Stand: 26.07.2025 17:14 Uhr

Der Australier Kaden Groves hat die 20. Etappe der Tour de France gewonnen. In Pontarlier siegte er nach teilweise strömenden Regen überraschend als Solist. Zweiter wurde Frank van den Broek, Dritter Pascal Eenkhoorn. Tadej Pogacar verteidigte seinen Vorsprung im Gesamtklassement und steht vor dem Tour-Sieg.

16 Kilometer vor dem Ziel hatte sich Groves aus einer dreiköpfigen Ausreißergruppe abgesetzt. Untypisch für den Australier, der als starker Sprinter normalerweise keine Solo-Siege feiert. Für das Team Alpecin-Deceuninck machte Groves den damit bereits dritten Sieg bei dieser Tour perfekt: Jasper Philipsen hatte die 1. Etappe gewonnen, Mathieu van der Poel die 2. Etappe.

Groves hat mit dem größten Erfolg seiner Karriere nun bei allen Grand Tours Tagessiege gefeiert. Zuvor gewann der 26-Jährige bereits zwei Etappen beim Giro, eine auch in diesem Jahr, und sieben Etappen bei der Vuelta.

Kaden Groves (vorne) im Finale der 20. Etappe

Lipowitz trennen 120 km vom Tour-Podium

Florian Lipowitz erreichte mit der Favoritengruppe um Pogacar im Gelben Trikot das Ziel und fährt damit als Dritter im Gesamtklassement nach Paris. Dem Deutschen fehlen nun nur noch 120 Kilometer zum größten Erfolg eines Deutschen bei der Tour seit 2006. Auch das Weiße Trikot des besten Jungprofis trägt der 24-Jährige nach Paris. Sein erstes Fazit im Interview mit der Sportschau: „Die drei Wochen waren super hart und ich hätte niemals damit gerechnet, da überhaupt um das Podium mitfahren zu können. Da wird natürlich ein Traum in Erfüllung gehen.“ Für Pogacar gilt es nur noch, bei der letzten Etappe anzukommen. Sein Vorsprung auf den Gesamt-Zweiten Jonas Vingegaard beträgt 4:24 Minuten.

Nachwuchswertung (Weißes Trikot)

Platz
Fahrer
Zeit
1

Florian Lipowitz

74:06:08

2

Oscar Onley

+ 01:03

3

Kévin Vauquelin

+ 11:26

4

Ben Healy

+ 16:53

5

Raul Garcia

+ 2:04:49

Die 20. Etappe führte über 184,2 Kilometer von Nantua nach Pontarlier. Am vorletzten Tag der Tour ging es stetig auf und ab, es summierten sich dabei 2900 Höhenmeter. Und nicht nur das Profil sondern auch das Wetter hätte bestens zu einem Frühjahrs-Klassiker gepasst. Bei strömenden Regen und relativ kühlen Temperaturen ging es nach dem Start in die erste von vier Bergwertungen.

Pogacar hat Bergtrikot sicher

Louis Barré holte sich die ersten beiden Bergpunkte des Tages. Für den Franzosen war dies ohne Bedeutung, denn er hatte bislang in der Wertung für das Bergtrikot noch keine Punkte. Der Profi von Intermarché-Wanty sorgte aber für die Entscheidung in der Bergwertung. Pogacar war nun das Gepunktete Trikot auch theoretisch nicht mehr zu entreißen. Kommt der Slowene in Paris an, dann hat er auch das Bergtrikot gewonnen.

Richtig absetzen konnte sich Barrè aber nicht. Für viele Teams war die 20. Etappe die letzte Chance, einen Etappenerfolg zu erringen. Entsprechend groß war die Hektik im Peloton, es gab viele Attacken, immer wieder Lücken. Aber erst nach 65 Kilometern stand die erste Gruppe des Tages mit 13 Profis – mit dabei Groves, Tim Wellens und Matteo Jorgenson. Die beste Platzierung im Gesamtklassement hatte unter den Ausreißern Jordan Jegat. Der Franzose lag als Elfter vier Minuten hinter Ben O’Connor.

Im teilweise strömenden Regen ging es für die Profis nach Pontarlier

Erst nach 90 Kilometern Ruhe im Peloton

Im Feld gab es danach aber immer noch Teams, die nicht zufrieden waren und noch Fahrer nach vorne in die Gruppe schicken wollten. Daher blieb der Vorsprung der Ausreißer zunächst im Sekundenbereich. Erst nach der Hälfte der Strecke, nach über 90 Kilometern kehrte Ruhe ein, keiner hatte es mehr nach vorne geschafft – und der Vorsprung der Ausreißer wuchs schnell auf zwei Minuten. Auch das Wetter hatte sich inzwischen gebessert, nach einem sehr verregneten Auftakt trockneten die Straßen ab und es ließ sich auch die Sonne blicken.

Am schwersten Anstieg des Tages, der Cote de Thesy 66 Kilometer vor dem Ziel, sortierte sich das Feld vorne und dahinter neu. Die einzige Bergwertung des Tages der 2. Kategorie war 3,6 Kilometer lang und mit 8,9 Prozent Steigung im Schnitt schon richtig steil. Und sowohl in der Spitzengruppe als auch im Hauptfeld gab es Attacken. Harry Sweeny, der sich oben die fünf Bergpunkte holte, übernahm einige Kilometer nach der Wertung als Solist die Führung. Hinter dem Australier gab es zwei Verfolgergruppen.

Franzose Jegat rückt auf Platz zehn vor

Nach fast 30 Kilometern Solo-Flucht und 26 Kilomter vor dem Ziel, wieder bei strömenden Regen, war aber Sweenys Flucht beendet. Die neue Spitzengruppe bestand zunächst aus zehn Profis. Das Hauptfeld hatte zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Minuten Rückstand, damit war klar, dass der Sieg an einen Ausreißer gehen würde. Stürze und Attacken führten zu einer Reduzierung der Ausreißergruppe.

20 Kilometer vor dem Ziel war nur noch ein Trio vorne. Mit Groves und Jake Stewart waren zwei sprintstarke Fahrer dabei, der Dritte war van den Broek. Groves wollte es aber offensichtlich nicht auf einen Sprint ankommen lassen. 16 Kilometer vor dem Ziel setzte sich der Australier alleine ab. Die letzten zehn Kilometer ging er mit 52 Sekunden Vorsprung an. Für Jegat zahlte sich der Sprung in die erste Ausreißergruppe ebenfalls aus, der Franzose kam als Siebter ins Ziel und rückte in der Gesamtwertung auf Platz zehn.

Wie verändert der Montmartre die Paris-Etappe?

Am Sonntag kehrt die Tour nach einem Jahr Pause nach Paris zurück. Wegen der Olympischen Spiele in der französischen Hauptstadt war 2024 Nizza der finale Etappenort. In Paris liegt das Ziel wieder auf den Champs-Élysées. Allerdings dürfte es diesmal wohl keinen Sprint Royal geben. Erstmals geht es bei der 21. Etappe über den Paris Hausberg Montmartre, und zwar gleich dreimal. Die letzte Passage über den 1,1 Kilometer langen Anstieg mit im Schnitt 5,9 Prozent Steigung erfolgt sechs Kilometer vor dem Zielstrich. Puncheure dürften daher den Sprintern den Tagessieg streitig machen.