Stand: 25.07.2025 12:43 Uhr

Für ein Dreivierteljahr sperrt die Deutsche Bahn die Strecke zwischen Berlin und Hamburg vollständig. Besonders die Gemeinden, deren Bahnhöfe modernisiert werden, müssen sich auf Ersatzverkehr und erheblich längere Fahrzeiten einstellen.

Von August bis voraussichtlich Mai 2026 herrscht zwischen Hamburg und Berlin die größte Bahnbaustelle Deutschlands. Für neun Monate sperrt die Deutsche Bahn die direkte ICE- und Regional-Zugstrecke komplett.
 
Mit 230 Zügen und bis zu 30.000 Fahrgästen pro Tag handelt es sich um eine der wichtigsten Direktverbindungen. Die Strecke ist rund 280 Kilometer lang.
 
Es ist die zweite von 41 geplanten Generalsanierungen der Bahn. Generalsanierung bedeutet, dass alles auf einmal saniert wird – anstatt aufeinander abfolgend kleine Baustellen einzurichten.

Was passiert während der Generalsanierung?

Die Bahn saniert und modernisiert auf dieser Strecke zwischen den Großstädten Hamburg und Berlin gleichzeitig sowohl Gleise als auch Weichen, Signale, Stellwerke und Oberleitungen. Davon erhofft sich der Konzern einen stabileren Betrieb, weniger Verspätungen und Baustellen.
 
Zudem werden mehrere Bahnhöfe modernisiert, erhalten unter anderem neue WCs, einen besseren Wetterschutz und Barrierefreiheit. Zudem sollen neue Mobilfunkmasten entlang der Strecke aufgestellt werden, um den Empfang im Zug zu verbessern.
 
Auch werden sechs neue „Überleitstellen“ geschaffen. Damit können Züge auf der Strecke das Gleis wechseln. Ist eines etwa durch einen stehenden Zug blockiert, können andere ihn dank Überleitstelle umfahren.

Symbolbild: Deutsche Bahn Baustelle - Gleisbauarbeiten. (Quelle: dpa/Hoppe)

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Wie komme ich jetzt mit der Bahn von Berlin nach Hamburg und zurück?

Zuvor gab es ICEs, die von Spandau nach Hamburg ohne Zwischenhalt durchfuhren und dafür eindreiviertel Stunden brauchten. Zudem gab es ICEs/ECs, die Wittenberge, Ludwigslust, Büchen und Hamburg-Bergedorf angfuhren und rund zwei Stunden benötigten.
 
Ab 1. August verkehren die ICEs auf einer Strecke über Stendal, Salzwedel und Uelzen oder Lüneburg und brauchen zwischen 2:20 und 2:45 Stunden, mindestens also 35 Minuten länger.
 
Oder man fährt nun über Hannover, was 2:45 Stunden plus Umsteigezeit dauert. Einige Züge fahren von Spandau über Stendal und Hannover direkt nach Hamburg, brauchen aber ab August nun 3:20 Stunden.
 
Angesichts dieser Zeiten steht Flixtrain mit einer Fahrzeit von 2:24 Stunden zwischen Berlin und Hamburg Hauptbahnhof mit einem Zwischenhalt in Stendal auf dem Papier sehr gut da.

Was bedeutet das für Reisende in Brandenburg?

Für den Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg hat das Bahnvorhaben starke Auswirkungen. 13 Bahnhöfe liegen an der Strecke und sollen modernisiert werden:
 

  • Havelland: Seegefeld, Falkensee, Finkenkrug, Brieselang, Nauen, Paulinenaue und Friesack (Mark)
  • Ostprignitz-Ruppin: Neustadt (Dosse), Breddin und Glöwen
  • Prignitz: Bad Wilsnack, Wittenberge und Karstädt

An diesen Bahnhöfen wird ein Schienenersatzverkehr mit Bussen angeboten. Das führt zu erheblich längeren Fahrzeiten: Eine Fahrt von Wittenberge im Nordwesten Brandenburgs zum Berliner Hauptbahnhof wird nicht mehr eineinhalb Stunden dauern, sondern dreieinhalb Stunden. Von Perleberg nach Berlin wird es mit dem Ersatzverkehr drei Stunden dauern – derzeit sind es knapp zwei Stunden. Eine Übersicht zu den Ersatzverkehren bietet der VBB auf seiner Webseite an. [vbb.de]

