Nic Shankers Karriere begann zufällig. „Ich hab 1999 neben der Schule an der Bar angefangen zu jobben. Und sehr früh gemerkt, dass mir das unheimlich viel Spaß macht.“
Sebastian Jäger ist ähnlich gestartet: „Schon in der Abizeit habe ich mit Cocktails experimentiert, aber nach dem Abi machte ich die Bundeswehr und studierte Jura – aus Überzeugung, nicht aus Not“, erzählt er.
Während der Saarländer Jäger während seines Jura-Studiums in einem Hotel jobbte, wo sein Interesse an Mixgetränken aufflammte, absolvierte der Düsseldorfer Shanker einen intensiven Cocktailkurs: „Der war fünf Tage lang, sieben Stunden pro Tag. Das war schon sehr intensiv, aber ich habe komplett für das Thema gebrannt.“
Beide wendeten sich dann trotz eigentlich anderer Pläne dem Barkeeper-Handwerk zu – Jäger entschied sich nach dem Examen im Arbeitsrecht gegen eine Juristenkarriere. Shanker brach sein BWL-Studium ab: „2005 mich dann dafür entschieden, mein Studium niederzulegen und mich selbstständig zu machen.“ Jäger wurde Betriebsleiter einer Eventlocation und finanzierte damit seinen Hotelmeister, während Shanker mit Cocktail-Catering begann: „Das lief zunächst etwas schleppend, weil ich ich noch keine Kunden hatte. Alles kam durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Parallel arbeitete ich als Barmanager in einem Hotel und hatte einen Deal mit meinem Chef, dass ich frei bekäme, wenn ein Auftrag reinkommt.“
Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahre ein Betrieb, der die Cocktail-Landschaft nicht nur in Düsseldorf aufgemischt hat. „20 Jahre später haben wir eine Größe erreicht, bei der ich ehrlich gesagt gar nicht mehr den den Durchblick habe“, sagt Nic Shanker lachend. „Das macht eher meine Frau, die 2016 dazugestoßen ist und sich um das Organisatorische kümmert.“ So kann sich Shanker auf seine Passion konzentrieren und beispielsweise neue Rezepturen für Cocktails entwickeln oder Kooperationen mit verschiedenen Brands eingehen.
Die Faszination für Mocktails sieht Sebastian Jäger als Mischung aus Handwerk und Kunst. „Das Handwerk ist klar: Rezeptur, Abläufe, Know-how. Die Kunst beginnt, wenn man kreativ wird“, erklärt er. „Mocktails sind nicht einfach zusammengemixte Fruchtsäfte.“ Nic Shanker sieht das ähnlich. „Auch beim Thema alkoholfreie Cocktails sind ganz klar die Ansprüche gestiegen. Die Gäste wissen inzwischen, was Qualität ist. Da kann man nicht einfach Sirups und Säfte zusammenmischen. Vielmehr möchte der Endverbraucher etwas Besonderes im Glas.“ Und dafür gibt es die verschiedensten Methoden.
„Man kann sich bei den Zutaten komplett austoben“, sagt Nic Shanker. „So arbeite ich sehr gerne mit den verschiedensten Teesorten. Ich liebe es auch, mit Gemüse zu arbeiten: mit Gurke oder Paprika. Beides kann frisch entsaftet werden. Reduktionen oder das Einkochen von Sirup ist ebenfalls eine Leidenschaft von mir.“ So kann Shanker jeden Geschmack, den er haben möchte, zu einem eigenen Sirup einkochen, der ihm die gewisse Süße gibt und völlig neue Geschmacks-Dimensionen eröffnet. „Ich kann auf Honig- oder Dattelsirup oder Agavendicksaft umswitchen. Es muss nicht immer Zucker sein. Ich kann, anstatt Zitrone oder Limette zum Säuern zu benutzen, auch verschiedene Essigsorten nutzen, die auch eine gewisse Säure haben.“
Für Sebastian Jäger sind Mocktails sehr herausfordernd, da der Alkohol als Geschmacksträger fehlt: „Man muss kreativer sein, um eine geschmackliche Tiefe zu erzeugen, ohne dass es wie ein simpler Saftmix schmeckt.“ Auch er nutzt ungewöhnliche Zutaten wie Balsamico, Fruchtessig oder Quark. „Ich variiere Säure, Süße und Bitterkeit, um den richtigen Kick zu finden.“
Zu alkoholfreien Destillaten wie Gin meint Sebastian Jäger: „Sie sind eine gute Basis, erreichen aber nicht die Tiefe der Originale.“ Nic Shanker relativiert: „Das ganze Thema kann man komplexer ausrollen: Wie bei den alkoholischen Drinks kann man sich auch bei den alkoholfreien Cocktails austoben und es gibt seit einigen Jahren auch alkoholfreie Destillate. Viele Barkeeper haben ein Problem damit. Sie meinen, das wäre kein echter Gin und man dürfe sich eigentlich nicht Gin nennen. Und warum soll‘s überhaupt Gin geben ohne Alkohol? Ich habe für mich eine perfekte Analogie gefunden: Ähnlich wie bei Fleischessern und Vegetariern gibt es eben Konsumenten, die Alkohol trinken und andere, die auf alkoholfreie Alternativen setzen. Beide haben doch ein Recht zu existieren.“
Sebastian Jägers prämierter Mocktail „The Smart Gatsby“ basiert auf „Der große Gatsby“. „Ich wollte die rauschenden 1920er-Partys ohne Alkohol und Kater einfangen“, sagt er. Der Drink, serviert in einer Champagnerschale mit Goldgarnitur, Cracker mit Kaviar und Spielkarten, strahlt Eleganz aus. „Ein Schaum hätte die Geschichte gestört“, fügt er hinzu. Die Rezeptur bleibt geheim, da er damit bei der Weltmeisterschaft antreten will.
