Im Prozess um die Entführung der Kinder der Hamburger Unternehmerin Christina Block hat die angeklagte Mutter bestritten, den Auftrag gegeben zu haben. „Ich habe die Entführung an Silvester nicht in Auftrag gegeben“, sagte sie. Sie habe davon auch nichts gewusst. Als sie in der schriftlich vorbereiteten Einlassung über ihre Kinder sprach, versagte zwischendurch immer wieder ihre Stimme. „Ich bin ihre Mutter, ich liebe sie“, sagte die 52-Jährige.

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Die Kinder seien über Nacht aus ihrem Leben gerissen worden. „Ich habe unendliche Angst davor, dass ich Theo und Klara ausgerechnet hier zum letzten Mal sehe“, sagte sie dann der „Bild“ zufolge.

Der Spießrutenlauf in diesen Raum trifft mich in Mark und Bein.

Christina Block bei ihrer Aussage im Prozess in Hamburg

Mit einem Foto ihrer Kinder war Block in den Gerichtssaal des Hamburger Landgerichts gekommen. Es sei ein Bild aus glücklichen Tagen, aufgenommen wenige Monate, bevor ihr die Kinder entzogen worden seien, erklärte sie in einer emotionalen Aussage vor der Großen Strafkammer. Der Strafprozess sei für sie eine große Belastung. „Der Spießrutenlauf in diesen Raum trifft mich in Mark und Bein.“

Block kämpft seit Jahren um zwei ihrer vier Kinder. Sie leben seit August 2021 bei ihrem Vater Stephan Hensel in Dänemark. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft behielt er sie nach einem Besuch widerrechtlich bei sich.

Sieben Angeklagte im Block-Prozess

Der Anklage gegen die Mutter und sechs weitere Beschuldigte zufolge waren die beiden Kinder – damals 10 und 13 Jahre alt – in der Silvesternacht 2023/24 von mehreren Männern gewaltsam ihrem in Dänemark lebenden Vater entrissen und nach Deutschland gebracht worden. Bei der Mutter blieben der Junge und das Mädchen nur wenige Tage, weil das Hanseatische Oberlandesgericht aufgrund eines Eilantrags des Vaters entschied, dass ihm die Kinder zurückgegeben werden müssen.

Christina Block, die Tochter des Gründers der Restaurantkette Block House, Eugen Block, soll nach jahrelangem Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex-Mann den Auftrag zu der Entführung gegeben haben. Die Unternehmerin weist die Anschuldigung zurück – ebenso ihr der Beihilfe angeklagter Lebensgefährte, der frühere Sportmoderator Gerhard Delling, sowie die übrigen fünf Beschuldigten in dem Verfahren.

Christina Block schildert ihre Ehe mit Stephan Hensel

In ihrer Erklärung geht Block ausführlich auf die Vorgeschichte der Entführung in der Silvesternacht und den Sorgerechtsstreit ein. „2005 heirateten wir, alles schien perfekt, wir standen vor einer glänzenden Zukunft“, sagt sie über ihre Eheschließung. Sie schildert die Geburt der Kinder und wie die Konflikte mit ihrem Ex-Mann zunahmen.

Nebenkläger Stephan Hensel, Ex-Ehemann und Vater der Kinder von Christina Block, geht durch das Gericht in Hamburg.

© dpa/Marcus Brandt

Sie habe ihre Ehe unbedingt retten wollen und habe ihren Mann zu einer Paartherapie überredet, doch nach drei Sitzungen habe er sich scheiden lassen wollen. 2014 trennte sich das Paar, 2018 folgte die Scheidung. Die Kinder sollten weiterhin Kontakt zu beiden Elternteilen haben und seien jedes zweite Wochenende bei dem Vater gewesen, der seit 2019 in Dänemark lebte.

Natürlich habe ich mich damit beschäftigt, irgendwie an meine Kinder heranzukommen.

Christina Block bei ihrer Aussage im Prozess in Hamburg

Im August 2021 habe er die Kinder bei sich behalten und ihr das in einer kurzen Mail mitgeteilt, erklärt die Mutter. Nur einmal habe sie ihre Tochter noch zufällig in deren dänischer Schule gesehen. Die nächste Begegnung sei erst im Januar 2024 gewesen. 

„Natürlich habe ich mich damit beschäftigt, irgendwie an meine Kinder heranzukommen“, sagt sie. Alle möglichen Leute seien mit irgendwelchen Angeboten auf sie zugekommen. „Ja, ich habe Detekteien beschäftigt.“ Sie habe aber nur wissen wollen, ob es den Kindern gut gehe.

Der „Bild“ zufolge machte sie ihrem Ex-Mann Hensel Vorwürfe. Er bekomme im Prozess die gewünschte Bühne für seinen Rachefeldzug gegen ihre Familie: „Du, Stephan, hast gewonnen. Wir sind gedemütigt und blamiert. Das muss nicht noch weiter auf Kosten unserer Kinder geschehen.“

Der ehemalige Sportmoderator und Partner von Christina Block, Gerhard Delling, steht im Gericht neben seinem Anwalt David Rieks.

© AFP/Marcus Brandt

Block behaupteter demnach weiter, David Barkay, ein Ex-Mossad-Agent, und seine Sicherheitsfirma „Cyber Cupula Operations“ hätten die Entführung der Block-Kinder durchgeführt. Barkay und seine Mitarbeiter sind auf der Flucht. Sie und auch ihr „wunderbarer Partner“ Gerhard Delling hätten von allem nichts gewusst.

Die Strafkammer in Hamburg hatte am Freitag zunächst einen Antrag mehrerer Verteidiger auf Aussetzung des Verfahrens zurückgewiesen. Zur Begründung sagte die Vorsitzende Richterin, Isabel Hildebrandt, unter anderem, die Nachlieferung von Akten rechtfertige nicht die Aussetzung des Verfahrens. Es komme ohnehin eine Pause im Verfahren von drei Wochen.

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Hildebrandt verwies auch auf das Beschleunigungsgebot für den Prozess, weil sich einer der Angeklagten seit Anfang November in Untersuchungshaft befinde.

Die Verteidiger hatten ihren Antrag mit einer größeren Menge neuer Akten begründet, die sie zunächst lesen müssten. Außerdem forderten sie Einsicht in die Akten zu einem Ermittlungsverfahren gegen den Vater der beiden Kinder. (dpa, lem)