Bauarbeiter arbeiten am 07.03.2025 an einer neuen Bahnunterführung für Fahrzeuge und Fußgänger am Bahnhof der Deutsche Bahn (DB). (Quelle: dpa-Bildfunk/Jens Büttner)

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Aber auch auf die weiterhin fahrenden Regionalbahnen wirkt sich die Baumaßnahme aus: So entfällt die RB10 zwischen Nauen und Berlin-Südkreuz. Zwischen Wismar und Berlin entfällt der RE8, der nurmehr zwischen Flughafen BER und Elstal fährt. Zwischen Schwerin und Berlin-Südkreuz fährt im Zweistundentakt die neue Linie RE85. Weitere Linien fahren nicht alle üblichen Bahnhöfe an. Eine detaillierte Übersicht ist beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) einsehbar. [vbb.de]
 
Wie problemlos sich Anschlüsse von Ersatzverkehr an reguläre Bus- und Bahnverbindungen ergeben, ist noch nicht sicher. Die Bahn schreibt: „Leider ist es nicht immer möglich, die individuell gewünschte Anschlussverbindung zu ermöglichen.“ Allerdings seien Zeitpuffer eingeplant, falls es zu Verspätungen komme, zudem überwache die Bahn die Auslastung der Busse, um notfalls mehr Busse zu bestellen. Die sollen immerhin alle mit Toiletten sowie WLAN und USB-Steckdosen ausgestattet sein.

Gibt es Besonderheiten beim Ticketkauf?

Nein. Generell sind die Webseiten, Apps und Ticketautomaten der Deutschen Bahn und des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) auf die neue Verkehrslage angepasst. Wer dort sein Ticket kauft, hat in der Regel auch das richtige.
 
Auch gilt wie üblich: Das Deutschlandticket gilt im Regionalverkehr. Wer also im Schienenersatzverkehr-Bus sitzt, der eine Regionalbahn ersetzt, kann entspannt fahren.

Kann man während der Sanierung nicht gleich zusätzliche Gleise verlegen?

Das bräuchte wegen umfangreicher Genehmigungs- und Beteiligungsverfahren viel mehr zeitlichen Vorlauf, so die DB.

Ist der Ersatzverkehr barrierefrei?

Jein. Im Regionalverkehr sind die Ersatzbusse laut Bahn barrierefrei. Im Fernverkehr sei dies nicht immer möglich, daher sollen sich betroffene Personen vorab beim Mobilitätsservice der Deutschen Bahn [bahn.de] melden.

Archivbild:Der seitliche Eingang des Bahnhofs Wittenberge, aufgenommen vor Beginn der ersten Diskussionsveranstaltung zur Umgestaltung des Bahnhofs am um.(Quelle:picture alliance/dpa/S.Stache)

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Ist nach der Generalsanierung erstmal Schluss mit Bahn-Baustellen?

Naja. Zumindest auf der Strecke Berlin-Hamburg soll es bis 2031 zu keinen weiteren Baustellen kommen, sagt die Bahn.
 
Wegen der Modernisierung der Dresdner Bahn fahren vom 25. August bis zum 22. September Schienenersatzverkehr-Busse zwischen Mahlow und Blankenfelde.
 
In diesem Jahr werden zwischen Südkreuz und Niedergörsdorf vom 24. September bis zum 13. Dezember Gleise und Weichen erneuert. Es werde zu Vollsperrungen kommen, Fernzüge würden umgeleitet, so die DB. So sollen mehr Züge nach München fahren können.
 
Beginnen wird der lange geplante Ausbau der Lehrter Stammbahn von Vorsfelde bei Wolfsburg über Stendal bis nach Wustermark. Von Juni 2025 bis Dezember 2026 sollen im ersten Schritt zwischen Großwudicke in Brandenburg und Stendal in Sachsen-Anhalt neue Ausweich- und Überholmöglichkeiten geschaffen werden. 2034 soll das gesamte Projekt in Betrieb genommen werden. Ziel sind kürzere Fahrzeiten im Personen- und Güterverkehr.
 
Deutschlandweit wird es in den kommenden Jahren immer wieder zu Einschränkungen kommen. Die Strecke Hamburg-Berlin ist schließlich erst die zweite von 41 geplanten Generalsanierungen. Zuletzt war vorgesehen, sie bis 2031 abzuschließen. Mittlerweile rechnet die Bahn aber mit 2036 [tagesschau.de].

Eine Übersicht mit weiteren Detailfragen und -antworten bietet die Deutsche Bahn auf ihrer Webseite.

Rundfunk Berlin-Brandenburg