Kambodscha hat Thailand zu einem Waffenstillstand im Grenzkonflikt aufgerufen. „Kambodscha fordert eine sofortige, bedingungslose Waffenruhe“, sagte der kambodschanische UN-Botschafter Chhea Keo nach einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. „Wir rufen
zudem zu einer friedlichen Lösung des Konflikts auf“, sagte er.
Der UN-Sicherheitsrat habe beide Seiten aufgefordert, „äußerste
Zurückhaltung zu üben und eine diplomatische Lösung anzustreben. Das ist
auch unsere Forderung“, sagte der Botschafter. Thailand könne Kambodscha nicht
glaubwürdig vorwerfen, das Land angegriffen zu haben, da dessen Armee
nur ein Drittel so groß sei wie die Thailands, sagte Keo. Zudem
verfüge Kambodscha nicht einmal über eine
voll ausgerüstete Luftwaffe. Die anderen Teilnehmer der Sitzung äußerten sich zunächst nicht dazu.
Thailand und Kambodscha streiten seit über einem
Jahrhundert über den Verlauf ihrer mehr als 800 Kilometer langen
Grenze. Dies führte immer wieder zu bewaffneten
Auseinandersetzungen. Die Spannungen hatten sich im Mai nach dem
Tod eines kambodschanischen Soldaten verschärft, am Donnerstag war der Konflikt eskaliert. Die Streitkräfte
beider Seiten beschossen sich mit Artillerie, Raketen und griffen
aus der Luft an. Sowohl das kambodschanische
Verteidigungsministerium als auch die thailändische Armee beschuldigten
die jeweils andere Seite, als erste geschossen zu haben.
Die Kämpfe
halten an. Mittlerweile gebe es eine neue Front weiter südlich, speziell in der
thailändischen Provinz Trat, berichtete die Zeitung Khaosod unter
Berufung auf das Militär. Auch die thailändische Marine ist inzwischen in den Konflikt involviert.
Thailand verhängte Kriegsrecht in acht Bezirken
Thailands Übergangsregierungschef Phumtham
Wechayachai warnte am Freitag vor einer weiteren Zuspitzung. „Falls die Situation eskaliert, könnte
sie sich zu einem Krieg entwickeln, auch wenn es bislang bei
Zusammenstößen bleibt“, sagte er. „Wir haben versucht, einen Kompromiss zu
finden, da wir Nachbarn sind“, sagte Übergangsregierungschef
Wechayachai. Im Notfall werde das thailändische Militär jedoch sofort
reagieren. In acht Grenzbezirken des Landes gilt seit Freitag das Kriegsrecht.
© Lea Dohle
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Thailand sei weiterhin offen für diplomatische
Gespräche mit dem Nachbarland, sagte der thailändische Außenamtssprecher
Nikorndej Balankura der Nachrichtenagentur AFP. „Wir sind bereit, wenn Kambodscha
diese Angelegenheit auf diplomatischem Wege, bilateral oder sogar über
Malaysia regeln möchte.“ Bislang habe es jedoch noch keine Antwort von
dem Nachbarland gegeben.
Fast 140.000 Menschen aus Grenzregion in Sicherheit gebracht
Kambodschas
Premierminister Hun Manet teilte unterdessen mit, Thailand habe sich bereits
aus einem vorgeschlagenen Waffenstillstand zurückgezogen. Sein Land
warte auf eine „echte Bereitschaft“ zur Deeskalation vonseiten
Thailands.
Angaben des thailändischen
Gesundheitsministeriums zufolge wurden bislang mindestens 15 Menschen getötet, darunter ein
Soldat. 46 weitere Menschen seien verletzt worden. Mehr als 138.000
Einwohner wurden nach Angaben der Behörden aus thailändischen
Grenzregionen in Sicherheit gebracht. Die kambodschanischen Behörden sprachen laut einem Bericht der Zeitung Phnom Penh Post ihrerseits von 13 Getöteten, darunter acht Zivilisten. Mehr als 70 Menschen wurden demnach verletzt, davon 50 Zivilisten.