Brandbrief an Parteiführung
Thüringer Grüne schicken „verzweifelten Hilfeschrei“
26.07.2025, 02:24 Uhr
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Politiker werden regelmäßig Ziel von Beleidigungen und im schlimmsten Fall sogar Angriffen. Immer mehr Grünen-Mitglieder aus dem ländlichen Raum im Osten würden sich zurückziehen, so zwei Kommunalpolitiker aus Thüringen. Sie wenden sich mit klaren Worten an die Parteiführung.
Zwei Grünen-Kommunalpolitiker aus Thüringen haben sich hilfesuchend an die Parteiführung gewandt. In einem eindringlichen Schreiben berichten die Kommunalpolitiker Matthias Kaiser und Felix Kalbe aus Gotha, dass der Einsatz für die Partei vor Ort inzwischen gefährlich geworden sei; der Brief liegt dem „Spiegel“ vor.
„Dieser Brief an euch ist ein verzweifelter Hilfeschrei, denn: Wir wissen nicht mehr weiter“, schreiben Kaiser und Kalbe dem Grünen-Bundesvorstand und den beiden Co-Parteichefs Franziska Brantner und Felix Banaszak. „Immer mehr Mitglieder ziehen sich aus dem aktiven Parteileben zurück. Immer mehr Mitgliedern fällt auf, dass ‚Grün-Sein‘ in Thüringen bedeutet, Steine im beruflichen und alltäglichen Handeln in den Weg gelegt zu bekommen. Angst fängt an, sich breitzumachen“, heißt es in dem Brief. Er ist auf den 16. Juli datiert.
Grünenmitglied im ländlichen Thüringen zu sein, „also fernab von Jena-Weimar-Erfurt, ist gefährlich geworden“, so die Verfasser. Bereits seit Jahren nähmen sie wahr, wie „eine ablehnende Haltung umschlägt in abgrundtiefen Hass – und unser Rechtsstaat systemisch immer weiter versagt“. In den vergangenen Wahlkämpfen sei es „normal“ gewesen, auf offener Straße als Grüner beleidigt oder angespuckt zu werden. In diesem Jahr sei die Lage „weiter eskaliert und lässt uns inzwischen ratlos dastehen“.
Man brauche jetzt „Austausch und Präsenz“, fordern die beiden Grünenpolitiker. „Andernfalls müssen wir uns ehrlich eingestehen“, so ihre Warnung, „dass wir als Partei die bewusste Entscheidung treffen, die östlichen Bundesländer aufzugeben“.