Von „Trainspotting“ über „127 Hours“ bis „Sunshine“ und „28 Years Later“ – Danny Boyle ist bekannt für kompromissloses Kino unterschiedlichster Couleur. Doch der Brite kann auch Feel-Good-Unterhaltung, wie ihr ab sofort auf Netflix feststellen könnt.
Danny Boyle ist ein Experte, wenn es darum geht, mal mehr und mal weniger bedrückende Stoffe für ein breites Publikum aufzubereiten – das zeigte der Oscarpreisträger aus Manchester bereits mit so unterschiedlichen Filmen wie „Trainspotting“, „Slumdog Millionaire“, „Sunshine“ oder seiner Apokalypse-Saga, die er kürzlich mit „28 Years Later“ fortsetzte. Ja, Boyle verbindet man nicht gerade mit der Art Film, die sich wie eine warme Umarmung anfühlt. Und doch hat er genau einen solchen 2019 präsentiert:
„Yesterday“ (2019) ist eine musikalische Feel-Good-RomCom, die für zwei Stunden in eine heile Welt entführt – nur auf eines muss man darin verzichten: die Beatles! Dafür erwarten euch Ed Sheeran, ein ungemein liebenswerter Himesh Patel („Tenet“) und eine sogar noch liebenswertere Lily James („Baby Driver“). Ab sofort auf Netflix!
Der Autor dieses Artikels kann an dieser Stelle nur eine klare Empfehlung aussprechen. Ihn hat der Film vor mittlerweile sechs Jahren nämlich absolut positiv überrascht!
„Yesterday“: Ein Morgen ohne Beatles
Himesh Patel spielt Jack, einen erfolglosen Musiker, der seine Hoffnung auf den großen Durchbruch langsam aber sicher begraben will. Seine Jugendfreundin Ellie (Lily James) glaubt jedoch weiterhin an ihn – bis sich ihm eines Tages eine einzigartige Möglichkeit bietet: Just als es zu einem mysteriösen weltweiten Stromausfall kommt, wird Jack vom Bus angefahren. Als er wieder zu sich kommt, scheint alles wie immer zu sein. Nur eines ist anders: Niemand scheint die Beatles zu kennen – als hätte es die berühmte Pilzkopfbande nie gegeben!
Jack, der die Evergreens der britischen Popband noch genau im Kopf hat, beschließt kurzerhand, deren Hits als seine eigenen zu verkaufen – und so endlich zu Ruhm zu kommen. Doch das bleibt nicht ohne Konsequenzen…
Zauberhafter Eskapismus
Ich gehöre wohl zu den wenigen Menschen, die aus dem Stegreif keinen einzigen Beatles-Song nennen können – oder es zumindest vor „Yesterday“ nicht konnten. Mein musikalisches Interesse beschränkt sich in der Regel auf Film-Soundtracks oder alte Kamellen aus der Jugend. Ein Konzert (egal von wem) würde ich niemals freiwillig besuchen und auch in der Bahn oder sonstwo kann ich getrost auf musikalische Begleitung verzichten. Soll heißen: Es lohnt sich, diesem Film eine Chance zu geben – völlig unabhängig davon, wie viel ihr mit den Beatles oder Musik im Allgemeinen anfangen könnt!
Zu verdanken ist das neben Regisseur Boyle und Drehbuchautor Richard Curtis („Tatsächlich… Liebe“) vor allem dem Hauptdarsteller-Duo: Patel überzeugt, weil er die Beatles-Nummern nicht einfach nur nachahmt, sondern sein eigenes Ding daraus macht – und gewinnt als liebenswerter, ambitionierter Loser, dem man nichts mehr wünscht, als sein Glück zu finden, im Handumdrehen die Sympathien des Publikums. Wie auch schon in Edgar Wrights „Baby Driver“ ist Lily James zudem auch hier die perfekte Besetzung für das klassische Mädchen von Nebenan. Dabei verkommt ihre Figur nie zu bloßem Beiwerk, nie zum Selbstzweck. Sie ist nicht einfach nur ein Love Interest, das als stilles Mäuschen mit dem Herz am rechten Fleck punktet, sondern erweist sich zugleich als ebenso selbstbewusste wie starke Frau, die für ihre Prinzipien einsteht – und eben nicht nur Teil von Jacks Leben ist, sondern auch ein eigenes hat.
Und wo wir gerade schon in Großbritannien sind: Ein Thriller-Highlight mit dem ehemaligen 007 Daniel Craig könnt ihr seit kurzem ebenfalls (wieder) auf Netflix streamen. Um welchen Film es sich handelt und warum er sich lohnt, erfahrt ihr hier: