Standdatum: 26. Juli 2025.
Autorinnen und Autoren:
Jagoda Matic
Die Bremer Bäder bemühen sich um Barrierefreiheit. Der 14-jährige Schüler Bjarne Jürgens sitzt im Rollstuhl und macht für uns den Check.
Bild: Radio Bremen
Für Menschen mit körperlicher Behinderung ist der Schwimmbadbesuch oft eine Herausforderung. Der Schüler Bjarne Jürgens hat getestet, wie es um die Barrierefreiheit in zwei Schwimmbädern in Bremen bestellt ist.
Im Sommer Abkühlung im Schwimmbad suchen: Was für viele Bremer ganz normal ist, kann für Menschen mit Behinderung zur Herausforderung werden. Laut der Website der Bremer Bäder setzt sich das Unternehmen dafür ein, ihre „Einrichtungen barrierefrei zu gestalten“. Wie weit die Bremer Bäder mit diesem Vorhaben sind, testet Bjarne Jürgens. Der Schüler aus Bremen ist seit seiner Geburt sehbeeinträchtigt und leidet an Spastiken in Armen und Beinen. Für ihn und seine Familie ist der Schwimmbadbesuch oft eine Herausforderung.
„Wenn man dahin geht, ist es auch ein reeller Aufwand, weil man muss dann immer gucken: Wo ist alles rollstuhlgerecht? Wo sind barrierefreie Toiletten?“, erklärt Bjarne. In der Vergangenheit habe die Familie eher schlechte Erfahrungen gemacht, ergänzt seine Mutter, Andrea Jürgens: „Im Laufe der Jahre haben wir da ja viel erlebt und das meiste ist eben nicht barrierefrei.“
Sind Bremer Freibäder auch heute noch so rollstuhlunfreundlich? Und was wären notwendige Verbesserungen, um Menschen mit Einschränkungen einen unkomplizierten Freibadbesuch zu ermöglichen? Um das zu klären, hat Bjarne Jürgens das Schloßparkbad und das Stadionbad auf ihre Barrierefreiheit getestet.
Wie barrierefrei ist das Schloßparkbad?
Als erstes testet der Schüler im Schloßparkbad, ob der Zugang zum Wasser barrierefrei ist. Der vor zwei Jahren erneuerte Kassenbereich ist breit genug und Bjarne kommt ohne Probleme mit seinem Rollstuhl bis zum Wasser. Um vom Beckenrand ins Wasser zu kommen, braucht er meistens Hilfe von seiner Mutter.
Mit dem elektronischen Lift kommt Bjarne ohne Hilfe ins Wasser.
Bild: Radio Bremen
Im Schloßparkbad gibt es allerdings auch einen elektrischen Lift, den Bjarne selbst bedienen kann. So kann er fast ganz alleine ins Wasser gelangen – auch für seine Mutter ist der Lift ein willkommenes Hilfsmittel: „Das ist so eine Erleichterung, weil den Lift kann er komplett alleine bedienen. Er braucht nur ein ganz bisschen Hilfe, aber ins Wasser kommt er alleine.“
Für mich ist es das erste Mal, aber ich finde es toll, dass es solche Geräte gibt.
Bjarne Jürgens
Negativ fällt Bjarne allerdings auf, dass Orientierungshilfen für Sehbehinderte und Blinde am Boden fehlen. Die sogenannten „taktilen Streifen“ werden oft an Bahnhöfen und Bushaltestellen verwendet. Zur besseren Orientierung wären sie aber auch im Schwimmbad für Menschen mit Sehbehinderung eine große Hilfe.
Für solche Veränderungen ist Uwe Siefke, der Technische Leiter der Bremer Bäder, zuständig. Obwohl die finanziellen Mittel knapp sind, will er kurzfristig etwas verbessern: „Ich glaube, den „taktilen Streifen“ kriegen wir bis nächstes Jahr umgesetzt.“
Besonders die Haltestangen und Sitzmöglichkeit in der Dusche fallen dem Schüler auf.
Bild: Radio Bremen
Nach dem Außenbereich testet Bjarne die Umkleidekabine, in der es auch eine barrierefreie Dusche und ein WC gibt. Gerade die Dusche mit ihren vielen Griffen und Haltestangen fällt dem Bremer Schüler positiv auf: „Ich finde es gut, dass die Dusche so einen Sitz hat, weil viele behinderte Leute im Rollstuhl können nicht lange stehen. Deswegen ist der Sitz mit dem Griff perfekt.“
Das Stadionbad ist barrierefrei – mit Abstrichen
Nach dem Schloßparkbad testet Bjarne das Stadionbad. Auch hier ist der Eingangsbereich barrierefrei und es gibt einen elektronischen Lift. Allerdings sind die Umkleiden nicht so gut ausgestattet wie im Schloßparkbad. Es gibt zwar ein großes WC, doch in den Umkleidekabinen fehlen die Haltegriffe. Das ist auch für Bjarnes Mutter ein Problem: „Wenn er stürzt, dann stürze ich mit. Ich kann ihn gar nicht mehr alleine halten, er muss sich selber halten.“
Ebenfalls negativ fallen Bjarne auf dem hügeligen Gelände die vielen Stufen auf, die seine Bewegungsfreiheit im Rollstuhl einschränken. Der barrierefreie Wasserspielplatz ist zwar noch ein Highlight für den Schüler, doch sein Fazit ist klar: „Das Schloßparkbad war nochmal ein Stück besser. Das ist so ziemlich auf dem neusten Stand, was die Barrierefreiheit angeht. Bei dem Stadionbad sind die Ansätze zwar da und die sieht man auch deutlich, aber da fehlt noch ein kleines Stück zur Vollendung.“
Information zum Thema
Bremer Bäder und barrierefreie Angebote
Über die barrierefreien Angebote in den jeweiligen Bädern können Sie sich mithilfe des „Badfinders“ informieren. Hier können Besucher filtern, welche Bäder ein spezielles barrierefreies Angebot haben.
Zu dem Verbund der Bremer Bäder gehören folgende Schwimmbäder:
- Freibad Blumenthal.
- Freizeitbad Vegesack.
- Hallenbad Huchting.
- Hansewasser Hallenbad.
- Horner Bad.
- Otebad.
- Schlossparkbad.
- Stadionbad.
- Südbad.
- Unibad.
- Vitalbad.
- Westbad.
Ende der Information zum Thema
Quelle:
buten un binnen.
Dieses Thema im Programm:
buten un binnen regionalmagazin, 23. Juli 2025, 19:30 Uhr