Hamburg – Eine Woche vor Prozessbeginn war er plötzlich da. Smart, lässig, mit Vollbart. Auf den ersten Blick sieht er aus wie US-Schauspieler Keanu Reeves. Und außerdem schreibt dieser Mann Krimis. Wer ist der neue Anwalt an der Seite von Steakhaus-Erbin Christina Block (52, Block House)?
Prof. h. c. Dr. Dr. h. c. Ingo Bott (42), seine Ehrentitel hat er aus Peru. Neben seiner Arbeit schreibt er Krimis wie „Gegen alle Regeln“ (2021), „Falsche Zeugen“ (2022) und „Gefährlicher Freispruch“ (2023). Seine Kanzlei Plan A in Düsseldorf ist spezialisiert auf Strafrecht, Wirtschaftsstrafrecht und Sportstrafrecht. Der Name zeigt, dass es Bott nicht an Selbstbewusstsein mangelt: Wer ihn als Anwalt beauftragt, braucht keinen Plan B.
Ähnlicher Typ: Keanu Reeves (60, „Matrix“) posiert am 22. Mai mit Schauspielerin Ana de Armas bei der Premiere des Films „Ballerina“ in London für die Fotografen
Foto: Alberto Pezzali/Invision/AP
Der neue Anwalt schreibt Krimis
Bereits im Verfahren um die Loveparade war Bott als Verteidiger dabei. Mit Übernahme des Block-Mandats gab er sofort eine Presseerklärung mit Portätfoto von sich heraus: „Frau Block ist unschuldig. Sie hat das, was man ihr vorwirft, nicht getan.“
Christina Block mit ihren beiden Anwälten auf dem Weg in den Gerichtssaal, rechts hinter ihnen geht ihr ebenfalls angeklagter Lebensgefährte Gerhard Delling mit seinem Anwalt (2. v. l.)
Foto: Marcus Brandt/dpa
Seine Erfahrungen im Umgang mit Familien-Dramen zieht Bott vor allem aus einem Fall von Kindesentziehung zwischen Deutschland und Paraguay. Dort sei es ihm 2022 gelungen, eine Familienkrise zu beenden. „Durch diesen Fall und viele weitere bin ich mit dem Druck, unter dem von einem Elternteil festgehaltene Kinder stehen, vertraut. Ich bin zuversichtlich, dass ich meine Erfahrungen auch in Hamburg sinnvoll und wahrheitsfördernd im Rahmen der gemeinsamen Verteidigung mit Herrn Rechtsanwalt Kury einbringen kann.“
Bott und Kury – wie Feuer und Wasser
Rechtsanwalt Otmar Kury (69) war der erste Verteidiger, den Christina Block im Entführungsverfahren bereits 2024 beauftragt hat. Er ist einer der bekanntesten Strafverteidiger Hamburgs, war zehn Jahre lang Präsident der Hanseatischen Rechtsanwaltskammer, gilt als penibel, immer gut vorbereitet, im Auftritt perfekt und gegenüber Öffentlichkeit und Presse als sehr reserviert.
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Das ging 1993 sogar so weit, dass Kury Fotoreporter in Hamburg abhängte, die seinen damaligen Mandanten Günter Parche (Seles-Attentäter) fotografieren wollten. Kury wartete mit seinem Mercedes Cabrio so lange an einer grünen Ampel, bis sie auf Rot sprang und bog dann blitzschnell verkehrt in eine Einbahnstraße. Im Gerichtssaal irritiert Kury mit einer geschwollen wirkenden Ausdrucksweise, so nennt er seine Mandantin tatsächlich durchgehend „Die Dame Block“.
Christina Block zwischen ihren beiden Anwälten Bott und Kury
Foto: Marcus Brandt/dpa-POOL/dpa
Dass die „Dame Block“ ihm nun ausgerechnet einen langhaarigen Krimischreiber aus Düsseldorf zur Seite setzt, muss für Kury ein Schlag ins Kontor gewesen sein. In Verhandlungspausen im Gericht hängt sie an Botts Lippen, Kury wirkt daneben wie abgemeldet. Es bleibt spannend, wie diese beiden so unterschiedlichen Rechtsanwälte Christina Block zusammen helfen sollen.
Der Prozess geht am Freitag um 9.30 Uhr am Landgericht Hamburg weiter.