Duisburg – Am Sonntag wird es nichts mit dem Ausschlafen. Bis 8 Uhr müssen 2200 Anwohner im Stadtteil Hochheide in Duisburg ihre Wohnungen verlassen. Grund: Um Punkt 12 Uhr wird das 63 Meter hohe Hochhaus in der Ottostraße 54–56 gesprengt.
Zwei diagonal versetzt angebrachte Sprengladungen, die innerhalb von drei Sekunden detonieren, sollen dafür sorgen, dass der seit Jahren leerstehende „Weiße Riese“ in nur acht Sekunden in sich zusammenfällt. Auf diese Weise soll sich der Schutt nicht weiträumig in der dicht bebauten Siedlung verteilen.
Der Duisburger Wohnpark Hochheide in Nordrhein-Westfalen mit insgesamt sechs „Weißen Riesen“ entstand von 1969 bis 1974. Heute gelten die drei bewohnten Kolosse als sozialer Brennpunkt und Problemviertel. Liefer- und Paketdienste stellten ihre Zustellungen zumindest zeitweise ein. Mit der Sprengung am Sonntag wird nun der dritte „Weiße Riese“ abgerissen.
Die große Evakuierung rund um das Hochhaus im Ruhrgebiet beginnt früh. Das Gebiet wird weiträumig abgesperrt. Polizei und Feuerwehr sind mit einem Großaufgebot vor Ort. Für Menschen, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen, steht die Erich-Kästner-Schule als Notunterkunft bereit. Ein Shuttle-Bus dorthin fährt schon ab 6 Uhr.
220 Mitarbeiter des Ordnungsamtes klingeln sich Sonntagmorgen ein zweites Mal durch die Nachbarschaft und haken jede Wohnung einzeln ab. Susanne Stölting, Pressesprecherin der Stadt Duisburg zu BILD: „Städtische Mitarbeiter haben vorher alle Haushalte in diversen Sprachen über die bevorstehende Evakuierungsaktion informiert. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass alles reibungslos ablaufen wird. Bisher gibt es 8 Anmeldungen für Krankentransporte von Menschen, die Unterstützung benötigen.“
In der gesamten Evakuierungszone gilt ab dem Morgen ein Halteverbot. Auch Parkplätze werden gesperrt, Buslinien umgeleitet. Der Tag der Explosion wird für die Einsatzkräfte zum Ausnahmezustand.
Glückaufstraße 2, 2A, 4, 6, 8, 10
Hanielstraße 9, 13, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 36, 38, 40, 42
Kirchstraße 116, 118, 120, 124, 126, 128, 130, 132, 134, 136, 138, 153, 155, 157, 159, 161, 165, 165A, 165B, 169, 171, 173, 175, 177, 179, 181, 183
Moerser Straße 180, 202, 210, 212, 214, 216, 218, 220, 222, 224, 226, 228, 229, 230, 232, 234, 235, 236, 237, 239, 241, 241A
Ottostraße 32, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52, 53, 53A, 55, 58, 60, 62, 64
Prinzenstraße 3, 3A
Nach geglückter Sprengung und einem einminütigen Sirenenton dürfen die Anwohner am Sonntag in ihre Wohnungen und Häuser zurück. Das Zuschauen ist aus Sicherheitsgründen und wegen der Absperrungen nicht möglich. Das Ordnungsamt will unter allen Umständen ein Publikumsspektakel verhindern.
Aber: Das WDR-Fernsehen zeigt auch die dritte Sprengung am Sonntag live: „Lokalzeit extra: Sprengung eines Riesen – das große Finale“, ab 11.30 Uhr und online im Live-Stream. Auch im TikTok-Kanal der WDR-Lokalzeit wird das Ereignis live übertragen.
Drohnenflüge sind im gesamten Bereich strikt untersagt. Wer sich nicht daran hält, riskiert Ärger. Laut Luftverkehrsordnung muss ein Abstand von mindestens 100 Metern zur Sperrzone eingehalten werden.