Dieser Artikel erschien zuerst im METAL HAMMER-Sonderheft über Black Sabbath 2015. Anlässlich des Todes von Ozzy Osbourne haben wir einen Auszug daraus neu veröffentlicht.

Treffen mit Black Sabbath im Kölner Luxushotel Hyatt am Rheinufer. Anwesend: Ozzy Osbourne und Tony Iommi in trauter Eintracht – Sessel an Sessel, Auge in Auge. In einem schneeweißen Sofa am Ende des Raums leger zwischen roten Sitzkissen drapiert: Sharon Osbourne, Ozzys Ehefrau und Managerin. Dass die ­meisten Fragen überwiegend von Ozzy beantwortet werden, behagt Iommi nicht sonderlich, wie man seinen Gesichtszügen entnehmen kann. Aber Double-O ist kaum zu ­bremsen, also ordnet sich der ruhige Gitarrist dem Mitteilungs­drang ­seines kapriziösen Sängers höflich unter. ­Interessant wird es immer dann, wenn sich die zwei Legenden kurze Wortgefechte liefern und dabei der skurrile Humor der beiden Musiker untereinander zum Vorschein kommt. […]

METAL HAMMER: Was macht Ozzy so unnachahmlich? Und was ist an Tony dran, das kein anderer Gitarrist kann?

Ozzy Obourne: Ich habe mit meiner Solo-Band oft die Black Sabbath-Klassiker gespielt. Und ich hatte sicher immer gute Musiker zur Seite. Aber dennoch klangen diese Songs niemals so wie mit Tony, Geezer und Bill. Das ist eine einzigartige Atmosphäre, eine einzigartige Chemie unterschiedlicher Musiker. Ich habe niemals versucht, irgendjemanden zu kopieren. Meine größten Vorbilder sind Steve Winwood und Robert Plant, sie haben großen Einfluss auf mich. Aber ich habe sie niemals kopiert, niemals versucht, so zu klingen wie George Michael oder Jon Bon Jovi. Als wir beispielsweise OZZMOSIS aufnahmen, hatten wir einen riesigen Black Sabbath-Fan als Produzenten (Ozzy spricht von Michael Beinhorn – Anm.d.A.). Er sagte zu meinem Gitarristen Zakk Wylde: „Du musst so spielen und klingen wie Tony Iommi! Du musst deinen Verstärker so einstellen, dass wir genau seinen Sound hinbekommen.“ Ich sagte zu Beinhorn: „Was für einen Quatsch erzählst du da? Niemand kann so spielen oder klingen wie Tony Iommi. Es ist keine Frage des Verstärkers, keine Frage der Gitarren. Es kann nur dann wie Tony Iommi klingen, wenn er es auch selbst gespielt hat.“

„Es gibt niemanden, der annähernd wie Ozzy klingt“

Tony Iommi: Und genauso verhält es sich auch mit Ozzys Stimme. Sie ist einzigartig, man kann sie nicht kopieren. Es gibt eine Menge Halfords auf dieser Welt, eine Menge Bon Jovis, aber niemanden, der auch nur annähernd wie Ozzy klingt.

[…]

Empfehlungen der Redaktion

Black Sabbath werden von vielen jüngeren Bands als großes Vorbild genannt. Spornt euch das an oder verspürt ihr den Druck, dieser Vorbildfunktion gerecht zu werden?

Iommi: Ich denke, wir brauchen niemandem mehr etwas zu beweisen.

Ozzy: Wir machen unsere Scheiben nicht für andere Leute. Sie müssen zuerst uns gefallen, das ist das Wichtigste. Ich weiß noch, als wir 1998 ‘Psycho Man’ komponierten. Ich war damals angenehm überrascht, wie schnell uns das Stück von der Hand ging. Also weckte ich um zwei Uhr nachts meine Frau Sharon, spielte ihr den Song vor und fragte sie, was sie davon hält. Sie sagte: „Er ist verdammt gut.“ Ich fragte: „Was meinst du damit: ‘Verdammt gut‘?“ Sie antwortete: „Ich meinte damit, dass er einfach großartig klingt. Was ist los mit dir? Zweifelst du?“ Ich sagte: „Danke, dass du das Stück toll findest, aber ­würdest du es dir bitte noch einmal anhören?“ Sie schimpfte: „Ozzy, es ist zwei Uhr nachts, und du hast nichts Besseres zu tun, als mich deswegen zu wecken? Ich sage dir doch, dass es ein großartiger Song ist.“

„Sharon half mir bei meinen Drogenentzügen“

Ist Sharon für euch das fünfte Band-Mitglied? Auch in musikalischer Hinsicht?

Ozzy: Nein!

Iommi: Doch, man könnte es so formulieren. (grinst)

Ozzy: Sharon ist immer ehrlich. Sie sagt einem offen ins Gesicht, wenn etwas nichts taugt.

Iommi: So etwas kann für alle eine große Hilfe sein. Wenn man jemandem einen Song vorspielt und er seine Meinung dazu äußern soll, muss er einem ehrlich sagen, was er davon hält.

Ozzy: Manchmal mag ich etwas, das Sharon nicht gefällt. Dann sage ich: „Du kannst mich mal, ich frage dich nie wieder.“

Iommi: Und trotzdem hat sie dann meistens recht gehabt, oder?

Ozzy: Ich mache manchmal den Fehler, dass ich mir neue Sachen viel zu häufig anhöre und dann nicht mehr weiß, welche Ideen ich sonst noch hatte. Sharon weiß es dann zum Glück meistens noch.

Empfehlungen der Redaktion

Tony, im Gegensatz zu Ozzy hast du deine Familie auf Tournee nur selten dabei, oder?

Iommi: Stimmt, ich will ihr das ersparen. Tourneen sind schrecklich langweilig. Dafür muss man geboren sein, sonst geht einem das Reisen schnell auf die Nerven.

Ozzy: Mit Sharon ist das etwas anderes. Ihr Vater war bereits im Musik-Business, daher kennt sie nichts anderes.

Iommi: Stimmt, es ist in ihrem Blut. Wenn Ozzy schläft, übernimmt sie seinen Job.

Ozzy: Sie hängt den ganzen Tag am Telefon, und wenn sie endlich fertig ist, geht sie ins Bett und schnarcht fürchterlich laut. (macht das Geräusch nach) Aber sie ist wirklich mein bestes Stück. Sie half mir bei meinen Drogenentzügen, erzog mich, gab mir mein ganzes Selbstbewusstsein.

Sie hat dich erzogen? In welchem Fach?

Ozzy: In Selbstdisziplin, die Hände von den Drogen zu lassen. Und Respekt vor mir selbst zu haben. Sie ist meine Frau, mein Mentor. Ohne sie läge ich schon lange im Sarg.

Empfehlungen der Redaktion


Bestens informiert über dieses und alle weiteren wichtigen Themen im Metal bleibt ihr außerdem mit unserem Newsletter. Einmal pro Woche flattert euch übersichtlich sortiert ein Update ins Postfach. Einfach anmelden, damit euch auch sicher nichts entgeht.

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Simplecast

Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Soziale Netzwerke aktivieren