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Der US-Markt verliert an Bedeutung für deutsche Industrieunternehmen – die Zollpolitik Trumps zeigt bereits Wirkung und die Firmen reagieren darauf.

München – Wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter 1500 Industriebetrieben mitteilte, erwartet jedes dritte Unternehmen durch die Zollpolitik Trumps eine Verschiebung globaler Handelsbeziehungen, mit neuen Schwerpunkten außerhalb der USA. Mehr als 60  Prozent der befragten Unternehmen geben an, bereits negativ von den Trump-Zöllen betroffen zu sein. Fast genauso viele befürchten, dass sich durch die US-Handelspolitik der Wettbewerbsdruck durch chinesische Unternehmen erhöht. Auch gehen viele Unternehmen davon aus, dass der EU-Binnenmarkt weiter an Bedeutung erhöht.

Bei einem KI-Gipfel kündigte Trump umfassende Eingriffe in die Branche an. Für Irritationen sorgte, dass er sich auch am Namen „Künstliche Intelligenz“ stört.Deutsche Investitionen in den USA versiegen © IMAGO / ZUMA Press WireExportstarke Branchen spüren die Folgen der Trump-Zölle bereits deutlich

Bereits seit Jahresbeginn existieren US-Zölle auf europäische Erzeugnisse in manchen Bereichen. In Deutschland trifft das ganz besonders die stark exportorientierten Branchen des Maschinenbaus und der Metallerzeugung. Aber auch die deutschen Industrieunternehmen, die bereits Standorte in den USA haben, sind betroffen. Sie beklagen deutliche Nachteile im Markt. Wie ifo-Handelsexperte Andreas Baur erklärte, haben die Trump-Zölle einen tiefen handelspolitischen Schock ausgelöst. Die Unternehmen müssen nun die globalen Exportmärkte und Standorte neu überdenken und dann auch ihre Investitionen neu ausrichten.

Trumps Zölle verhindern Investitionen in den USA

Deutsche Industrieunternehmen haben bereits auf die neuen Bedingungen reagiert. Von den Unternehmen, die Investitionspläne in den USA hatten, haben fast ein Drittel diese erst einmal verschoben. Weitere 15 Prozent haben sie bereits ganz aufgegeben. Auswirkungen hat der Zollschock aber auch auf die Investitionen in der Heimat. Über 20 Prozent haben hier Investitionsplanungen verschoben und immerhin 8 Prozent haben auch die Investitionen in Deutschland ganz gestrichen. Das betrifft überwiegend Firmen, die bereits negativ von den Trump-Zöllen betroffen sind und deshalb auch in Deutschland auf die Bremse treten.

US-Zollpolitik machen andere Märkte wieder interessanter

Da der US-amerikanische Markt für deutsche Industrieunternehmen immer unattraktiver wird, schielen sie jetzt wieder stärker auf den EU-Binnenmarkt. 40 Prozent der befragten Unternehmen sehen hier größere Absatzchancen in Zukunft. Auch Indien wird als Absatzland interessant. Ambivalent stehen die deutschen Unternehmen hingegen dem chinesischen Markt gegenüber. Als Absatzmarkt hat er für die Unternehmen teilweise abnehmende und teilweise zunehmende Bedeutung. Angst haben die meisten aber besonders vor der chinesischen Konkurrenz. Hier erwarten sie, dass diese durch die US-Zölle dann eben auch noch stärker auf die europäischen Märkte drängen und den Wettbewerbsdruck für die heimischen Industrien weiter erhöhen.

 Lisandra Flach, die Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, sieht hier auch die Politik in der Verantwortung, um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie zu stärken. Insbesondere brauche es zuverlässige Rahmenbedingungen und weitere Erleichterungen beim Zugang zu neuen Märkten. Auf EU-Ebene gehe es dabei auch darum, das Mercosur-Abkommen unter Dach und Fach zu bekommen und weitere Handelshemmnisse im Binnenmarkt abzubauen.