Hamburg – Es war ein emotionaler Kraftakt: Christina Block (52) hat gesprochen – mehr als vier Stunden lang. Die Unternehmerin und Steakhaus-Erbin äußert sich im Entführungs-Prozess um ihre Kinder zum ersten Mal umfassend vor Gericht. Ihre Aussage: ein Wechselspiel aus Trauer, Wut, Rechtfertigung und Rückblick. Im Zuschauerraum wird am Ende sogar applaudiert.
Block steht gemeinsam mit mehreren Mitangeklagten vor dem Landgericht Hamburg. Der Vorwurf: Sie soll eine israelische Sicherheitsfirma beauftragt haben, ihre beiden jüngsten Kinder Klara (13) und Theo (10) an Silvester 2023/24 von Dänemark nach Deutschland zu entführen. Block sagt: „Ich habe niemanden entführt und auch niemanden damit beauftragt.“
„Ich war fix und fertig“
Von Anfang an wirkt Block nervös. Ihre Stimme ist brüchig, immer wieder stockt sie. Manches Mal muss sie weinen. Sie beteuert, von dem Verbrechen in der Silvesternacht nichts gewusst zu haben. Ihr Ziel sei es stets gewesen, ihre Kinder wiederzusehen.
Die Firma Cyber Cupula Operations GmbH sei ihr damals als Hilfe angeboten worden. Ihre Mutter Christa habe kurz vor ihrem Tod 120.000 Euro in bar abgehoben. Den Vorwurf, ihre Mutter habe die Entführung bezahlt, nimmt sie zurück: „Es war nicht richtig, meine Mutter zu beschuldigen.“
Block schreitet mit den Anwälten über die Treppe, Delling folgt ihnen
Foto: Christian Charisius/dpa
Block berichtet von dem Moment, als sie ihre Kinder auf einem Bauernhof in Süddeutschland wiedersah. Männer mit Strumpfmasken seien dort im Wohnzimmer gewesen. Die Szene beschrieb sie als „gespenstisch“.
Auch interessant
Anzeige
Auch interessant
Anzeige
Am nächsten Morgen sei Greta als Erste zu den Geschwistern gegangen. Christina Block wartete vor der Tür: „Ich hatte große Angst davor. Auf diesen Moment hatte ich zweieinhalb Jahre gewartet.“ Greta sei dann zitternd aus dem Zimmer zurückgekehrt und habe gesagt, alles sei so merkwürdig. „Als ich das Zimmer betrat, war es eine Szene wie aus einem Traum und einem Albtraum zugleich“, so Block. Und weiter: „Die Kinder wandten sich von mir ab, wollten nicht mit mir sprechen.“ Sie habe sich von ihnen beschimpfen lassen.
Zurück in Hamburg habe sich die Stimmung beruhigt. „Es war richtig harmonisch“, sagt Block. Doch dann sei ein Anruf gekommen: Das Hamburger Oberlandesgericht hatte entschieden, dass die Kinder zurückgebracht werden müssen. Theo sei daraufhin in Tränen ausgebrochen, habe sich an sie gekuschelt und gesagt: „Ich liebe dich, Mama, grenzenlos.“ Klara hingegen sei distanziert geblieben.
Christina Block engagierte Detektive
Block erklärt, sie habe nie eine Flucht in die Schweiz geplant, was von Süddeutschland aus kein Problem gewesen wäre. Doch sie habe sich für die Rückreise nach Hamburg entschieden.
Schon lange vor der Silvesternacht sei sie psychisch am Ende gewesen. Nach der Trennung von Ex-Mann Stephan Hensel habe sie Detektive beauftragt, um ihre Kinder wiederzufinden. Sie berichtet, dass ihre Tochter in Dänemark einen Alarmknopf um den Hals trug. Anhörungen in Dänemark habe es ohne sie gegeben, Gerichtsbeschlüsse aus Deutschland seien ignoriert worden.
Christina Block zeigt ein Familienfoto mit ihren Kindern
Foto: Martin Brinckmann
„Ich bin zu Hause zusammengebrochen“, erinnert sie sich an den Moment im August 2021, als Gewaltvorwürfe gegen sie aufkamen. In Dänemark hatte Hensel das alleinige Sorgerecht beansprucht.
Welche Rolle spielte die Sicherheitsfirma?
Die Rolle der Sicherheitsfirma bleibt undurchsichtig. Block sagt, sie habe sich auf David Barkay und dessen Leute verlassen, weil sie keine andere Möglichkeit gesehen habe, ihre Kinder wiederzusehen. Der Ex-Offizier einer israelischen Militäreinheit und Ex-Mossad-Agent ist auf der Flucht, wird europaweit per internationalem Haftbefehl gesucht. Im Hamburger Grand-Élysée-Hotel seien die Mitarbeiter der Firma ein und aus gegangen, als gehöre ihnen der Ort. Sie selbst sei in einer Mischung aus Hoffnung und Ohnmacht gewesen. Block: „Heute in meiner Rückschau ist mir klar, dass ich gnadenlos bespielt wurde. Ich war das perfekte Opfer.“
Auch den Pädophilie-Verdacht gegen Hensel stellt sie heute klar: Die Unterlagen dazu seien von Barkay gekommen. „Ich weiß nicht, ob mein Ex-Mann kinderpornografische Inhalte konsumiert“, sagt sie. Während der Ehe jedenfalls nicht.
Lesen Sie auch„Stephan, es tut mir leid“
Am Nachmittag wendet sich Block direkt an Hensel: „Stephan, es tut mir leid. Du hast meinen wundesten Punkt ausgereizt. Du hast mich fertiggemacht.“ Dennoch betont sie, sie wolle ihn nicht angreifen. Der jahrelange Streit um das Sorgerecht habe sie überfordert. „Ich wollte meine Ehe retten, eine Paartherapie beginnen“, so Block. Nach der Trennung sei sie mit den Kindern in eine unmöblierte Wohnung gezogen. Das Verhältnis zur neuen Partnerin Hensels beschreibt sie als belastet.
Am Ende ihrer langen Aussage sagt Block zum Gericht und zu den Zuschauern: „Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ich weiß, dass ich lange gesprochen habe.“ Ungewöhnlich für einen Strafprozess: Es gibt Applaus im Saal – den die Vorsitzende Richterin beendet: „Ruhe bitte!“
Am 15. August soll Christina Block zu ihrer Aussage befragt werden.
Bei Block-Prozess: So erlebte der BILD-Reporter den Tränen-Auftritt
Quelle: BILD, Pool/RTL, TNN25.07.2025