpersonen können bisher nicht bestellen. Zielgruppe für das Metall-3D-Druckzentrum sind andere Unternehmen, insbesondere Premiumkunden für Serienfertigung.