Im Jahre andauernden Streit um die Geburtshilfe in der München Klinik Neuperlach bahnt sich langsam ein Ende an. Doch bevor der Umzug in einen Klinikneubau in Harlaching im Frühjahr 2026 stattfinden kann, kam es am Donnerstag im Gesundheitsausschuss des Stadtrats erneut zu einer emotionalen Auseinandersetzung.
Lange war nämlich unklar, ob alle Hebammen aus Neuperlach bei dem Umzug nach Harlaching erhalten bleiben können. Denn diese sind an der München Klinik angestellt. Ihre künftigen Kolleginnen in Harlaching sind jedoch freiberuflich, sogenannte Beleghebammen. Nun liegt ein Konzept vor, wie beide Teams zusammenarbeiten können, am Donnerstag wurde es vorgestellt. Doch zuvor warf die Fraktion der ÖDP/München-Liste der Geschäftsführung der München Klinik „Wortbruch“ vor. Und auch die CSU-FW-Fraktion sagte, es bestehe noch Aufklärungsbedarf.
Vorausgegangen war ein Brief von Verdi an alle Stadträtinnen und Stadträte sowie an die Gesundheitsreferentin mit dem dringenden Appell, den Erhalt aller Vollzeitstellen, laut Geschäftsführung 12,5 an der Zahl, bei dem Umzug nach Harlaching zu erhalten. Die Stellen, die sich derzeit auf 22 Beschäftigte verteilen, sollen nur noch zur Hälfte nachbesetzt werden, hieß es in dem Brief.
Dies wäre tatsächlich ein Wortbruch. Denn der Erhalt aller Plätze ist vergangenes Jahr zugesichert worden. Doch der Geschäftsführer des Klinikunternehmens, Götz Brodermann, sicherte daraufhin im Ausschuss zu, dass alle Stellen aus Neuperlach im Wirtschaftsplan des Neubaus in Harlaching vorgesehen seien. Auf Anfrage der SZ präzisierte er: „Wir werden alle derzeitigen 12,5 Vollzeit-Planstellen der Hebammen aus Neuperlach nach Harlaching übertragen. Sollten sich wider Erwarten Hebammen nicht für den Umzug entscheiden, wollen wir die dann offenen Stellen in vollem Umfang nachbesetzen, weiterhin mit angestellten Hebammen. So bleibt das Angestellten-System dauerhaft erhalten.“
Isabel Böttrich, leitende Hebamme der Schwabinger Geburtshilfe, die den Prozess eng begleitet, sagte ebenfalls: „Wir sind glücklich, dass wir alle Vollzeitstellen übernehmen können.“ Nach mehreren Workshops mit den Beteiligten und externen Experten und teilweise „hitzigen Debatten“ sei ein Weg für eine rechtssichere zweispurige Organisationsstruktur im neuen Kreißsaal in Harlaching gefunden worden.
Alles ein Missverständnis also? Im Konzept der Geschäftsführung ist die Rede von einer „Mindestbesetzung“ bei 5,65 Vollzeitstellen. Spätestens bei dieser Grenze soll nachbesetzt werden. Womöglich wurden so Ängste geweckt. Auf Nachfrage der SZ sagt Brodermann jedoch, diese Mindestbesetzung sei „aus organisatorischer Sicht eine Minimumangabe nach unten“. Das heißt, weniger als das dürfe es auf keinen Fall geben, um das System aufrechtzuerhalten. „Diese Mindestangabe bedeutet aber nicht, dass nur diese Stellen übernommen werden.“ Und: „Unabhängig davon streben wir eine dauerhafte Vollbesetzung wie aktuell an.“
Eine Unsicherheit bleibt jedoch: Der Wechsel der Neuperlacher Hebammen nach Harlaching ist am Ende freiwillig. Ob wirklich alle Hebammen diesen Wechsel vollziehen werden, ist offen. „Wir können nicht garantieren, dass wir auch alle diese Stellen sofort nachbesetzt bekommen“, so Brodermann. Ob es genug Bewerbungen geben werde, müsse man eben abwarten.