„Rentenanreize stoppen“
Reiche fordert „mehr und längere Arbeit“ von Deutschen
25.07.2025, 20:04 Uhr
Artikel anhören
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die Menschen in Deutschland arbeiten zu wenig, hört man immer wieder aus der Politik. Jetzt sagt es Wirtschaftsministerin Reiche ganz deutlich: Sie fordert mehr Arbeitsstunden und einen späteren Renteneintritt.
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche fordert die Bürger dazu auf, mehr und länger zu arbeiten. „Es kann auf Dauer nicht gut gehen, dass wir nur zwei Drittel unseres Erwachsenenlebens arbeiten und ein Drittel in Rente verbringen“, sagte die CDU-Politikerin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Der demographische Wandel und die weiter steigende Lebenserwartung machen es unumgänglich: Die Lebensarbeitszeit muss steigen.“ Weiter verlangte Reiche, „Anreize für Frühverrentungen“ zu stoppen und „Anreize dafür zu schaffen, länger zu arbeiten“.
Auch bei den Arbeitsstunden würden die Bundesbürger hinterherhinken: „Im internationalen Vergleich arbeiten die Deutschen im Durchschnitt vergleichsweise wenig“, sagte Reiche dem Blatt und forderte: „Wir müssen mehr und länger arbeiten.“
Unternehmen, die sowohl in der Bundesrepublik als auch in den Vereinigten Staaten Standorte unterhielten, hätten ihr berichtet, dass die deutschen Beschäftigten im Durchschnitt 1340 Stunden im Jahr tätig seien, die Amerikaner hingegen 1800 Stunden.
Zur Frühverrentung präzisierte die Ministerin gegenüber der FAZ, dass es körperlich anstrengende Berufe gebe, etwa am Bau oder in der Pflege. „Es gibt aber auch viele, die länger arbeiten wollen und können“, so die CDU-Politikerin. „Das Lebensglück besteht für viele Menschen eben nicht allein darin, möglichst früh in Rente zu gehen, sondern ihre Erfahrung weiter einbringen zu können.“
Reiche: „Arbeit in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig“
Bezüglich der Gesetzentwürfe von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas von der SPD zum Rentenpaket und zur Tariftreue stellte Reiche klar, dass diese Novellen noch nicht beschlossen seien, sondern in der Regierung weiterhin beraten würden. „Hier haben wir intern unsere Kritik geäußert und Änderungen durchgesetzt.“
Der Koalitionsvertrag sei zwar bindend. „Aber ich sage auch: Was im Koalitionsvertrag an Reformen steht, wird auf Dauer nicht reichen.“
Die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungen stießen an ihre Grenzen. „Die sozialen Sicherungssysteme sind überlastet“, warnte Reiche. „Die Kombination aus Lohnnebenkosten, Steuern und Abgaben machen den Faktor Arbeit in Deutschland auf Dauer nicht mehr wettbewerbsfähig.“