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Eine Machtprobe belastet das deutsch-französische Kampfjet-Projekt FCAS. Dassault aus Frankreich begehrt für sich den Löwenanteil – entgegen der ursprünglichen Vereinbarung. Airbus lehnt ab.
Berlin – Es geht nichts voran beim Kampfjet der Zukunft. Das länderübergreifende Projekt FCAS (Future Combat Air System), an dem Dassault Aviation aus Frankreich, Airbus aus Deutschland und Indra aus Spanien beteiligt sind, sorgt schon wieder für handfesten Streit. Aktuell ist ein Machtkampf um die Projektanteile entbrannt – Dassault beansprucht dabei nun den Großteil des Projektes für sich. Von bis 80 Prozent war in Fachkreisen schon die Rede, Dassault dementiert das allerdings.
Ursprünglich war eine Drittelung der Anteile zwischen den drei Unternehmen vereinbart worden. Die neuen Forderungen von französischer Seite haben bei Airbus für Irritationen und Verärgerung gesorgt. Das Projekt für den europäischen Kampfjet der Zukunft hatte schon in der Vergangenheit immer wieder zu Streitigkeiten zwischen dem deutschen und französischen Partner geführt und sich dabei immer wieder verzögert. Im Kern geht es bei den deutsch-französischen Streithähnen um Zuständigkeiten und immer um Fragen des geistigen Eigentums sowie künftige Exportaussichten.
Kippt das europäische Kampfjet-Projekt? © Screenshot Youtube/AirbusKampfjet-Streitigkeiten müssen auf politischer Ebene gelöst werden
Michael Schöllhorn, Chef von Airbus Defense and Space, hat bereits vor einiger Zeit in einem Interview mit der ARD eingestanden, dass die Zusammenarbeit zwischen Dassault und Airbus problematisch ist auf der Führungsebene. Seiner Meinung nach prallen hier rein nationale Interessen auf eine eher europäische Sichtweise, was nivelliert werden muss, um das Projekt gemeinsam durchführen zu können. Damit adressiert er das Thema direkt an die deutsche Politik, von der er erwartet, dass sie Forderungen des Dassault-Chefs entschieden zurückweist und auf einer Einhaltung der ursprünglichen Vereinbarung besteht. Das gemeinsame 100-Milliarden-Vorhaben stand auch auf der Agenda des französischen Präsidenten Macron bei seinem Besuch in Berlin am Mittwoch dieser Woche.
Vom Airbus-Betriebsrat wird schon offen ausgesprochen, dass man mit Dassault vielleicht nicht den richtigen Partner für ein europäisches Kampfjet-Projekt an seiner Seite habe. Der Branchenverband der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) spricht derweil vom „einseitigen französischen Dominanzstreben“.
Kampfjet-Projekt braucht eine klare Führung aus französischer Sicht
Éric Trappier, Vorstandsvorsitzender von Dassault Aviation, vertritt hingegen die Auffassung, dass der neue Kampfjet vor allen Dingen schnell realisiert werden muss, denn die aktuellen Rafale-Jets sollen von den neuen Kampffliegern bereits ab 2040 abgelöst werden, wie die tagesschau meldete. Trappier hat bereits im April dieses Jahres vor dem französischen Verteidigungsausschuss daran gezweifelt, dass das mit einer gleichmäßigen Drittelung des Projektes zwischen den Partnern möglich ist.
Er argumentierte, dass das geplante Kampfsystem technisch sehr komplex ist und einen Chef im Ring braucht, der die technischen Schnittstellen managt. Eine klare Führungsrolle und eine bessere Organisation seien unbedingt nötig. In der aktuellen Entwurfsphase müssten Entscheidungen mit Airbus gemeinsam getroffen werden, was zu Komplikationen und Verzögerungen führt. Ferner ist man bei Dassault auch der Meinung, dass die Entwicklung der neuen Kampfjets auch im Alleingang mit französischen Partnern durchaus möglich wäre.
In der Vergangenheit war die Arbeitsaufteilung zwischen den Ländern bei gemeinsamen Rüstungsprojekten schon intern im deutsch-französischen Airbus-Konzern ein Problem. Die Projekte haben oft viel zu lange gedauert und wurden dann auch teurer als ursprünglich geplant. Mit dem neuen Kampfjet-Projekt wollen sich die Europäer eigentlich unabhängiger von den USA machen, die die militärische Luftfahrt in der NATO dominieren. Wenn Bundeskanzler Friedrich Merz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nun keine Lösung finden sollten, könnte das gemeinsame Rüstungs-Prestigeprojekt tatsächlich noch scheitern.