Wenn Musiker auf der Bühne erklären, wie glücklich sie seien, hier zu sein, ist das meist eher eine Phrase als ein Satz von Substanz. Im Fall von Josh Homme, der nach den ersten fünf Songs im Zenith genau das verkündet, sieht die Sache wohl etwas anders aus.

Der Genius der Queens Of The Stone Age hat in den letzten Jahren diverse enge Freunde wie den einst zu seiner Band zählenden Mark Lanegan an den Tod verloren. Er hat einen zehrenden Sorgerechtsstreit ausgefochten. Und er hat sich aus einer Krebserkrankung herausgekämpft, deren Folgen 2024 fast schon filmreif kulminierten: Ein letztes akustisches Konzert mit den Queens in den mit Gebeinen vollgestopften Katakomben von Paris, das er mit 40 Grad Fieber absolvierte, von da aus direkt weiter zur Not-OP, alle weiteren Tour-Termine des Jahres: abgesagt.

Da kann man schon mal glücklich sein, wieder auf der Bühne zu stehen, um dort im Rahmen einer Tour namens „The End Is Nero“ seine ganz eigene Form eines Memento Mori zu zelebrieren. Abgründiger Subtext: Das Ende ist ja immer nah, aber dann lasst uns doch bitte die Zeit nutzen, um noch mal ordentlich die Bude anzuzünden.

Schade nur, dass sich das Zenith dabei erneut als jenes teuflisch schwer zu bezwingende Biest erweist, das verlässlich Konzerte zu akustischem Brei verarbeitet. Für eine Band, deren Quintessenz bei aller Finesse auch in der Wucht und Lautstärke liegt, ist das natürlich fatal.

Und so gerät vor allem der Beginn mit Perlen wie der sinistren Metal-Reminiszenz „Song For The Deaf“ und der Riff-Rock-Zackigkeit von „No One Knows“ zu einer derart herben Enttäuschung, dass sogar die meisten gezückten Smartphones recht schnell wieder weggepackt sind.

Dann bricht der Damm im Publikum

Wohl dem also, der über eine stilistische Variabilität verfügt, die Metal-Heads, Hard-Rock-Aficionados, Psychedelic-Freunde und melodiesüchtige Poppisten gleichermaßen glücklich machen kann. Denn während das bleierne Zeug zumeist im akustischen Nirwana versandet, arbeitet sich die Band dem lasziven Hüftschwung und dem betörenden Falsett ihres 1,94 großen Anführers folgend mit Nummern wie dem sexy in die Lenden schießenden Dance-Rock von „Smooth Sailing“ oder dem körperlichen Industrial-Sound von „Misfit Love“ dann doch ziemlich erfolgreich aus der klanglichen Krise heraus.

Als Josh Homme auch noch unter ausgiebigem Gebrauch des F-Worts erklärt, bei ihm könne man gerne auf die Schultern seiner Stehplatznachbarn steigen, knutschen, den Liebesakt vollziehen, oder was auch immer man tun möchte, bricht tatsächlich so etwas wie ein Damm im Publikum.

Relative Verhaltenheit weicht nun einer Ausgelassenheit, die von der Bühne aus mit einer Hit-Dichte befeuert wird, die man so erst mal mitbringen muss. Der elegant ausgewalzte Kopfstimmen-Sex’n’Blues von „Make It With Chu“, der famose Schmiss der Riff-Brickets von „Little Sister“, oder das in andächtiger Slow-Motion begonnene, und dann von Takt zu Takt an Tempo gewinnende „Go With The Flow“ – all das gehört zum Größten, was der alte Affe Rock im 21. Jahrhundert hervorgebracht hat. An diesem Abend liegt darin jedoch vor allem die Rettung eines Konzerts unter Schwerstbedingungen.