In Bad Cannstatt fiel am Freitag über Stunden der Strom aus. Gastronom Christos Kolokotronis ist verzweifelt – und fühlt sich von Stuttgart Netze im Stich gelassen.
Seit Freitagvormittag sind Anwohner und Betriebe in der Brunnenstraße in Bad Cannstatt von teils massiven Stromausfällen betroffen. Besonders hart getroffen hat es Gastronomen wie Christos Kolokotronis, den Betreiber der Taverna Kolokotronis. In seiner Verzweiflung wandte er sich an unsere Redaktion, da er seinen Betrieb am Freitag nicht aufrechterhalten konnte. Von den zuständigen Stellen fühlt er sich im Stich gelassen.
„Wir hatten ab Freitagmorgen gar keinen Strom. Meine Mutter hat es zuerst gemerkt. Sie dachte zunächst, das Problem liege an einer Glühbirne. Erst als ein Nachbar gegen 8.30 Uhr anklopfte, wurde ihr klar, dass auch andere betroffen sind“, schildert Kolokotronis. Gegen 16.20 Uhr sei der Strom kurzzeitig wieder da gewesen. „Um 17.20 Uhr kam Stuttgart Netze und kündigte eine einstündige Abschaltung an. Daraus wurden dann fast zehn Stunden – bis halb vier Uhr nachts.“
So gesellig wie hier war es in der Taverna Kolokontronis nicht – der Wirt musste alle Reservierungen stornieren. Foto: Christos Kolokotronis/privat
Die Folgen für den Gastronomen waren gravierend: „Ich musste am Freitag 45 Reservierungen und zusätzlich rund 20 Laufkundinnen und -kunden wegschicken. Der Betrieb war nicht möglich.“ Auch am Samstag kam es erneut zu Unterbrechungen. „Meine Mutter sagte morgens noch, wir hätten Strom. Doch als sie um 11 Uhr das Restaurant betrat, gab es wieder keinen Strom. Ein Mitarbeiter von Stuttgart Netze meinte vor Ort nur: „Sie können’s heute vergessen, heute wird es keinen Strom geben.“
Ohne Lüftung in der Küche kann die Taverna Kolokotronis nicht arbeiten
Kolokotronis schildert, wie er einem Mitarbeiter gegenüber deutlich wurde: „Ich habe gesagt: „Ich habe gestern nicht arbeiten können, heute auch nicht – wie soll das gehen?“ Nach circa 10 bis 20 Minuten sei plötzlich wieder Strom da gewesen. „Was da genau gemacht wurde, weiß ich nicht“, so der Gastronom.
Dennoch bleibt die Lage unsicher. Zwar verfügt die Taverna über Gasgeräte, aber ohne funktionierende Lüftung kann Kolokotronis nichts machen: „Kein Grill, kein Herd, kein Betrieb. Auch die Kühlung der Lebensmittel stellt ein Problem dar: „Ich bin gerade auf dem Weg zu Selgros, um noch einmal frische Ware einzukaufen. Ich weiß noch nicht, wie viele Lebensmittel ich im Restaurant wegwerfen muss.“
Der Gastronom kritisiert vor allem die Kommunikation der Verantwortlichen. „Ich habe bei der Hotline angerufen. Dort sagte man mir, man kenne das Problem, ich solle aber das Kleingedruckte in meinem Vertrag lesen.“ Diese Aussage ließ ihn sprachlos zurück: „Das ist nicht Ihr Ernst, oder? Ich brauche eine Lösung, keine Ausflüchte“, sagte er einem Mitarbeiter der Hotline am Telefon.
Ursache für den Stromausfall: ein Defekt in der Niederspannung
Als er später erneut bei der Hotline anrief, wurde ihm von einem anderen Mitarbeiter erklärt, dass man nur eine beauftragte Dienstleistungsfirma sei. Der Mitarbeiter sagte wörtlich: „Wir wurden nur eingestellt, damit sich die Leute ausheulen können, weil Netze BW das nicht macht.“ Das war die Aussage. „Ich empfinde das als absolute Frechheit.“
Laut Aussage eines Mitarbeiters sei die Ursache ein Defekt in der Niederspannung gewesen, bei dem eine von drei Fasern betroffen war. In der Nacht auf Samstag wurde demnach intensiv gearbeitet. Um 4 Uhr morgens kam der Strom zurück – allerdings nur kurzzeitig.
Nachdem es auch am Samstag zu Ausfällen kam, machte der Gastronom Druck, indem er einen Arbeiter vor Ort auf seine Lage und die anderer Gastronomen aufmerksam machte: „Ich habe einen der Arbeiter angesprochen und ihm gesagt, dass nicht nur ich betroffen bin, sondern auch fünf weitere Gastronomiebetriebe auf dieser Straße. Egal, was ihr macht, ich muss mein Restaurant öffnen können – hier geht es um meine Existenz.“
Offizielle Auskunft von Stuttgart Netze steht noch aus
Einen Notfallplan für den Fall, sollte der Strom weiterhin ausbleiben, habe er nicht: „Ohne Lüftung kann ich nichts machen. Kerzen im Gästebereich helfen mir nicht, wenn ich in der Küche nicht arbeiten kann.“
Hinzu kommt die Sorge um das Personal: „Das betrifft nicht nur mich, sondern auch meine Mitarbeitenden. Wenn wir nicht arbeiten können, verdienen sie nichts.“
Eine offizielle Auskunft von Stuttgart Netze steht bislang aus. Die Pressestelle war telefonisch nicht erreichbar und auf dem offiziellen X-Account (ehemals Twitter) wurde keine Störungsmeldung gemeldet. Unsere Redaktion hat am Samstagmittag eine schriftliche Anfrage mit Fragen zu Dauer, Ursache und betroffenen Haushalten verschickt. Eine Antwort steht bislang noch aus.