Brüssel/Doha – Ultimatum an die EU aus Katar: Entweder Europa ändert sein Lieferkettengesetz, oder das Emirat liefert kein wertvolles Flüssiggas (LNG) mehr – und sucht sich stattdessen andere Kunden!

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Wie die „Welt am Sonntag“ (gehört wie BILD zu Axel Springer) berichtet, heißt es in einem brisanten Schreiben des Energie-Ministers Saad Sherida Al-Kaabi wörtlich: „Der Staat Katar und QatarEnergy werden ernsthaft alternative Märkte außerhalb der EU für unser LNG und andere Produkte in Betracht ziehen müssen, die ein stabileres und unternehmensfreundlicheres Geschäftsumfeld bieten.“

Verschickt wurde der Drohbrief dem Bericht zufolge schon im Mai an mehrere EU-Staaten. Auch ein Abgeordneter der Union im EU-Parlament bestätigte den Eingang. Es werde an einer politischen Lösung innerhalb der EU gearbeitet. Die Bundesregierung äußerte sich hingegen nicht konkret – sie verwies auf die „etwaige Vertraulichkeit mit anderen Staaten“.

Der Hafen von Mukran wird derzeit ausgebaggert, um auch größeren Schiffen das Einlaufen zu ermöglichen – unter anderem für den Umschlag von Flüssigerdgas (LNG)

Der Hafen von Mukran wird derzeit ausgebaggert, um auch größeren Schiffen das Einlaufen zu ermöglichen – unter anderem für den Umschlag von Flüssigerdgas (LNG)

Foto: Stefan Sauer/dpa

Hintergrund: Die neue EU-Lieferkettenrichtlinie verpflichtet große Unternehmen, entlang ihrer gesamten Lieferkette auf Menschenrechte und Umweltschutz zu achten – auch in Drittländern. Die Regelung wurde 2024 beschlossen und soll ab Juni 2026 greifen.

Katar zählt zu den weltweit wichtigsten LNG-Exporteuren. 10,8 Prozent des europäischen LNG-Bedarfs decken Lieferungen aus Katar. Sollte das Emirat seine Drohung wahr machen, könnte das nicht nur höhere Gaspreise in Europa bedeuten, sondern auch die geplanten Gas-Sanktionen gegen Russland ab 2028 gefährden. Katar soll ab 2026 bis zu 2 Millionen Tonnen LNG pro Jahr nach Deutschland liefern (entspricht rund drei Prozent des jährlichen Gasbedarfs Deutschlands).

LNG als Druckmittel gegen Brüssel

Katar argumentiert, die Regelungen im Lieferkettengesetz gingen über die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens hinaus – dabei sind die Vorgaben unter anderem auf Druck von Deutschland bereits deutlich entschärft worden.

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Nun nutzt das Emirat seine Rolle als Energiepartner und Alternative zu früheren Gas-Lieferanten wie Russland erstmals, um Einfluss auf die EU-Gesetzgebung zu nehmen. Katar zählt neben den USA und Russland zu den wichtigsten LNG-Lieferanten Europas. Die Botschaft ist klar: Wer unsere Regeln nicht akzeptiert, bekommt auch unser Gas nicht.