BERLIN. Der Philologenverband begrüßt Bestrebungen der Politik, die ausufernde private Nutzung von Smartphones in der Schule einzuschränken. Bundesvorsitzende Prof. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Privathandys gehören nicht in den Unterricht! Die Schule muss wieder ein Ort der geschützten Kommunikation werden!“ Dem Landesverband Rheinland-Pfalz reicht es allerdings nicht, allein die Schulen in den Blick zu nehmen – er möchte Handys grundsätzlich aus Kinderzimmern verbannen.
Weg damit. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock
Studien zeigten, so Lin-Klitzing, dass ständige Ablenkung durch Nachrichten, soziale Medien und Spiele die Konzentrationsfähigkeit erheblich mindert und nachhaltiges Lernen erschwert. Zudem begünstige die permanente Verfügbarkeit digitaler Kommunikation Mobbing, Cyberbullying und sozialen Druck unter Jugendlichen. Auch das soziale Miteinander in der Klasse leide, wenn der Blick häufiger auf das Display als auf das Gegenüber gerichtet ist.
„Wenn wir Bildung ernst nehmen, müssen wir auch die Lernumgebung konsequent schützen“, so Lin-Klitzing weiter. „In der Schule sollen alle die Möglichkeit haben, sich intensiv mit Bildungsinhalten auseinanderzusetzen. Eine private Nutzung von Smartphones ist dabei hinderlich und störend – sowohl für die Lehrkräfte als auch für Mitschüler und Mitschülerinnen.“
Auch in anderen Staaten wie in Frankreich, Italien und Großbritannien gebe es ähnliche Bestrebungen mit dem Ziel, Konzentration, soziale Interaktion und den Lernerfolg zu fördern. Diese internationalen Beispiele zeigen: Die Debatte um die Rolle von Smartphones an Schulen ist kein rein deutsches Thema. Lin-Klitzing betont: „Schule ist kein digitaler Marktplatz für soziale Netzwerke – sie muss ein Raum für Bildung, Persönlichkeitsentwicklung und respektvollen Austausch bleiben.“
Auch der Philologenverband Rheinland-Pfalz weist auf die gravierenden Folgen eines ausufernden Smartphone-Gebrauchs hin. Psychologen und Psychiater wie Dr. Alexander Jatzko, ehemals Chefarzt des Westpfalzklinikums in Kaiserslautern, wiesen seit Jahren in Kooperation mit ihm auf die Problematik eines ausufernden Smartphone-Gebrauchs hin. Die Folgen seien:
- Lernbeeinträchtigungen: „Intensives Smartphone- oder Computer-Zocken löscht kurz zuvor Gelerntes. Nach dem Lernen sollten stattdessen beruhigende Aktivitäten wie Spaziergänge oder Spiele in der Natur folgen.“
- Psychische Auswirkungen: „Die Dopamin-Ausschüttung bei Spielen, Likes bei den sozialen Medien etc. führen nicht nur in Ausnahmefällen, sondern in der Regel dazu, dass Benutzer weiterspielen bzw. weiterklicken. Psychiater stellen als Folge übermäßigen Medienkonsums vermehrt Depressionen fest. Unkonzentriertheit und schlechte Leistungen in der Schule durch übermäßige Computer- und Smartphonenutzung sind Erscheinungen, die in den letzten Jahren ebenfalls in beängstigendem Ausmaß zugenommen haben.“
- Geschlechtsspezifische Risiken: „Jungen neigen eher zu Online-Spielsucht, während Mädchen oft von unrealistischen Schönheitsidealen in sozialen Medien beeinflusst werden.“
Cornelia Schwartz, Landesvorsitzende des Philologenverbandes, betont: „Ja, es ist wichtig, dass wir diese Debatte rund um das Smartphone führen. Wir sollten sie aber nicht auf die Zeit in der Schule beschränken, sondern verantwortungsbewussten Medienkonsum erst recht zu Hause einfordern. Ein Smartphone gehört nicht 24/7 ins Kinderzimmer. Es käme ja wahrscheinlich auch niemand auf die Idee, eine Wodkaflasche ins Kinderzimmer zu stellen, um damit verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol einzuüben – so die Reaktion einer Kollegin neulich im Rahmen einer im Lehrerzimmer geführten Debatte. Nein, wir Erwachsene sind gefragt, Kinder mit dem Smartphone nicht alleine zu lassen. Manchmal ist es ein Kampf, aber er muss geführt werden – zum Wohle der Kinder, der Erwachsenen und der Gesellschaft.” News4teachers