25 Euro kostet ein T-Shirt der Fisu World University Games 2025 vor dem Eingang des Lohrheidestadions in Bochum. Ganz so günstig war dessen zweijährige Renovierung anlässlich der Universitätsspiele aber nicht. Rund 55 Millionen Euro wurden in die historische Sportstätte gesteckt, tief im Westen. Der Sportpark Lohrheide verfügt nun über eine neue Westtribüne, ein Medienzentrum mit Büros und Vip-Bereich und einen Aufwärmplatz für Athleten mitsamt einer Kalthalle. Der Heimbereich der SG Wattenscheid 09 rings um die blaue Tartan-Bahn sieht unbenutzt aus. Überdachte Stehbereiche, eine aufgebaute Westtribüne. Knapp 17.000 Zuschauer passen in die Lohrheide. Die Sitzklappen auf der Tribüne haben noch keine Aufkleber – die Wände in der Arena sehen so weiß wie beim Zahnarzt aus. Kein Fleck, alles blitzblank.
Die SG Wattenscheid 09 feierte in diesem Stadion ihren umjubelten Aufstieg in die Bundesliga. Das führte dazu, dass Fußballfans aus der ganzen Nation zum Lohrheidestadion pilgerten. Neben dem VfL Bochum gab es 1991/92 in der Ersten Liga noch diesen Underdog aus dem Stadtteil Wattenscheid, den niemand so wirklich auf dem Zettel hatte. Die Zeiten bei Wattenscheid waren stets turbulent: Aufstiege, Abstiege. Eine Fahrstuhlmannschaft, die nach dem Abstieg 1995/96 nicht mehr zurück in die Bundesliga fand. Die sportliche Heimat blieb die Lohrheide.
Doch gerade ist das Stadion in den Händen von anderen. Diskuswerferin Joyce Oguama, Jahrgang 2001, kommt aus Gelsenkirchen, gehört dem Verein TV Wattenscheid an – und studiert an der Ruhr-Uni Bochum. Sie verkörpert die Region wie wenige andere bei diesen World University Games.
Feierliche Eröffnung vor wenigen Wochen
Das Lohrheidestadion kannte sie schon vor dem Umbau. „Das ist so ein Ruhrgebiets-Ding.“ Die Gegend versprühe ihren eigenen Charme, sagt sie. Während des Umbaus mussten die Sportlerinnen und Sportler für ihr Training auf andere Orte ausweichen. Erst am 12. Juli wurde der neue Sportpark feierlich eingeweiht. „Alles sollte zusammen eröffnet werden für die Fisu“, so Oguama. Auch Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kam zur Eröffnung nach Bochum. Und jetzt folgt die erste Bewährungsprobe.
Für Oguama sind die World University Games „ein komplettes Heimspiel“. Die Wege sind ihr bekannt, ihr Umfeld unterstütze sie bedingungslos. Das neue Stadion sei von den Begebenheiten her bestens geeignet für eine solche Großveranstaltung. Immerhin sind insgesamt mehr als 9200 Athletinnen und Athleten aus mehr als 150 Ländern angemeldet, rund 1000 davon in den Leichtathletik-Disziplinen.
„Vor allem die Sportstätten sind natürlich top“
Er habe bislang von Trainern, Offiziellen und Delegationen viel positiven Zuspruch bekommen, sagt Michael Huke, Geschäftsführer des TV Wattenscheids. Die Sportlerinnen und Sportler der jeweiligen Universitäten seien begeistert gewesen. Es sei bislang ein reibungsloser Ablauf des Wettbewerbs möglich gewesen. „Vor allem die Sportstätten sind natürlich top.“ Damit meint Huke die Leichtathletikanlagen der Lohrheide sowie den angrenzenden Olympia-Stützpunkt Bochum-Wattenscheid, dem er ebenfalls angehört. „Es sind kurze Wege, alles ist relativ schnell erreichbar. Für die Delegationen sind das hier die besten Bedingungen.“
Die Renovierung der Lohrheide habe man den World University Games zu verdanken, aber auch der Weg für die Zukunft sei laut Huke geebnet. Nachhaltig gedacht sollen in Zukunft deutsche Meisterschaften oder Weltmeisterschaften in der Leichtathletik in Bochum stattfinden. Moderner als in der Lohrheide sei es Huke zufolge gerade bundesweit nirgends möglich, insbesondere in NRW nicht, wo solche Stätten dringend gebraucht würden. In Bochum gehöre man auch mit diesem Stadion zu den Städten, die solche Veranstaltungen austragen können. Man müsse nicht immer nach Düsseldorf oder Köln ausweichen, wenn Großveranstaltungen geplant werden. Das Projekt der Lohrheide sei wie ein „Leuchtturm für die Region“. Wenn Huke die Lohrheide beschreibt, dann macht er das mit Stolz. Die Sportler würden in das Stadion gehen und seien direkt motiviert – selbst wenn es nur ums Training gehe: „Das ist Top eins, bessere Bedingungen als hier gibt es nicht“.
Schafft die Lohrheide auch Olympia?
„Allein schon von der Teilnehmerzahl ist das ein Testlauf für Olympia“, sagt Huke. Seit der Bewerbung von NRW als Austragungsorte im vergangenen Mai wurde bereits viel darüber spekuliert, wo denn welche Sportarten abgehalten werden könnten. Einer möglichen Austragung von Disziplinen wie einem 100-Meter-Rennen bei Olympia im Lohrheidestadion erteilt Huke aber eine Absage. „Dafür haben wir nicht die Kapazitäten“. Es fehle das große Stadion für die Leichtathletik, eine Eröffnungsfeier wäre nicht umsetzbar. Trotzdem begrüße er das Vorhaben von NRW, Olympia auszutragen. Nur dann eben ohne das Lohrheidestadion. Stemmbar sei Olympia allemal, das habe das Ruhrgebiet durch die World University Games 2025 bewiesen.