Nic Shanker teilt ganz offen seine eigenen Kreationen: „Ich habe da einen Drink mit frischem Gurkensaft, da wird die Salatgurke frisch gepresst und dann mit einem Dill-Sirup versetzt. Dill und Gurke gehen gut zusammen. Dazu kommt frische Zitrone und ein Granny-Smith-Apfel-Püree. Das wird dann geshaket und mit Soda aufgegossen. Sehr erfrischend.“
Sebastian Jäger denkt nicht in festen Mustern: „Ich teste viel, lasse Freunde oder meine Partnerin probieren – manche Drinks entstehen in einer Stunde, andere brauchen Wochen.“ Nic Shanker beschreibt seinen kreativen Prozess ähnlich: „Es macht mir einfach Spaß, etwas auszuprobieren und meist klappt das sehr schnell, was natürlich auch an der Erfahrung liegt, zu wissen, was geschmacklich funktioniert.“
Jäger rät: „Traut euch und habt Spaß!“, und empfiehlt Kräuter statt Säfte. Shanker ergänzt: „Experimentieren ist der Schlüssel, oft macht’s mehr Spaß als das Trinken.“ Beide genießen die Freiheit der Kreation, wobei Shanker betont: „Für mich gibt’s da keine Trennlinie zwischen frei und Arbeit, weil mir mein Berufe einfach einfach so viel Spaß macht.“
Sebastian Jäger schätzt regionale Produkte: „Warum bei Großkonzernen kaufen, wenn der lokale Brenner etwas bietet?“ Shanker teilt diesen Ansatz implizit durch seine lokale Verankerung in Düsseldorf: „Ich wohne in Düsseldorf.“ Beide sehen Nachhaltigkeit als Vorteil, wobei Jäger bei Wettbewerben auf vorgegebene Produkte angewiesen ist: „Sonst setze ich auf Regionales.“ Shanker fügt hinzu: „Ich teile gerne. Ich find das immer so albern, wenn jemand sagt, ja, das ist ein Rezept, aber das darf keiner kennen.“ So verbinden beide ihre Leidenschaft mit regionaler Identität und kreativer Offenheit.
Mocktail-Rezepte von Nic Shanker und Sebastian Jäger
Milky Phoenix (low alcoholic, Sebastian Jäger)
Mandelmilch und Italicus auf Eis shaken, in eine vorgekühlte Cocktailschale abseihen, mit Kombucha auffüllen und einem Zweig frischer Minze garnieren.
Küchengeflüster (Sebastian Jäger)
Alle Zutaten, außer dem Mineralwasser, in einen Shaker geben. Ohne Eis kurz schütteln. Den Shaker mit Eiswürfeln auffüllen und erneut kräftig schütteln. Durch ein Sieb in ein vorgekühltes Glas abseihen. Mit Mineralwasser auffüllen. Schaum durch Spritzer einer Zitronenzeste aromatisieren. Mit einer Birnenscheibe garniert servieren.
Virgin Summer Crush (Nic Shanker)
Alle Zutaten in ein bauchiges Weinglas mit Eis geben. Mit einer essbaren Blüte und frischen Erdbeeren servieren.
Cucumber Fizz (Nic Shanker)
Für den Dillsirup Zucker in 250 ml Wasser aufkochen, Dill hinzugeben, im Kühlschrank sechs Stunden abkühlen, dann durch ein Sieb filtern.
Alle weiteren Zutaten außer Soda mit 2,5 ml Dillsirup im Shaker auf Eis shaken und anschließend in ein Longdrinkglas auf frischen Eiswürfeln abseihen. Mit Soda auffüllen und mit einer Gurkenspirale und Dillzweig dekorieren.
The Grape Escape (Nic Shanker)
Für den Holunder-Jasmintee-Sirup Zucker und 0,5 l Wasser aufkochen, Holunderblüten und Jasmintee hinzufügen, im Kühlschrank sechs Stunden abkühlen, dann durch ein Sieb filtern.
Alle weiteren Zutaten mit 2 cl Holunder-Jasminteesirup auf Eis shaken und anschließend in einer vorgekühlten Cocktailschale servieren, mit einem Traubenspieß dekorieren.