Halle. Die Faszination von Mafia-Filmen liegt für viele in dem starken Gruppengefühl, das die organisierten Verbrecher miteinander verbindet – auch über Gesetzesgrenzen hinaus. Man will als Zuschauer fast ein bisschen dazu gehören – zumindest bis ein Mitglied umgedreht wird, auffliegt und elendig erschossen wird. Dieses miteinander Verschworensein aber ist es, was Diane Hagemann und Karin Korenke mit ihrer noch jungen Künstler-Gruppe, der „Skizzen-Mafia“, erreichen wollen, nur eben ohne das unwürdige Ende, wie es oft in tatsächlichen Mafia-Clans eintritt.

Diane Hagemann zählt sich wie berichtet schon seit einiger Zeit zu den sogenannten Urban Sketchers, die mal mehr und mal weniger streng einem Manifest folgen. Dieses sieht zum Beispiel vor, dass spontan erstellte Skizzen, die die Künstler vom urbanen Leben anfertigen, fotografiert und veröffentlicht werden. Dieser Zeitung hatte sie um die Jahreswende herum angekündigt, gemeinsam mit ihrer Freundin Karin Korenke eine Gruppe in Halle gründen zu wollen, die sich an dem Vorbild der Urban Sketchers orientiert.

Nicht lange danach hat sie ihren Plan wahr gemacht – bereits vier Treffen hat die Haller „Skizzen-Mafia“ schon durchgeführt. Die Gruppe wächst derzeitig und hat inzwischen 20 Mitglieder. Die Termine der neugegründeten Gruppe haben es schon in das städtische Kulturmagazin „Hallerherz“ geschafft, und auch in den Haller Geschäften wie dem des Goldschmieds Otterpohl oder der Bücherstube Elsner (bald „Die Buchfischerei“) finden sich Hinweise auf das Kollektiv, das neuerdings sonntags durch die Stadt streift – immer auf der Suche nach lohnenden Motiven für das eigene Skizzenbuch.

Freundinnen aus Halle ist das Gruppengefühl wichtig

Teil der Treffen ist es, die angefertigten Skizzen zu fotografieren und zu veröffentlichen. - © Skizzen-Mafia

Teil der Treffen ist es, die angefertigten Skizzen zu fotografieren und zu veröffentlichen.
(© Skizzen-Mafia)

Bei ihrem letzten Treffen sind die „Mafiosi“ auf dem Haller Kirchplatz fündig geworden. Dort gibt es bekanntlich so manches schöne Fachwerkhaus zu sehen. Aber nicht nur das, wie Diane Hagemann verrät. „Da waren ein paar Männer in der Kneipe „Altstadt“ und haben Frühschoppen gemacht“, berichtet sie. Die hätten sich einige der Künstler kurzerhand zum Motiv erklärt. Später habe die Gruppe dann selber ein Sit-in in der Kneipe eingelegt, erzählt Hagemann, der es wichtig ist, das der Gemeinschaftsfaktor bei den Treffen nicht zu kurz kommt. „Ich kannte die meisten vor dem Treffen noch gar nicht“, sagt sie.

Vorgeschichte zu Diane Hagemann: Hallerin wird durch Hobby Teil einer weltweiten Bewegung

So seien etwa Teilnehmer aus Paderborn, Bielefeld und Steinhagen gekommen, die entweder durch die Zeitung oder Hagemanns Auftritt auf der Plattform Instagram auf die Skizzen-Mafia (Account: skizzen_mafia) aufmerksam geworden seien. „Wir zeichnen nicht nur zusammen, sondern lernen auch neue Leute kennen“, freut sich Hagemann. Wichtig ist ihr dabei vor allem eines: „Wir wollen niemanden mit irgendwelchen Regeln abschrecken“, sagt sie mit Bezug auf das Manifest der Urban Sketchers. Alles passiere freiwillig und niemand müsse sich zu irgendetwas gezwungen fühlen.

Manifest soll in Halle niemanden abschrecken

Karin Korenke (l.) und Diane Hagemann sind die "Familien-Oberhäupter" ihrer "Skizzen-Mafia". - © Skizzen-Mafia

Karin Korenke (l.) und Diane Hagemann sind die „Familien-Oberhäupter“ ihrer „Skizzen-Mafia“.
(© Skizzen-Mafia)

„Manche kommen total beladen, manche bringen nichts mit. Manche sagen, sie können gar nicht malen“, zählt Hagemann auf. Entscheidend sei das letztlich alles nicht. „Es geht darum, voneinander zu lernen und Spaß zu haben.“

Sie ist sichtlich dankbar für die vielen Gleichgesinnten, die sich in so kurzer Zeit der Gruppe angeschlossen haben. Schließlich hatte Hagemann bisher immer nach Osnabrück fahren müssen, um dieses Gemeinschaftsgefühl zu erleben. „Ich würde mich hier in Halle, wo mich jeder kennt, nur ungern allein vor eine Eisdiele setzen und loslegen“, sagt Hagemann, „aber in der Gruppe ist man stark und fühlt sich sicher.“

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Und das ist es doch eigentlich, was es so cool macht, ein Mafioso zu sein. Und bislang hat die „Skizzen-Mafia“ in Halle auch noch nicht im illegalen Gewerbe operiert, sodass eine „Ratte“, wie es so schön heißt, den Behörden rein gar nichts zu erzählen hätte.

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